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Furor Normannicus zu Besuch in Flaesheim |
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in gemütlicher Nachmittag bei Freunden:
Auf Einladung
des Flaesheimer Heimatvereins verschlug es Furor Normannicus wieder einmal in das kleine westfälische Dorf nahe des durch die Herculaneum-Ausstellung
bekanntgewordenen Haltern am See. Dort hatten es sich die Mitglieder des Heimatvereines schon unter einer schattenspendenden Baumgruppe
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unweit
der alten Stiftskirche aus dem 12. Jahrhundert gemütlich gemacht. Eifrig wurden Würstchen auf dem Grill gewendet und leckerer Kuchen ausgeteilt.
Die Gastnormannen indes hatten natürlich einige Ausrüstung im Gepäck, die die Anwesenden nach Herzenslust anfassen, anziehen oder ausprobieren
durften. Trotz der tropischen Hitze durfte natürlich auch der eine oder andere Schwertkampf nicht fehlen.
Unsere Gastgeber ließen uns im Gegenzug weder hungern noch dürsten. Sogar eine kleine Führung durch die Stiftskirche gab es.
Übrigens waren alle Interessenten eingeladen, der kleinen Veranstaltung beizuwohnen. Die Einnahmen kamen dem Verein "Haltern hilft Hikkaduwa" zugute,
der sich in den vom Tsunami betroffenen Regionen engagiert.
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Und es geht doch: Bei Werla siegt Kultur über Kommerz |
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tellt Euch vor, ihr wäret auf einem Rolling Stones
Konzert", mahnt ein Reiter eine Gruppe kostümierter Gäste, die ein wenig verwirrt dreinschaut. "Ihr könnt selbst nur zwei Akkorde spielen, aber plötzlich
stürmt ihr auf die Bühne und fangt an, mitzuspielen", fährt der Reiter fort. "Was würde wohl geschehen?" Die fantasievoll gekleideten Besucher verstehen
den Wink und trollen sich nach Hause, um dann in moderner Freizeitkleidung zurückzukehren - zur Kaiserpfalz Werla, am vergangenen Wochenende Schauplatz einer
bemerkenswerten Veranstaltung.
Unter dem Titel "Kaiserpfalz Werla. Leben vor 1000 Jahren" feierte ein nicht unumstrittenes Projekt Premiere. Das größtenteils versiegelte Bodendenkmal
der alten Kaiserpfalz unweit der ehemaligen innerdeutschen Grenze im Harz vor der Zerstörung durch die moderne Landwirtschaft zu retten, war das Anliegen der Veranstalter.
Doch ob eine Mittelalter-Veranstaltung der richtige Motor für einen künftigen archäologischen Park sein könnte? In dieser Hinsicht gab es auf Seiten zuständiger Archäologen
doch einige Zweifel. So mancher konnte sich nicht so recht vorstellen, daß man die hehren Ziele der Wissenschaft mit einigen hundert Hobbyisten in rekonstruierten Trachten
in Einklang bringen könne.
Die Veranstalter glaubten aber an ihr Konzept. Mit einer Auswahl seriöser Gruppen, deren Schwerpunkt auf historisch fundierter Darstellung liegt, sollte ein Niveau erreicht
werden, das klar über dem herkömmlicher Kommerzmärkte liegt.
Besonders deutlich wurde der museale Charakter der Veranstaltung auch an der Aufteilung der rund 300 Akteure in verschiedene Zeitinseln.
Klar nach den dargestellten Perioden aufgeteilt, entstanden so homogene Bereiche, die der Besucher durchwandern konnte. Wer mochte, konnte
also seine Reise im Frühmittelalter beginnen und schließlich im ausgehenden Spätmittelalter ankommen.
Optische Highlights und Aktionen wurden
auf jeder Insel geboten. Von den Netzen und Reusen des frühmittelalterlichen Fischers über die ungarischen Reiterkrieger zu den normannischen
Hastingskrieger, von den Trachten des Hochmittelalters über das aufkommende Bürgertum hin zu den Kanonen und Hellebarden der spätmittelalterlichen
Söldnerheere reichte der mögliche Erlebnisbogen der Besucher.
