Aus dem Lexikon des Mittelalters:
Zitat:[1] Holzblasinstrumente: Sehr alte und im bukol. Bereich überaus häufige Holzblas-I. sind Pan- und Weidenflöte. Sie bestehen aus einem (Weidenflöte) oder mehreren ausgehöhlten Holzstücken (Panflöte), die an beiden Enden offen sind. Grifflöcher besitzt ledigl. die Weiden-, nicht jedoch die Panflöte. Bei letzterer wird der den Lippen des Spielers entströmende Luftstrom schräg auf die Kante der oberen Öffnung geblasen (St. Germain-des-Prés, ca. 1070: Paris, Bibl. Nat., lat. 11550, fol. 7 v.).
Querflöten: (Quer-)Pfeifen, (Quer-)Flöten, Piffari und sog. Schwegel bestanden im frühen und hohen MA aus einer zylindr., hölzernen, meist in einem einzigen Stück gefertigten Röhre, die an der Anblasseite mit einem Pfropfen verschlossen war, und in die 6 Grifflöcher und ein Anblasloch eingebohrt sind. Querflöten trugen im frühen MA die Bezeichnung plagiauloi oder tibiae vascae. Später hieß die Querflöte auch flûte allemande. Nach den Abbildungen zu urteilen, wurden Querpfeifen sowohl linkswie rechtsgriffig (Cantigas de Santa Maria, ca. 1280: Escorial J.b. 2, fol. 218 v.) gespielt. Kleinere Exemplare hatten oftmals nur 3 Grifflöcher, damit der Spieler mit der anderen Hand noch ein zusätzliches I. bedienen konnte (z. B. eine Trommel). Ab dem 15. Jh. wird die Querflöte in unterschiedl. Stimmlagen gebaut. Während des ganzen MA hatten die Flöten keine Klappen.
Blockflöten: (engl. recorder, frz. flûte douce, flûte à neuftrous oder flûte d'Angleterre, it. flauto): Im 14. Jh. treten vermehrt Flöten auf, bei denen ein Labium mit Windkanal in Schnabelform am I.nkorpus angearbeitet ist (sog. Kernspaltflöten). Deshalb spricht man gelegentl. auch von einer Schnabelflöte. Zu den sechs an der Oberseite sichtbaren Grifflöchern gesellt sich ein auf der Unterseite befindl. Daumenloch, durch das ein Überblasen ermöglicht wird. Das älteste erhaltene Exemplar (um 1390) stammt aus den Niederlanden (Gemeente Mus., Den Haag). Gebräuchl. Tonlagen der Blockflöte sind: Sopranino (Garklein), Sopran, Alt, Tenor, Baß und Großbaß. Eine seltene Abart der Blockflöten ist das - von Virdung und Agricola abgebildete - Gemshorn, ein Tierhorn, das an seinem breiten, offenen Ende mit einem Pflock verschlossen ist. Wie die Blockflöten besitzt es einen Windkanal, ein Labium und Grifflöcher. Es unterscheidet sich aber darin von den ersteren, daß die Mündung in der engen Hornspitze liegt. Vgl. Dürers Randzeichnung zum Gebetbuch für Ks. Maximilian I. (1515).
Instrumente mit doppeltem Rohrblatt: Bei diesen Holzblas-I.n wird ein spezielles Mundstück, Rohrblatt gen., zum Anblasen benutzt. Das Rohrblatt besteht aus zwei dünn ausgehobelten Schilfrohr-Blättchen, die gegeneinander auf ein Messingröhrchen gebunden werden. Beim Hineinblasen beginnen die Blättchen gegeneinander zu vibrieren und versetzen so die Luftsäule im I.nkorpus in Schwingung.
Dudelsack: (lat. tibia utricularis, engl. bagpipe, it. cornamusa und zampogna, frz. musette), eines der ältesten Doppelrohrblatt-I. Bei Hieronymus heißt der Dudelsack chorus. Er besteht aus einem Balg und zwei Pfeifen, einer stummen zum Hineinblasen und einer klingenden mit Doppelrohrblatt. Meist haben Dudelsäcke nicht nur eine Spielpfeife, sondern mehrere (konisch und zylindrisch). Zudem werden - wie bei der it. Zampogna - am Dudelsack Bordunpfeifen angebracht, die beim Hineinblasen in den Balg ständig ertönen (vgl. z. B. Brit. Libr., Stowe 17, fol. 44 v.).