Teil zwei ist dem eingesetzen Werkzeug gewidmet.
Bisher steht uns nicht viel an historisch korrektem Werkzeug zur Verfügung, weshalb auch modernenes eingesetzt wurde. Das ist zwar Schade, aber zumindest hat es dazu geführt, daß wir Vergleichsmöglichkeiten haben, die vielleicht auch ganz interessant sind.
Sense
Wie bereits erwähnt, habe ich den Acker erstmal mit einer Sense zugänglich gemacht und einiges an Wildwuchs kurz geschnitten. Als erstes Werkzeug kam dabei eine Sense zum Einsatz, die zwar keine Replikation einer Sense aus dem 12. Jahrhundert war, aber immerhin bestand sie aus einem geraden Holzschaft, zwei Griffen und einem Sensenblatt. Da Bilder bekanntlich mehr sagen, als tausend Worte...
Meine Sense:
Zum Vergleich:
(Hunterian Psalter, ca 1170)
Und noch ein Link zur Abbildung einer Sense im John Worcester Chronicle (fortgeführt bis 1140):
http://www.lib-art.com/artgallery/14403-chronicle-english-miniaturist.htmlDas Sensenblatt war gedengelt und gewetzt worden, seit sie zum letzten Mal benutzt wurde und schnitt zunächst mühelos durch Brennesseln und auch dickere Dornenzweige. Ich hatte nie zuvor eine Sense benutzt und war daher völlig erstaunt, wie gut die Arbeit von der Hand ging. Jedoch hat sich die Sense mit der Zeit immer mehr in den Ranken des Gestrüpps verfangen, das Schneiden wurde schwerer und ich mußte zunehmend mehr reißen. Schließlich brach der Holzstiel.
Danach habe ich eine moderne Sense benutzt. Auch hier war das Blatt nachweislich sehr scharf, hatte aber leider eine tiefe Scharte, die sich immer mehr zu einem Riss ausgeweitet hat, weshalb ich auch mit diesem Werkzeug nicht weiter machen konnte.
Wie sehr Werkzeug beansprucht wird, wenn man ein Feld von Hand rodet, ist die erste Erkenntnis gewesen. Leider ist noch mehr Werkzeug zu Bruch gegangen, und das ein ausgetrockneter, holzwurmzerfressener Stiel nichts taugt, soll auch nicht mein Fazit sein. Ich denke vielmehr, daß ich das falsche Werkzeug bentutzt habe. Zumindest für das dickere Gestrüpp wäre ein Haumesser oder sogar eine Axt besser gewesen.
Hacke
Der nächste Arbeitsgang war das Aufbrechen des Bodens, um die Wurzeln des Gestrüpps zu beseitigen und den Boden zu lockern, damit er umgegraben werden kann. Als Hacke haben wir ein Exemplar zur Verfügung, das der Rundhacke ähnlich ist, die zur Zeit in der Salierausstellung in Speyer zu sehen ist.
Hier ist Werner mit seiner Hacke zu sehen:
Laut dem Ausstellungskatalog ist nicht bekannt, ob die Hacke zu Feldarbeit, Straßenbau oder Holzbearbeitung verwendet wurde. Wir verwenden unsere Hacke zur Feldarbeit und dafür eignet sie sich sehr gut. Sie bricht nicht nur die harte Scholle auf, sondern zerhackt auch Wurzelwerk. Solange sie intakt sind, lassen sich Wurzeln selbst mit aller Gewalt kaum aus dem Boden ziehen, weshalb ein Zerkleinern unablässig ist. Aufgrund ihrer Form dringt die Rundhacke jedoch nicht sonderlich tief in den Boden ein. Um an die Wurzelknollen heran zu kommen, bedarf es mit der Rundhacke viel Arbeit. Die moderne Spitzhacke, die wir zum Vergleich eingesetzt haben, dringt deutlich tiefer, ist aber weniger gut geeignet, um die Scholle zu wenden, da sie viel schmaler ist. Wo die Rundhacke ganze Soden heraus löst, hackt die Spitzhacke sie nur auf. Wie sich herausstellte besteht die beste Vorgehensweise darin, den Boden zuerst mit der Spitzhacke und dann mit der Rundhacke zu bearbeiten.
Wen wundert es da, daß es auch schon früher verschiedene Formen von Hacken für verschiedene Arbeiten gab:
(Heidelberger Sachsenspiegel, um 1300)