Damit die Gäste nicht nur schauen, sondern auch etwas über die geschichtlichen Hintergründe erfahren konnten, waren die Akteure angehalten,
sich um die Besucher zu kümmern, ihre Fragen zu beantworten und sie in das Geschehen einzubeziehen.
Auch am Lager von Furor Normannicus stießen die Besucher nicht auf taube Ohren. Unsere Bogenexperten zeigten und erklärten die Herstellung eines Bogens,
die Verwendung von Birkenpech zum Kleben der Pfeilbefiederung oder die verschiedenen Spitzen der mittelalterlichen Pfeile. Auch der Selbstversuch in mittelalterlicher
Rüstungstechnik war kein Problem - Kettenhemden, Helme und Wattierungen konnten unter Anleitung angezogen, Schwerter und Schilde in die Hand genommen werden.
So leisteten auch wir unseren kleinen Beitrag zum Gelingen der Veranstaltung.
Viele Besucher zeigten sich hocherfreut über das abwechslungsreiche Programm und das interessante Konzept von Werla. "Das kannten wir hier so noch nicht", war
ein oft gehörtes Lob. Auch das gute Wetter am Sonntag sorgte dafür, daß sich eine große Besuchermenge auf den Weg nach Werla machte.
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Es wurde deutlich, daß das Konzept Werla aufgegangen war. Auch ganz ohne Kirmesrummel, mit weit abseits liegenden Imbißbuden und einem hohen Maß
an historischer Ernsthaftigkeit lassen sich Menschen für das Thema Geschichte begeistern. Und wenn Mitorganisator Claus Meiritz dann doch einige
Besucher zum Umkleiden mahnen mußte, weil sie sich trotz eindeutigen Hinweis verkleidet auf den Platz begeben hatten, so beugte dies nur einer
Verwässerung des Konzeptes vor.
Man kann sich eine Wiederholung dieser Veranstaltung, die am Ende auch ihre meisten Kritiker überzeugte, nur wünschen.
ebt mir einen Krieg", so fordert
der unheimliche Templerführer von seinem Mitstreiter. Auch Ridley Scott kommt dieser Aufforderung im gestern angelaufenen Kreuzfahrerepos
"Königreich der Himmel" (im Original "Kingdom of Heaven") nach... zum Teil überraschend gut.
Als Ridley Scott anno 1999 mit "Gladiator" das längst verblichen geglaubte Genre des Sandalenfilms reanimierte, hagelte es aus Historikerkreisen
Kritik. Die Gladiatoren seien völlig falsch dargestellt und ausgerüstet, die Kampfweise der Legionäre unrealistisch. Mit "Königreich der
Himmel" hat sich Scott nun ins Mittelalter begeben, und diesmal scheint er besser aufgepaßt zu haben.
Vergleicht man den Film nämlich mit anderen, viel zu oft unsäglich schlecht ausgerüsteten Hollywoodproduktionen, so
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fallen die Kostüme der Schauspieler durchaus positiv ins Auge. Nur wenige Kleidungsschnitzer wie etwa Eisenhüte (in dieser Form Ende des 12. Jahrhunderts nicht
belegt) stehen einer großen Anzahl von vergleichsweise guten Präsentationen historischer Kleidung und Rüstung entgegen.
Sicherlich geht niemand nur wegen der Kostüme ins Kino, aber diese trüben bei "Königreich der Himmel" immerhin nicht das Bild. Neben der schon
etwas älteren Eco-Verfilmung "Der Name der Rose" von Jean-Jacques Annaud ist Scotts neues Epos trotz aller Schwächen neue Ausrüstungsreferenz, was Kinofime zum
Thema Mittelalter angeht.
Bei der eigentlichen Story des Filmes sieht es da schon anders aus. Der Hufschmied Balian (Orlando Bloom) lernt in seiner
französischen Heimat seinen verschollen geglaubten Vater Godfrey (Liam Neeson) kennen und folgt ihm ins Heilige Land. Dort gerät
er zwischen die Fronten zwischen christlichen Kriegstreibern und dem Heer Saladins. Die Geschichte wird eher nach bekannten Mustern
erzählt, wirkliche Überraschungen gibt es kaum. Außer Saladin (Ghassan Massoud) wirken die Darsteller recht uncharismatisch und schablonenhaft. Wenigstens
reift Bloom nach seinen eher peinlichen Auftritten in "Fluch der Karibik" und "Troja" langsam zu einem halbwegs ernstzunehmenden Mimen heran.
