SS-Uniform-Spiele bringen Republikaner in Erklärungsnot
Rich Iott bewirbt sich um einen Sitz im US-Kongress - doch nun stürzen ihn ungewöhnliche Fotos in Probleme: Er trägt darauf eine SS-Uniform. Der Republikaner, der der Tea-Party-Bewegung nahesteht, spricht von harmlosen Historienspielen. Und ist fasziniert von der militärischen Leistung der Nazis.
Hamburg - Rich Iott war in seinen jungen Jahren Rodeoreiter. Er hat eine Fluglizenz, er spielt gern Gitarre. Und er mag Uniformen.
Der Republikaner, der sich bei den Wahlen im November um einen Sitz im US-Repräsentantenhaus bewirbt und der populistischen Tea Party nahesteht, war bei der US-Armee, aber auch in seiner Freizeit zieht er mitunter militärische Kleidung an, für historische Rollenspiele, die in den USA beliebt sind und bei denen die Teilnehmer Schlachten nachspielen. Auf seiner eigenen Website ist Iott neuerdings in US-Uniformen zu sehen, aus dem Ersten Weltkrieg zum Beispiel oder - noch länger her - der Zeit des US-Bürgerkriegs.
Die Fotos einer Uniform hat er allerdings weggelassen: die der Waffen-SS. Diese Bilder zeigen derzeit andere.
Das US-Magazin "The Atlantic" hat die Fotos zugespielt bekommen, sie veröffentlicht und schreibt, Iott sei Mitglied einer Gruppe gewesen, die sich "Wiking" nennt - nach der 5. SS-Panzerdivision gleichen Namens. Mit drei Kollegen steht er auf einer Aufnahme zusammen, an seiner grauen Uniform ein Aufnäher mit dem markanten "SS".
Auf der Website der "Wiking"-Imitatoren steht, dass man zwar die "meist verdrehte Natur" der Nazi-Bewegung ablehne - dass die Nazis aber in Ländern wie Holland, Dänemark und anderen Freiwillige rekrutiert hätten, die ein "neues freies Europa" wollten, nämlich frei von der kommunistischen Bedrohung des Bolschewismus. Wie widerlich das Nazi-Regime auch gewesen sei, man salutierte den Frontsoldaten der Waffen-SS - vor allem den ausländischen Freiwilligen -, die "ihr Leben für ihre Geliebten und einen grundlegenden Wunsch nach Freiheit gegeben" hätten.
Iott bestreitet nicht, dass er auf den Bildern zu sehen ist, und hat deshalb auch jene in anderen Uniformen auf seine Website gestellt. Er sei eben an Militärgeschichte interessiert, erläutert er - und da habe er seit seiner College-Zeit immer wieder an solchen Rollenspielen teilgenommen, "aus vielen verschiedenen Zeitspannen". Später habe er die Veranstaltungen gemeinsam mit seinem Sohn besucht, zur "Vater-Sohn-Bindung", schreibt der Anhänger der konservativen Tea-Party-Bewegung auf seiner Website. Er habe damit niemanden "beleidigen" wollen, vor allem die "jüdische Gemeinde" nicht.
Als Überschrift über dem Beitrag steht "Stellungnahme von Rich Iott zur neuesten Kaptur-Lügenkampagne". Kaptur - das ist seine Gegenspielerin von der demokratischen Partei, Marcy Kaptur.
Nach Angaben des "Atlantic" weist Iott jede nationalsozialistische Gesinnung von sich, die Rollenspiele seien rein "historisches Interesse". Die deutsche Kriegsführung allerdings habe ihn "schon immer fasziniert". Schließlich sei Deutschland ein vergleichsweise kleines Land, das "Unglaubliches" erreicht habe. "Ich meine, die haben einen Großteil Europas und Russlands unterworfen, und es waren wirklich die vereinten Kräfte der freien Welt nötig, um sie niederzuringen", zitiert ihn das Magazin. "Aus streng militärhistorischer Sicht ist das unglaublich."
Von der Website der "Wiking"-Gruppe sind Fotos und auch Iotts Name dem Bericht zufolge verschwunden. Das liege aber nicht an Bedenken, die Bilder hätten seiner politischen Karriere schaden können, zitiert ihn das Magazin - sondern daran, dass er schon vor Jahren ausgetreten sei. Wann, daran kann er sich nicht erinnern.
Das Hobby des Republikaners könnte ihm nun zum Verhängnis werden. Die Demokraten haben die SS-Uniform-Fotos bereits wortgewaltig verurteilt. "Zuerst war ich erschrocken, dann bestürzt und schließlich angeekelt über das, was ich da gesehen habe", sagte Iotts Kontrahentin Kaptur über die Bilder. Und selbst aus den eigenen Reihen kommt Kritik. Eric Cantor, Nummer zwei der Konservativen im US-Repräsentantenhaus und jüdischen Glaubens, sagte, er distanziere sich explizit von Iott. "So jemanden kann ich nicht unterstützen."