Um zum ursprünglichen Thema zurückzukommen: Hose oder Bruche.
Ich habe mir schon seit langem dazu Gedanken gemacht, der Ursprung bzw. der Zeitpunkt wo Bruche mit Beinlingen die Hose im allgemeinen Gebrauch ablösten, scheint ja in der Geschichte irgendwie verschüttet worden zu sein (wie so vieles was uns heute interessiert)
Was bleibt sind zum einen die Hinweise auf die Germanen die ja schon zur Zeit der Römer als "hosentragend" bezeichnet wurden - und somit wahrscheinlich auch die Angeln, Sachsen und Jüten, die im 5. Jahrhundert zu den Britischen Inseln "rübermachten" Hosen trugen. Und zum anderen die ersten sicheren Belege und Abbildungen von Strümpfen/Beinlingen über einer "kurzen Hose".
Für mich stellt sich die Sache so dar: Die ursprüngliche Hose war erst weit und allgemein verbreitet. Dann kam eine neue "Mode" auf (insbesondere bei Reichen, Adligen und aus dem kontinentalen Westeuropa) - die bisher lange Hose wurde bei denjenigen, die "etwas auf sich hielten" und dies auch zeigen wollten, kürzer (und allmählich zu leinernen Unterhose [= Bruche] zurückentwickelt) und durch farblich auffälligeren Beinlingen ergänzt.
Es werden eine Zeitlang beide Beinkleidungstypen nebeneinander existiert haben (insbesondere durch soziale Unterschiede gegeben), bis die lange Hose ganz aus der Kleidertruhe verschwand. Dieser Prozess hat sich in Europa über einen längeren Zeitraum (vermutlich im 11.-12. Jahrhundert), regional unterschiedlich schnell (u.a. beeinflusst von Invasionen und Erorberungen [Wikinger, Normannen]) und in Städten eher als auf dem Lande vollzogen.
Da die Textilfunde aus dieser Zeit auch nicht so berauschend vielfältig sind (und oft nur schmale Ausschnitte der damaligen sozialen Struktur repräsentieren) bleibt leider eine neblige Grauzone im Wissensstand - davor und danach ist die Sachlage wahrscheinlich deutlicher und klarer.
Fazit: je nach Darstellung ist für diesen Zeitraum das Tragen von langen Hosen (evtl. mit Wadenwickeln) als alleiniges Beinkleid genauso korrekt wie Bruche und Beinlinge.