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Am Ende gipfelt das Epos natürlich in einer großen Schlacht, in diesem Fall in der Belagerung von Jerusalem. Wie bei "Gladiator"
wird auch hier wieder munter mit Brandpfeilen geschossen und griechisches Feuer gegen den Feind geworfen, wobei der Einschlagswinkel und die
Wirkung der Geschosse manchmal einfach nicht mit den gezeigten Wurfmaschinen und der Munition übereinstimmen kann. Im Großen und Ganzen
wirkt die Gestaltung aber professionell und
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kann unterhalten, was man von der im halben Film dahinplätschernden Liebesgeschichte zwischen Balian und
der Königsschwester Sybilla (Eva Green) nicht sagen kann.
Zusammenfassend kann man "Königreich der Himmel" als gute Unterhaltung betrachten, wobei die erzählte Geschichte aber
eher Standardkost ist und sich in historischer Hinsicht mehr als eine Freiheit erlaubt. Wirklich gut im Vergleich mit
anderen Produktionen ist eindeutig die Ausrüstung, wobei man aber auch die Relation sehen muß. Unter den Blinden ist
der Einäugige nun einmal der König.
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Mittelalter zum Anfassen - FN in der Schule |
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m Zeichen des Rittertums
stand der Unterricht in den letzten Wochen an zwei Grundschulen in NRW. Die Sylvesterschule in Raesfeld-Erle und
die Buterlandschule in Gronau luden Furor Normannicus in den Klassenraum.
"Fünzig Kilo", krähte da manch ein Kind, wenn es das Gewicht eines Kettenhemdes schätzen sollte. Manch anderer tippte
darauf, die Rille in der Klinge eines Schwertes sei aus aerodynamischen Gründen vorhanden: "Dann wird das Schwert windschnittiger!"
Doch Wulfgard und Ares räumten mit derlei Irrtümern auf und gaben den Schulkindern eine Geschichtsstunde zum Anfassen. Die Kinder konnten
selbst ausprobieren, wie viel man unter einem Tophelm sehen kann oder wie es sich anfühlt, eine Rüstung zu tragen.
Die beiden von den Kids begeistert aufgenommenen Aktionen stehen in
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der Tradition der mittlerweie vielen Schulbesuche, mit denen
FN seit Jahren grundlegendes Wissen über das Thema "Ritter" vermitteln möchte.
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Tierhaltung gefährdet - Museumsdorf Düppel sucht Unterstützer |
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a die Fördermittel
für die Arbeitsgruppe "Tierhaltung und Tierzüchtung" im Museumsdorf Düppel (Berlin) in diesem Jahr wegfallen, geriet
die Leitung des Museumsdorfes Anfang des Jahres in arge Bedrängnis.
In dem Nachbau einer mittelalterlichen Dorfanlage fanden alte Haustierrassen wie Weideschweine oder Skudden (eine seltene Schafsorte)
ein Zuhause. Nach dem Bekanntwerden der mißlichen finanziellen Situation fanden sich zahlreiche Spender auch aus dem Kreis der
Mittelalterdarsteller, die Geld für
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Futtermittel und die Bezahlung der Tierpfleger spendeten. Dank dieser Hilfe habe sich "die Lage jetzt etwas entspannt", so teilt der Förderkreis
des Museums mit, "aber über den Berg sind wir noch lange nicht".
Nach wie vor sei die finanzielle Lage kritisch, und man fürchte um die Aufrechterhaltung dieses bemerkenswerten musealen
Konzeptes.
Wir möchten daher an dieser Stelle auch auf die Situation aufmerksam machen. Wer mit Spenden helfen möchte, findet
hier
die entsprechenden Bankverbindungsdaten.
