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Rüstungstest (Gelesen: 5281 mal)
Æthelweard
Knappe
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Willich
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Rüstungstest
01.06.10 um 10:56:22
 
Ich bin da auf etwas gestoßen (worden), was vielleicht auch andere hier interessiert.

Das verwendete Kettengeflecht entspricht dem, was in unserer Epoche üblich war. Leider trifft dies nicht auf die verwendeten Waffen zu.

http://www.myarmoury.com/talk/viewtopic.php?t=11131&postdays=0&postorder=asc&sta...
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"Wenn man nur noch über das urteilen darf, wo man selbst gelebt hat...also...für Historiker wird's eng." Dieter Nuhr
 
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Ares Hjaldar de Borg
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a furore normannorum libera
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Wulfen
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Re: Rüstungstest
Antwort #1 - 01.06.10 um 12:43:58
 
Nicht uninteressant!
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The monks wanted God to deliver them from our fury. Seems like God is on our side - we deliver more souls.
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Æthelweard
Knappe
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Willich
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Re: Rüstungstest
Antwort #2 - 01.06.10 um 22:20:08
 
In einem englischsprachigen Forum bin ich auf ein paar Textstellen aufmerksam geworden, die sich auf die Schutzwirkung von Kettenpanzerung beziehen. In diesem Fall geht es um die Effektivität gegen Pfeilbeschuss.

Zitat:
Anna Comnena wrote that during the Battle of Duazzo (1108), the Byzantines resorted to shooting the Frankish horses because their arrows were ineffective against the Frankish armour.


Zitat:
Joinville describes his servants donning him in his jousting hauberk as he lay ill on the deck of a ship to protect him from incoming Saracen arrows. On another occasion Joinville recounts how he was wounded five times through his hauberk by Saracen fire darts, but they did not penetrate far enough to prevent him from fighting.


Zitat:
Odo of Douil wrote about king Louis VII, in an engagement during the 2nd Crusade, losing his bodyguard and forced to flee the enemy by scaling a rock face. As he climbed the enemy fired arrows but, "by the will of God his armour protected him from the arrows."


Zitat:
Baha ’al-Din, Saladin’s biographer, wrote that the crusaders were protected by, very heavy felt and so stout a coat of mail that our arrows did no harm…I saw foot-soldiers with as many as ten arrows in their backs, who marched on as usual without breaking ranks.


Kennt jemand weitere Zitate, die etwa aus unserer Epoche stammen? Gerne auch zur Wirkung anderer Waffen auf Kettenhemden, Helme, Schilde, Polsterung etc.
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Bernhard Roussel d` Alencon
Graf
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Re: Rüstungstest
Antwort #3 - 03.06.10 um 13:09:14
 
Solche Schusstest haben Claas und ich im Rahmen von Dinslaken auch schon gemacht, dann natürlich mit historisch korrektem Bogen und Pfeilen, die Wirkung war die Gleiche.
Zudem möchte ich hier auch noch mal auf die Doktorarbeit von Hubert Suedhues verweisen, die sich ausschließlich mit Bogen-Schusstests und deren Wirkung beschäftigt.
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Euer Bernhard Roussel d´Alencon ( Karsten Sommer )
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Iain
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Re: Rüstungstest
Antwort #4 - 04.06.10 um 06:45:44
 
Bernhard Roussel d` Alencon schrieb am 03.06.10 um 13:09:14:
die Wirkung war die Gleiche.

Soweit ich mich an die Tests erinnere, haben Kettenrüstungen bei Pfeilbeschuß schlicht versagt. Selbst eine Schwalbenschwanz-Spitze wurde nicht aufgehalten.
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Æthelweard
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Beiträge: 506
Willich
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Re: Rüstungstest
Antwort #5 - 04.06.10 um 10:08:39
 
Worauf habt ihr denn geschossen?

Ich habe mich in den letzten Tagen recht eingehend mit Beschusstests befasst und mußte feststellen, daß die meisten nicht aussagekräftig sind, da auf das falsche Material geschossen wurde. Viele Tests die in irgendwelchen Fernsehshows zu sehen sind kranken einfach am zu kleinen Budget. Da werden dann flache Stahlbleche statt Plattenharnische benutzt und billigste Kettenhemden. Bei den verwendeten Ketten treten immer folgende Fehler auf:

1. Nicht vernietet oder Ringenden und Nieten haben zu wenig Masse.
2. Ringinnendurchmesser zu groß.
3. Drahtstärke zu gering (vor allem in Proportion zum Ringdurchmesser).
4. Keine oder nur schlechte Polsterung unter der Kette.
5. Falsches Material (Das Metall moderner Repliken ist fast immer zu spröde, weshalb Ringe und Nieten brechen, wo sich das weichere Eisen der Originale eher verbogen hätte.)

Eine rühmliche Ausnahme unter den Tests gibt es allerdings und das ist Dr. Alan Williams' "The Knight and the Blast Furnace". Um es gleich zu sagen: Ich habe den Schinken nicht gelesen (kostet ca. 300 Euro) sondern habe die letzten Tage einige Auszüge und Zitate daraus im Netz zusammen getragen.

Williams hat Originale (15. Jahrhundert) und hochwertige Replikate untersucht/getestet. Seine Herangehensweise war die, die Menge an Energie in Joule zu bestimmen, die benötigt wird, um einen bestimmten Typ von Rüstung zu penetrieren. Die erforderliche Energie ist von Waffe zu Waffe verschieden. Dem entsprechend wurde die Energie für die verschiedenen Waffen ermittelt.

Schwert und Axt gibt Williams mit 60 bis 130 Joule an. Nach seinen Ergebnissen braucht eine Klingenwaffe jedoch 200 Joule, um ein Kettenhemd zu durchschlagen.

Folgend ein paar Angaben zu Bögen:
70 lbs: 46 - 47 J auf 10 Meter
80 lbs: 61 J auf 50 Meter

Zum Vergleich ein "guter Schuss" aus der von Bernhard erwähnten Dissertation von Hubert Suedhues:
Für den Schuss 119 mit dem Compound auf 8 Meter Distanz in den Schweinekadaver, der einen Durchschuss bewirkte (40,5 cm Eindringtiefe + 6 cm Auschussstrecke), werden 93,10 Joule angegeben.

Williams:
15th c. Mail (low carbon steel hardened by quenching) two links broken and jack behind completely penetrated: 120 J

Also werden 120 Joule benötigt, um Kettenhemd und Polsterung zu penetrieren. Was im Schweinekadaver einen Durchschuss ergibt, kann in ein gepanzertes Ziel nicht einmal eindringen. Und das auf acht Meter Entfernung.

Jetzt kann man dieser ganzen Zahlenschubserei natürlich kritisch gegenüber stehen. Sollte man auch, finde ich. Zu viele Untersuchungsergebnisse belegen letztendlich nur die Überzugung des Untersuchenden.

Williams' Ergebnisse entsprechen aber dem, was die weiter oben im Thread zusammen getragenen Quellen aussagen: Die Auswirkungen von Pfeilbeschuss auf gepanzerte Ziele fallen oft gering aus. 
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