Termin 14.04.2013
Am Vortag war ich wandern. Gute 16 km als Bewaffneter, mit Schild, Speer, Helm und Gambeson. Hat mal wieder irre Spaß gemacht, da Oliver eine neue Strecke durch die Hohe Mark ausbaldowert hat, aber der Muskelkater... Den bekämpft man am Besten mit Bewegung, also auf zum Acker, dachte ich mir. Leider ging mir viel zu früh die Puste aus. Zum Glück war diesmal Werner mit dabei, der mich gegen Ende doch ziemlich "mitgeschleift" hat. Danke dafür, Wern. (Du gräbst wie ein Hund!)
Als erstes haben wir den hinteren, bewaldeten Teil des Geländes abgesucht, nach neuem Baumaterial für unseren Zaun. Tatsächlich haben wir an den Haselnusssträuchern noch die eine oder andere verwendbare Rute gefunden und auch einen jungen Baum, den wir für die Zwischenpfosten verwenden konnten. Während Werner den Zaunbau vorangetrieben hat, habe ich das Feld für die Pastinaken und Rettiche aufgehackt und umgegraben.
Anschließend haben wir das zweite Beet ummauert (wobei Geoffrey trotz Erkältung noch eingesprungen ist) und dann ging es ans Auffüllen der beiden neu eingefassten Beete. Dafür waren mehrere Kubickmeter Erde erforderlich. Das notwendige Material haben wir zum Teil dadurch gewonnen, daß wir die Wege zwischen den Beeten begradigt haben. Den Großteil haben wir unter dem gewaltigen Komposthaufen hervorgeholt. Durch die dreißig Jahre Wildwuchs am Standort unseres Gartens sind wir mit gutem Boden gesegnet, doch unter dem Komposthaufen haben wir wirklich hervorregende Erde gefunden, schwarz, lehmig und humusreich. Doch leider auch durchsetzt mit Zweigen, Wurzeln von Dornengebüsch, alten Dichtungsringen und Plastikscherben, die mir aus dem Lampenkasten eines PKW zu stammen schienen. Was wird da kompostiert? Ein alter VW Käfer? Werner und mir blieb nichts anderes übrig, als die Erde von Hand durchzusieben. Mit dem gewonnenen Material haben wir dann beide Beete aufgeschüttet, vor allem am Hang abwärts, um den Höhenunterschied auszugleichen.
Nachdem wir die Beete mit dem Holzrechen noch fein durchgeharkt und von Gras, Moos und anderem Fremdbewuchs gereinigt hatten, ging es endlich an die Aussaat. Zuerst standen Pastinake und Rettich an.
Pastinake (Pastinaca sativa) war letztes Jahr unser größter Ernteerfolgt. Wir hatten dermaßen gut gelungene Exemplare in unserem Garten, daß Werner Schwerstarbeit leisten mußte, um sie aus dem Boden zu kriegen. Die Ernte war so gewaltig, daß ich einige immer noch übrig habe, obwohl ich gut zwei Kilo verschenkt habe. Deshalb haben wir uns entschlossen, dieses Jahr weniger Pastinake anzubauen und die Hälfte des Beetes mit Rettich zu bepflanzen. Wir wollten bei Wurzelgemüse bleiben, da es in unserem Garten sehr erfolgreich wächst, zumindest im letzten Jahr. Nun, offensichtlich wußten die Leute, die damals an gleicher Stelle ein Spargelbeet anlegten, was sie taten - im Gegensatz zu uns Hobbybauern, die sich strikt an das Verfahren "try and error" halten.
Also Rettich. Warum Rettich? Die Idee stammt von mir. Rettich (Raphanus sativus) ist im Capitulare de villis vel curtis imperii als Radices aufgeführt, ebenso unter dem selben Namen im Klosterplan St. Gallen und unter dem Namen Rafanum im De cultura Hortorum. Rettich im Garten (Raphanus sativus
) ist für unsere Epoche also durch verschiedene Quellen zu belegen. Doch wie sah der Gartenrettich aus, zur damaligen Zeit? Was Zuchtsorten betrifft, gilt es Vorsicht walten zu lassen, denn die können sich von den heutigen deutlich unterscheiden. Zum Rettich konnte ich tatsächlich etwas finden und zwar eine Malerei aus dem Wiener Dioskurides, Byzanz 512 n. Chr.
http://www.google.de/imgresnewwindow=1&tbm=isch&tbnid=Lf2cSijWZmX-BM:&imgrefurl=...Das ist deutlich runder und kleiner, als der "Radi" und andere Riesenrettiche, die wir heute kennen. Aber in der Proportion zum Grünzeug muß die Wurzel eindeutig größer gewesen sein, als die heute bekannten Radieschen. Nach kurzer Suche habe ich bei meinem bevorzugten Saatgutlieferanten etwas gefunden, was dem von Form und Farbe nahe kommt.
http://www.dreschflegel-shop.de/popup_image.phppID=2422Dieses Beispiel soll dem geneigten Leser (zu meiner Überraschung habe ich festgestellt, daß es die tatsächlich gibt) zeigen, wie Werner und ich aussuchen, was wir anbauen.
Wer den "Hortulus" kennt, der weiß, daß Strabo den Rettich nicht nur als Nahrung, sondern auch als Heilmittel erwähnt. Pflanzen, die für verschiedene Zwecke verwendet werden können, haben es mir angetan. Daher wollte ich in diesem Jahr auch verschiedene Kräuter in unseren Bauerngarten aussäen, die als Küchenkraut oder als Heilkraut und manchen für beide Zwecke in den Quellen erwähnt sind. Wir sind auch gleich zur Tat geschritten und haben ausgesät:
Echter Andorn (Marrubium vulgare)
Bohnenkraut (Satureja)
Liebstöckel (Levisticum officinale)
Muskatellersalbei (Salvia sclarea)
Kamille (Matricaria chamomilla)
PS: Am nächsten Tag kam ich vor Muskelkater kaum aus dem Bett. Wie war das: Wenn du über Vierzig bist und dir nichts weh tut, dann bist du tot. Man, was war ich an dem Tag lebendig.