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Osterlager findet viel Lob |
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as Osterwochenende stand
für das Gelände des Bocholter Bogenschützenclubs (BBC) ganz im Zeichen des Mittelalters. Furor Normannicus hatten dort zusammen mit
einigen Freunden und Verbündeten ein Lager aufgestellt, das über das ganze Wochenende hinweg für fröhliche Mittelalterstimmung sorgte.
Möglich wurde das durch das Engagement unserer Mitglieder Bernhard und Cecilia. Die beiden Eheleute sind schon seit einiger Zeit Mitglied
im BBC und konnten den Verein dafür gewinnen, den Platz zur Verfügung zu stellen.
Das ganze Wochenende über hatten Furor Normannicus und die zahlreichen Freunde und Gäste also Gelegenheit, das weiträumige Gelände für ihre
Aktivitäten zu nutzen. Es wurde gekämpft, gewerkelt, geklönt und gelacht, und angesichts des Veranstaltungsortes kamen selbstverständlich auch
Pfeil und Bogen ausgiebig zum Einsatz.
Nach dem Osterlager zeigten sich FN-Mitglieder und Gäste begeistert, so daß eine baldige Wiederholung wahrscheinlich ist.
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"Stern" behandelt die Kreuzzüge |
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en Kreuzzügen widmet sich
das Magazin "Stern" in seiner aktuellen Ausgabe. Mit Hinblick auf Ridley Scotts kommenden Spielfilm "Kingdom of Heaven"
steht neben einer für einen allgemeinen Überblick akzeptablen Abhandlung der Kreuzzugs-geschichte durch den Autor aber vor allem der Wunsch
im Vordergrund, eine Diskussion über Schuld und Unrecht anzuregen. Das kommt den Artikel wenig zugute.
Natürlich ist es müßig, sich über die aus heutiger Sicht Menschenverachtung der Massaker im Namen des Glaubens zu streiten. Will man
die historischen Ereignisse aus heutiger Warte bewerten, käme man um Vokabeln wie "Genozid", "Angriffskrieg" und "Menschenrechtsver-
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letzungen" nicht herum. Gleichzeitig verbaut man sich aber auch den Zugang zu den komplexen Motiven für diese Kriege im Namen
des Kreuzes, die sicherlich nicht nur aus Habgier geführt wurden.
Leider schlägt aber der Autor recht einseitig in diese Kerbe und verzerrt so das Bild. Nicht müßig werdend, die Betrachtung der
Kreuzfahrer als "Barbaren" zu zitieren, tappt er aber gleichzeitig in die umgekehrte Falle. Die begrüßenswerte Entzauberung des
romantischen Ritterbildes steht der Beibehaltung des Idealbildes Saladins entgegen. Wo der Autor im gleichen Artikel Richard Löwenherz
als "wortbrüchigen Schlächter an Männern, Frauen und Kindern" darstellt, erwähnt er das auch durch islamische Quellen bezeugte Massaker
an den christlichen Kriegsgefangenen nach Hattin durch Saladins Truppen mit keinem Wort. Hier wäre eine ausgewogenere Betrachtung wünschenswert
gewesen.
Bei der Illustration begeht der "Stern" dann einen historischen Kardinalfehler. Zeitfremde Dokumente werden zum Großteil ohne
Hinweis auf den reinen Bebilderungscharakter in den Artikel gefügt, als seien sie Zeitdokumente. So finden sich neben Zeichnungen
aus dem historistischen 19. Jahrhundert, bei denen Richard Löwenherz auch schon mal mit dem zu seiner Zeit unbekannten Morgenstern kämpft,
auch Filmszenen aus Ridley Scotts "Kingdom of Heaven" unter den bunten Bildern.
Scott selbst zeigt übrigens im folgenden Interview ein wenig mehr Gespür für eine ausgewogene Betrachtung. Als der "Stern" im Interview
Kreuzfahrer pauschal als "mordende Gesellen", die "jeden schlachteten, den sie für ungläubig hielten" bezeichnet, entgegnet Scott: "Es ist falsch
zu sagen, alle Kreuzritter seien Mörder gewesen, manche waren es, und manche waren es nicht."
