Ja, kenne ich und ich finde den Film einen ziemlichen Mist. Britischen Patriotismus ins Hochmittelalter zu übertragen (Franzosen = Orks) ist Stammtischniveau.

Die Ausrüstung ist alles andere als "a". Der Coppergate Helm gehört ins achte Jahrhundert, vendelzeitliche Helme ins siebte Jahrhundert, Rundschilde sind ebenfalls frühmittelalterlich. Bei Hastings haben auch die Angelsachsen mehrheitlich Mandelschilde verwendet. Siehe den berühmten Teppich.

Auch die Handlung ist getretener Quark: Der in Südengland ausgehobene "fyrd", der die Küste gegen die Normannen bewachen sollte, ist an der Küste geblieben und eben nicht nach Norden marschiert. Dorthin hat Harold Godwinson nur seine Elite mitgenommen und dann vor Ort einen neuen "fyrd" ausgehoben, um Tostig und seine skandinavischen Verbündeten zu besiegen. Diese haben sich auch keineswegs den Angelsachsen angeschlossen, nachdem sie bei Stamford Bridge aufgerieben wurden.

Auch wenn der Film mit sehr viel Liebe gemacht wurde, so wurde er leider verdammt schlecht gemacht. Ich war geradezu schockiert, als ich erfahren habe, daß Regia Anglorum an diesem Machwerk beteiligt sind. Denen hatte ich mehr zugetraut.

Ach ja: Zwei Dinge will ich dann doch noch positiv anmerken. Erstens die altenglisch gesprochenen Passagen klingen absolut klasse. Ich habe für diese Sprache einfach was übrig. Zweitens die Gebäude in dem Dorf. Das ist mal 'ne Kulisse.

Also: es ist in der Tat schwierig, Filme aufzutreiben, die auch dem Historiker Spaß machen. Eine Kombination aus historisch glaubhafter Story UND passender historisch korrekter Ausstattung wirst Du kaum finden.

Es scheint den Filmemachern offenbar einfach nicht möglich zu sein, einen historischen Plot umzusetzen. Vielleicht haben sie Angst, daß die Leute ihnen das nicht abnehmen und historische Tatsachen als Fantasymist abstempeln, weil sie für den heutigen Betrachter zu abgefahren erscheinen...  Oder sie könnten die Filme auf Grund der notwendigerweise gezeigten Gewaldszenen erst ab 18 zeigen?...

Die Ausstattung ist ein anderes Problem. Mir ist einfach nicht ersichtlich, warum es so schwierig zu sein scheint, Filme historisch passend für die entsprechende Zeit auszustatten. Wahrscheinlich sehen die Rüstungen zu unsprktakulär, die Bundhauben zu unmännlich und die Kleider zu züchtig aus. Es macht die Sache aber nicht besser, wenn man zwar historische Rüstungen und Kleidungsstücke kombiniert, hierbei aber fünf Jahrhunderte wild durcheinanderwürfelt. Eine solche Kombination zeigt jeder drittklassige Märchenfilm und fördert ebenso wie Fantasiekostüme Klischees.

Hast Du zufällig mal "Beowulf und Grendel" gesehen (und ich meine natürlich nicht den Hollywood-Quatsch mit der Angelina!) Das ist eine frühmittelalterliche Sage, die von einem europäischen Team sehr ansehnlich umgesetzt wurde...
Oder kennst Du vielleicht "Arn der Kreuzritter". Die Story hinkt zwar an der einen oder anderen Stelle etwas, ist im ganzen aber passabel und die Ausstattung kann sich auch soweit sehen lassen.

Es war ja auch nicht die Frage, ob man einen Film "mag" oder toll findet. Deine Argumentation war ja, daß Du den Film gut findest, weil die Ausstattung historisch ansprechend sei.
Ich finde "Königreich der Himmel" (extendet) auch cool, halte es aber aus historischer Sicht zugleich mit meinem Prof für mittelalterliche Geschichte, der recht passend bemerkte: "Der Film ist totaler Schrott, aber die Belagerungstürme sind wirklich gut dargestellt."

Das Problem wird Dir immer wieder begegnen, je mehr Du liest, siehst und lernst. Einerseits findest Du Dinge schön und toll und praktisch oder sie machen Dir einfach Spaß, andererseits stellst Du fest, daß sie historisch undpassend oder schachlich falsch sind - der einfach unhistorisch. Und dann stehst Du vor der Entscheidung, ob Du Dich dennoch damit auseinandersetzen möchtest, oder ob Du akzeptieren kannst, daß sie nicht zu dem passen, was Du eigentlich vor hast. Filme sind da wirklich nur die Spitze des Eisberges... 

Was mir an Beowulf und Grendel gefällt sind die Details. Wenn die Fürstin in Pelze gehüllt und mit aufwändiger Frisur, die nicht selbstgemacht sein kann, ins Bild tritt zB. - frühmittelalterliche Repräsentationskultur vom Feinsten!

An dem animierten Film reizt mich dagegen eher gar nichts. Neben der flachen Story und der Fantasywelt, die dort dargstellt wird, finde ich Grendels Mutter auf Highheels und mit Schwänzchen eher abtörnend... aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache. 

Btw den einen oder anderen alten Robin Hood oder Lanzelot Streifen kann ich mir ab und zu auch ganz gut geben. Weil sie einfach liebevoll gemacht und nett erzählt sind. Unabhängig von einer mehr oder weniger vorhandenen geschichtlichen Darstellung. 

au contraire...

"Die sind langsam - wir sind schnell"...  Kommt mir doch irgendwie bekannt vor!