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Männerfrisuren (Gelesen: 19345 mal)
Siegbert
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Männerfrisuren
13.08.10 um 22:12:35
 
Was mich immer wundert, wenn ich Mittelalterdarsteller sehe: es scheinen immer extrem langhaarige, zuweilen ungepflegte Haartrachten mit sehr kurz geschnittenen, teils rasierten Haarschnitten zusammen zu treffen; und es mag nicht so wirklich in mein Modeverständnis früherer Epochen hineinpassen.

Gab es im Mittelalter nicht so etwas wie Trends, nach denen lange Mähnen tabu waren, gar als barbarisch galten, und kurze oder halblange gepflegte Haare für Männer sozusagen Pflicht waren?

Gleiches gilt für Bärte: gepflegte und gestutzte Vollbärte und glattrasierte Gesichter mögen noch in eine Zeit passen, aber lange Rauschebärte vermute ich eher im antiken Germanien, oder bei den Wikingern.
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Ares Hjaldar de Borg
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Wulfen
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Re: Männerfrisuren
Antwort #1 - 13.08.10 um 22:31:34
 
Das kommt auf die Zeit - und den Stand - an. Im 11. Jahrhundert dachten die Angelsachsen, bei Pevensey wäre eine Armee von Mönchen gelandet. Der Grund: Die ausrasierten Hinterköpfe der Normannen.

Im 12. Jahrhundert war bei adligen Herren langes, gepflegtes Haar en vogue. Man zeigte, daß man nicht arbeiten mußte.

Bei den meisten geistlichen Orden hingegen war langes Haupthaar auch über das 12. Jahrhundert hinaus verboten.
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Ares Hjaldar de Borg
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Beiträge: 3646
Wulfen
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Re: Männerfrisuren
Antwort #2 - 13.08.10 um 22:40:15
 
Zitat:
"Ihr aber [die Ritter] laßt euren Haarschmuck nach Weiberart wachsen, wodurch ihr euch noch die Sicht erschwert; ihr verwickelt eure Schritte in lange, kostspielige Hemden, ihr versenkt eure zarten und feinen Hände in weite und wallende Ärmel."


Bernhard von Clairvaux, Liber ad milites templi de Laude novae militiae, 1128
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Jeanne de Beaumont
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Re: Männerfrisuren
Antwort #3 - 14.08.10 um 09:37:07
 
Jepp, Frisuren sind sehr Modeabhängig. Was man auf heutigen Märkten sieht ist zumeist ein gewusel aus modernen Frisuren gemischt mit fantasievollen Assesoires...

Bei den Haaren ist die Sache ja auch recht schwierig. Man läuft mit der Frisur ja zumeist auf der Arbeit und privat herum, selten auf Events... Da überlegt man sich schon, auch wenn man weiß, wie die Frisuren der dargestellten Zeit aussehen, ob und inwieweit man sich daran hält.
Manche Modeerscheinungen sind für uns heute extrem befremdlich... Im Spätmittelalter gab es z.B. die Schönheitsvorstellung einer extrem hohen Stirn bei Frauen. Diese zupften sich dafür den Haaransatz... - da würde es bei mir sicher auch aufhören mit der Liebe zum Detail!
Oder die ausrasierten Hinterköpfe bis zur Kuppe bei gleichzeitigem Topfschnitt vorn, wie die Normannen im 11. Jh. die Haare trugen... Geschmackssache  hä?
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Jeanne de Beaumont
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Re: Männerfrisuren
Antwort #4 - 14.08.10 um 09:42:50
 
Übrigens - ungepflegte Rauschebärte und verklebte Frisuren sucht man bei den Wikingern vergebens! Die Herren waren bestens gepflegt! Funde zeigen immer wieder Hygienebesteck mit Ohrenstäbchen, Pinzette und co. Die Wikis waren im Original sehr gepflegte Männer, die offenbar regelmäßig badeten und gesteigerten Wert auf ihr Äußeres legten! Das haben die Normannen übrigens beibehalten. Anna Komnena, die Tochter des Byzantinischen Kaisers schildert die normannischen Heerführer des ersten Kreuzzuges als große, blonde, gut riechende und gepflegte Männer mit sauber gestutzten Bärten. Das gefiel ihr offenbar ausgesprochen gut - die griechischen Männer wuschen sich nämlich zu dieser Zeit ausgenommen selten und hatten ungepflegte Rauschebärte (bei den Orthodoxen sieht man diesen Trend zum Teil noch heute...  Augenrollen)
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Werner
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Re: Männerfrisuren
Antwort #5 - 15.08.10 um 16:18:31
 
Die Frisuren sich nicht nur Modeabhängig, sondern oftmals auch der Mode der Region angepasst.
Im 12. Jah. haben wir z.B. im franz. - normannischen Gebieten die Langen Haare als modisches Ideal, wogegen in Sizilien oder in der Mitte des Hrrdn eher ohrlang bis max. schulterlang bevorzug wurde.
Zu den Bärten kann ich nur sagen, das die Bartmoden im Hrrdn eher gepfelgt wurde, da hat Janna vollkommen Recht - da war nichts mit Rauschebärten (alle Barbarossa Ab.. zeigen ja auch meist einen kürzeren gepfelgten Bart. - mag sein das manche Wanderprediger etc. Rauschebärte hatten).

Was mir noch einfällt, die Predigt von dem Bernhard, die Oliver oben genannt hat - hatte z.B. die Auswirkung, das die Templer, die Bernhard ja förderte kurze Haare hatten - irgendwo hab ich mal geselsen, das die meisten Templer Bart aber dafür sehr kurz geschnittene Haare hatten - und das sie meist....naja gerochen haben gg

Ein andere Bsp. bezüglich der Mode - in Frankreich und England sieht man vereinzelt lange Gewänder unter den Ringpanzern - in deutschen und italienischen Quellen nicht.

Bekannt ist auch (da suche ich nochmal die Quelle in der Hoffung sie zu finden), dass auch wenn manches Mode war, die Leute sich nicht dran gehalten haben  - ist ja Heute auch nicht anders. - Ein Bsp. an das ich mich erinnere - Haarmode und Kampf, viele hohe Herren trugen entgegen der Mode die Haare oftmals ins Kriegszeiten kurz - weil eben praktischer.

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Der im Strîtgewand tanzt
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Eriol
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Re: Männerfrisuren
Antwort #6 - 13.02.11 um 20:15:10
 
das die wikinger verbreitet als ungepflegt gelten hat wohl einen guten grund: wer schrieb denn den großteil der geschichte der völker aus dem norden auf? leider nicht die wikinger selbst (zumindest nur sehr wenig) sonden diejenigen die von ihnen ausgeraubt wurden oder von ihnen aus handelspartner ausgenommen wurden.
in beiden fällen hat man kaum gute gründe die positiven eigenschaften der gegner aufzuschreiben, sondern eher die schlechten zu übertreiben.  Zwinkernd
so wird ein seefahrender kaufmann schnell zum plündernden barbaren mit verfilztem bart.
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