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Ausstellung "Krone und Schleier" in Bonn und Essen |
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as Leben in mittelalterlichen
Frauenklöstern steht im Mittelpunkt einer kürzlich eröffneten Ausstellung, die gleichzeitig im Ruhrlandmuseum Essen und in Bonn zu sehen ist.
Unter dem Titel "Krone und Schleier" wurden zahlreiche bemerkenswerte, wertvolle Kunstobjekte zusammengetragen. So finden sich in Essen neben reich bebilderten
Handschriften, darunter die einzige erhaltene Handschrift der Werke Hrotsvits von Gandersheim, und frühmittelalterlicher Textilkunst auch so beeindruckende
Artefakte wie das Eltener Kuppelreliquiar oder das sogenannte Gandersheimer Runenkästchen aus dem 8. Jahrhundert.
Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn wartet ebenfalls mit zahlreichen Exponaten auf, die Leben und
künstlerische Arbeit in den Klöstern dokumentieren.
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Die Ausstellung "Krone und Schleier. Kunst aus mittelalterlichen Frauenklöstern" ist in Essen und Bonn noch bis zum 3. Juli zu sehen.
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Furor Normannicus im Mai auf der Kaiserpfalz Werla |
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eschichte als Erlebnis:
Unter diesem Motto steht im Mai eine besondere Veranstaltung auf unserem Terminplan. Vom 21.-22.Mai soll sich die größte
deutsche Burgstelle (mit 16 ha Fläche doppelt so groß wie die bekanntere Marienburg) nahe dem ostfälischen Schladen unter dem
Titel "Kaiserpfalz Werla. Leben vor 1000 Jahren" mit der Hilfe von zahlreichen Darstellern zu einer Art lebendigem
Freilichtmuseum verwandeln. Namhafte Vereine, Gruppierungen und Einzelpersonen werden während des ganzen Wochenendes für die
interessierten Gäste da sein und ihr Wissen, ihre Erfahrungen und die Ergebnisse ihrer historischen Arbeit mit den Besuchern teilen.
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Dabei distanzieren sich die Veranstalter klar von den herkömmlichen Ambientemärkten und Mittelalter-Spektakeln. Im Vordergrund
soll nicht Kommerz und seichte Unterhaltung, sondern eine anspruchsvolle Heranführung an das europäische Mittelalter sein.
Wie ernst es den Ausrichtern mit diesem Anliegen ist, wird auch mit der Aufnahme der Veranstaltung in das Programm für die offizielle Bewerbung
Braunschweigs als Kulturhauptstadt deutlich. Zudem verzichtete man bewußt auf eine Anwerbung der Teilnehmer über einschlägige Seiten, sondern
verschickte gezielt Einladungen.
Diese Vorselektion und auch die Einteilung der Darsteller in verschiedene Themenbereiche (Früh-, Hoch-, Spätmittelalter) sollen
dem Besucher einen informativen und lehrreichen Rundgang durch die Anlage ermöglichen. Infotainmentangebote wie Reitervorführungen,
Trachtenschauen und kommentierte Kampfvorführungen runden das Angebot ab. Zudem soll die Veranstaltung, an der zu partizipieren wir
die Ehre haben, einen Ausblick geben auf einen "Archäologischen Park Kaiserpfalz Werla", der an ebendieser Stelle entstehen soll.
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Vernichtet, und doch erhalten: Haltern zeigt Herculaneum-Ausstellung |
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Der Tod kam in der
Nacht, mit ungeheurer Geschwindigkeit und brennender Hitze. Nachdem es vorbei war, lebten 29 000 Menschen nicht mehr.
St. Pierre wurde 1902 ausgelöscht, doch es war schon vorher einmal passiert: Herculaneum, 4. August 79 nach Christus.
"Erst der Ausbruch des Vulkans Mount Pelée auf Martinique konnte uns erklären, was in Herculaneum geschehen war",
sagte Dr. Josef Mühlenbrock. Der Projektleiter der kommenden Ausstellung über "die letzten Tage von Herculaneum",
jener kleinen Stadt nordwestlich von Pompeji, die zusammen mit ihr beim Ausbruch des Vesuvs unterging, gab kürzlich
im Alten Rathaus der westfälischen Kleinstadt Haltern am See auch einen Einblick in die kommende Ausstellung.
