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Mittelalterliche Stoffe (Gelesen: 10886 mal)
Bertulf
Fyrdsmann
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Wer Mut hat leistet Widerstand.

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Mittelalterliche Stoffe
11.01.08 um 21:18:41
 
...bei meinen Rüst- und Bekleidungsarbeiten stellt sich mir immer mehr die Frage, welche Stoffe für das 11. bis 12. Jahrhndert in Frage kommen. Meist ist von Leinen die Rede. Baumwolle, klar..., wurde erst später nach Europa  importiert. Doch was ist mit Hanf/Jute? Seit wann gibt es diesen Stoff in unserem Zeitfenster? Haupsächlich habe ich Jute-Stoff (mit viel Leim) zur Bespannung meines Kites benutzt. Höllisch hart hinterher.  Würde das gleiche Material gern für das Armpolster nutzen... Nur ist das sogenannt "A" , weil sichtbar, oder sollte man auf Leder oder echtes Leinen ausweichen?
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Tankret de Donjon-Blanc
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Dorsten-Wulfen
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Re: Mittelalterliche Stoffe
Antwort #1 - 11.01.08 um 23:32:31
 
"Jute ist eine Bast-Faser aus den Stängeln der Corchorus-Pflanzen Corchorus capsularis und Corchorus olitorius. Diese einjährigen, krautigen Pflanzen erreichen Wuchshöhen von bis zu 4 Metern. Sie stammen aus Ostasien und benötigen ein immerfeuchtes, tropisches Klima (optimale Temperatur 27 bis 31°C, Niederschlag > 1.500 mm/Jahr). Corchorus olichorius ist im tropischen Afrika und Asien heimisch. Die Früchte sind giftig." aus http://de.wikipedia.org/wiki/Jute
Die Fasergewinnung erfolgt durch Rösten, Waschen und Trocknen (Trennung der Sklerenchymbündel im Rindenteil des Stängels). Jute-Fasern werden u. a. für Verpackungsmaterialien (beispielsweise Säcke), grobe Garne und Teppiche verwendet. Jute gehört zu den „nachwachsenden Rohstoffen“.

Eigenschaften der Jutefaser:

    * Jutefasern sind vollständig biologisch abbaubar.
    * Sie ist eine natürliche Faser mit goldenem und seidenem Glanz, folglich auch genannt „die goldene Faser“
    * Sie ist die preiswerteste Pflanzenfaser.
    * Sie ist die zweitwichtigste Pflanzenfaser nach Baumwolle.
    * Sie hat hohe Dehnfestigkeit mit niedriger Dehnbarkeit, dieses bedingt die Qualität als industrielles Garn und Gewebe.
    * Sie ist eine der vielseitigsten natürlichen Fasern, die in den Rohstoffen für Verpackungen und Geweben benutzt worden ist.
    * Jutefasern lassen sich gut färben
    * Sie sind jedoch sehr fäulnisanfällig und riechen streng.

Die Blätter von Corchorus olichorius heißen auf arabisch Malachija oder Nalta und werden als Gemüse gegessen. Teilweise werden sie auch getrocknet und zu einer Suppe verarbeitet. In Indien wird Corchorus olichorius auch als Faserpflanze angebaut, die Qualitat steht der von Corchorus capsularis aber deutlich nach." aus http://de.wikipedia.org/wiki/Jute
Die Wikipedia ist manchmal ganz praktisch. Aus ihren Angaben würde ich sagen:
Eine Verwendung im europäischen Mittelalter würde ich lassen. Die konnte man damals nur sehr schlecht exportiert worden sein ( man bedenke feuchte Schiffsrümpfe, keine Zentralheizung usw.) und ihr Export macht auch keinen Sinn (Allein der Transport ist teurer als einheimisches Leinengewebe.)
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mit ritterlichem Gruß Tankret de Donjon-Blanc
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William de Granville
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Freischwebendes Radikal
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Hünxe
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Re: Mittelalterliche Stoffe
Antwort #2 - 14.01.08 um 13:10:16
 
Baumwolle soll für 12 Jahrhundert auch vorkommen.

Darauf deuten Materiallisten hin in denen Verbandsmaterial aus Baumwolle gefordet wurden. Das deutet auch darauf hin das Baumwolle auch kostengünstig war, sonst hätte man es wohl kaum für wunden genommen.

Martin hat dich ja mit Jute daten versorgt.

Deiner Liste fehlt noch Seide, die ist aber auch heute noch Teuer und schlecht zu beschaffen.

Ausser den Stoffen an sich solltest du dich vor allem um möglich Farben der einzelnen Stoffe kümmern. Nicht jeder Stof war in jeder Farbe verfügbar, aber dazu gibt es schon Themen die da sehr ausführlich drauf eingehen.

MfG
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Soweit von mir
MfG William aka Claas
p.s. Rechtschreibfehler sind gewünscht und dienen der Belustigung des einfachen Volkes !
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Bertulf
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Re: Mittelalterliche Stoffe
Antwort #3 - 14.01.08 um 18:35:18
 
Als Kite-Bespannung ist Jute nicht schlecht (für den Anfang) und sieht nach der Bemalung auch cool aus...aber für Gewandung..nein, würde ich auch nicht machen.. hätte mir auch nicht träumen lassen, in meinem Alter noch mal zu Nadel und Faden zu greifen. Aber so ist´s nun mal.