Ab dem 20. Mai steht das Westfälische Römermuseum in Haltern nämlich ganz an der Spitze dreier Gastgeber einer bemerkenswerten
Ausstellung. Wer sich auch nur am Rande für die Antike interessiert, auf den scheint ein spannender Museumsbesuch zu warten,
der einen thematischen Rundgang durch Herculaneum und seine Geschichte bietet. Viele nur für diese Ausstellung zusammengetragene
Exponate wurden extra dafür von Italien bereitgestellt und sind sonst auch nur dort zu sehen. Nach dem Museum Haltern werden das
Focke-Museum Bremen und das Pergamon-Museum Berlin die Ausstellung zeigen.
Was ist eigenlich Herculaneum? Mühlenbrock erzählte in einem
spannenden Vortrag die Geschichte der Hafenstadt.
Eine Stadt mit rund 5000 Einwohnern, darunter viele wohlhabende Bürger, deren Schritt vom blühenden Leben am Fuße des
Vesuvs zum Untergang in nur wenigen Stunden vollzogen wurde. Seit 800 Jahren war der Vulkan nicht mehr aktiv gewesen.
"Man fühlte sich sicher", beschrieb Mühlenbrock das Leben in Herculaneum.
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Logo des Halterner Römermuseums.
Ruinen des erst teilweise ausgegrabenen antiken Herculaneums. Im Hintergrund moderne Wohnbebauung.
Diese Skulptur gab dem "Haus der Hirsche" seinen Namen.
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Doch unter der Erde braute sich etwas zusammen. Schon im Jahre 62 n.Chr. melden die antiken Chronisten Erdstöße in
der Nähe des Vesuvs, doch viel geschah vergleichsweise nicht. Noch nicht, denn dies waren nur die Vorboten einer
Katastrophe. Was geschah an diesem Sommertag im Herzen des römischen Reiches? Mühlenbrock baute seinen Vortrag
auf den Berichten von Gaius Plinius Secundus dem Jüngeren auf, der als 17-Jähriger die Katastrophe erlebte und
darüber Zeugnis ablegte. Gaius hielt sich am Vortag der Katastrophe in Meseum auf, einem Ort nur wenige Kilometer
westlich von Herculaneum. Er beschreibt, wie sich eine pinienförmige Wolke von der Spitze des Vesuvs aus
kilometerweit in den Himmel schraubte. Das Meer sei aufgewühlt gewesen von den Erdstößen, so dass man mit dem
Schiff kaum fahren konnte. Und später beschrieb er etwas, was sich die Nachwelt nicht erklären konnte: Beim
Ausbruch sei die Aschewolke in sich zusammengefallen und über den Boden gerast.
"Das hatte man lange Zeit nicht geglaubt", erzählte Mühlenbrock, "bis 1902". Als die Stadt St. Pierre mit einem
Mal ausgelöscht wurde, von einer sogenannten pyroklastischen Wolke. "Die aufsteigende Aschenwolke kühlt ab,
fällt in sich zusammen und rast als Glutlawine zu Tal", erklärte der Referent dieses vulkanische Phänomen.
Dabei erreichen die tödlichen Wolken Geschwindigkeiten wie ein Sportwagen. Die Menschen hatten keine Chance.
"Bei über 300 Grad Hitze verdampfte sofort alle Flüssigkeit aus dem Körper, erklärte Mühlenbrock den plötzlichen
Tod der Menschen in St. Pierre - und in Herculaneum.
Dadurch aber, dass alles so schnell ging, ist die Stadt unter der bis zu 25 Meter hohen Ascheschicht in
kostbarer Weise konserviert worden. Einen Eindruck in dieses erstarrte Leben im Römischen Reich soll die
Ausstellung bieten - erst in Haltern, dann in Berlin und Bremen. Bilder von Exponaten zeigte Mühlenbrock
schon während des Vortrags. Neben kostbaren Statuen fanden sich auch profanere Dinge, etwa 1926 Jahre
altes Brot. Und eine hölzerne Krippe, zum Kindersarg geworden an jenem Tag, 79 nach Christus.
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