Das mit der Baumwolle im 12. ist interessant. Nur muss diese möglicherweise importiert worden sein?

Bis denne...
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Tankret de Donjon-Blanc
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Re: Mittelalterliche Stoffe
Antwort #4 - 14.01.08 um 19:36:29
 
Durch die Araber wurde Baumwolle u.a. im 8. Jhr in Spanien eingeführt. Hochqualitative Baumwolle für Gewänder dagegen wurde immer aus dem Orient nach Europa eingeführt.  So steht es zumindest im Lexma unter Baumwolle. Das wurde aber unter anderen Themen schon vielfach erwähnt.
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mit ritterlichem Gruß Tankret de Donjon-Blanc
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Bertulf
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Wer Mut hat leistet Widerstand.

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Re: Mittelalterliche Stoffe
Antwort #5 - 14.01.08 um 21:09:38
 
hhmm... In anderen Foren wird Baumwolle immer verneint....für 11 bis 12. JH... in Europa. Es wird nur Leinen und Baumwolle erwähnt..in den entsprechenden Bindungen. Trotzdem bestätigt es auch meine Auffassung, dass Baumwolle schon in dieser Zeit in Europa verfügbar gewesen ist. Es hat ja auch damals Handel gegeben...
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Werner
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Re: Mittelalterliche Stoffe
Antwort #6 - 15.01.08 um 00:54:30
 
Hi!

Also Tankred bringt es schon auf den Punk. Hochwertige "reines" Baumwollgewebe konnte, wenn ja nur über den Import kommen. Bekannt ist, dass die in Europa verarbeiteten Baumwollgewebe überwiegend Mischgewebe waren. Diese waren auch nicht von so hoher Qualität, deswegen tauchen sie zum Bsp. ja auch zum Ende des 12. Jahrhunderts auch in den schon genannten Materiallisten eines Krankehauses als Verbände und Bettlaken auf.
Desweiteren tauchen für den italienischen Raum in Urkunden auch Baumwollweberein im letzen Drittel des 12. Jahunderts auf.
Kleidungsfunde aus dem 12. Jahrhundert die Baumwolle enthalten sind mir nicht bekannt. Liegt evt. daran, dass die erhaltene Kleidung Gewänder des Adels sind - Krönungsgewänder etc. - und die waren immer aus den feinsten Stoffen.  Evt. liefen einige Leute in Baumwollmischgeweben rum, aber solange dies nicht belegtr ist, sondern nur vorstellbar würde ich dies auch nicht machen.
Ich persönlich würde sie, wenn nur als Mischgewebe mit Leinen oder Hanf benutzen - aber wie gesagt nicht für Kleidung sondern zB. als Futter für Gambis, Polsterungen ,"Bettlaken" Zwinkernd  etc. ... warum auch nicht.

Fazit - bzw. meine Meinung:

Die Fakten über den Stoff sind bekannt. Quellentechnisch ist dessenn Verwendung und Produktion für das 12. Jah. in Europa gesichert.   - Warum ihn  aber manche ablehnen oder ihn ganz meiden und sofort Pfui rufen?  -   Eben das ewige nörgeln in der Szene....kann man getrost überhören. Und wenn man, wie ich schon sagte sicher sein will, eben nicht als Kleidung verwenden sondern nur für anderes.
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Der im Strîtgewand tanzt
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Tankret de Donjon-Blanc
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Re: Mittelalterliche Stoffe
Antwort #7 - 16.01.08 um 19:41:39
 
Das "Lexma" (Lexikon des Mittelalters)  ist ein unter Historikern als zitierfähig bekanntes Nachschlagewerk. Es ist also über einen Zweifel in einem anderen oder allen  Foren erhaben. Es ist ja bekanntlich nicht so das die Mehrheit immer recht hat. Um das Lexma hier auszuhebeln müsste man schon beweisen das die dort angegebenen Quellen Fälschungen sind.   
Ich vermute mal das diese Ansichten über Baumwolle von den Frümis stammen (wo sie dann auch ihre Berechtigungen haben) und von einigen Homis (oder Gromis?) stupf übernommen wurde.
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mit ritterlichem Gruß Tankret de Donjon-Blanc
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Bertulf
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Re: Mittelalterliche Stoffe
Antwort #8 - 17.01.08 um 19:01:17
 
Thema Stoffe abgehandelt. Dank euch. War sehr aufschlussreich. In den verschiedenen Foren im Web wurden nur unzureichende Antworten zum Thema und der Historie gegeben. Ok, für meine Darstellung (den "kurzärmligen Normannen" - bei Gambi und Kettenhemd) ist die Verwendung von Leinen und Wolle besser.

Aber: Muss man das sogenannte "A" immer befolgen, z. B. bei gepolsterten Kopfhauben.. unter der Kette?
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Sascha
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Re: Mittelalterliche Stoffe
Antwort #9 - 18.01.08 um 06:31:02
 
Beim Kämpfen geht die Sicherheit vor ganz klar!!!!!
Aber nicht jemanden die Polsterhaube als "A" verkaufen...das ist dann nicht ok.
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