So waren die Wikinger
Weniger Hägar, mehr Robbie
Plündernd, brandschatzend, mit behörnten Helmen, wilden Bärten und groben Fellüberwürfen - so stellt man sich landläufig die Wikinger vor. Richtig wehren können sie sich heute nicht mehr dagegen. Vielmehr trägt das Benehmen so mancher skandinavischer Touristen, insbesondere nach Genuss von im Ausland meist preisgünstigeren alkoholischen Getränken, dazu bei, die Vorurteile zu bestätigen.
Wikinger waren weiche Jungs
Alles ganz falsch, das sagen zumindest die Historiker vom Institut für angelsächsische, nordische und keltische Geschichte der Cambridge-Universität: Wikinger waren in Wirklichkeit gepflegte und sensible Männer mit viel Sinn für Mode und Poesie. Auch ihre Lieblingsaktivitäten sind nicht so einseitig und gewalttätig, wie sie oft dargestellt werden. Vielmehr seien sie jahrelang ohne größere Kampfhandlungen ausgekommen und hätten in dieser Zeit als begabte Literaten und Illustratoren gewirkt, sagen die britischen Akademiker.
Alles etepetete
Bei den anderen Völkern standen die Männer aus dem Norden sogar im Ruf, übertrieben auf ihre Hygiene zu achten, berichtet der "Daily Telegraph". So schildert der zeitgenössische Geschichtschreiber John of Wallingford im elften Jahrhundert, dass sich die skandinavischen Invasoren nicht nur täglich kämmten, sondern sich auch noch jeden Samstag wuschen und regelmäßig ihre Kleidung wechselten, was wohl als das zeitgenössische Äquivalent einer Botox-Behandlung mit anschließender Maniküre und Ganzkörper-Waxing galt.
Nebenbei sind die Wikinger auch die Erfinder der Baggy Pants: Ein persische Chronist beschrieb die äußerst voluminösen und großzügig geschnittenen Beinkleider der Nordländer.
Imagepflege für die Ahnen
Die Wikinger sind damit nach Ansicht der Cambridger Historiker wohl die Dandys des Hochmittelalters. Böse Stimmen sagen den Wissenschaftlern jedoch nach, dass diese durchaus ein Eigeninteresse an der Imageaufbesserung der Wikinger haben: Nach der Invasion in Großbritannien waren die Nordländer in der Region um die Universität besonders aktiv und dürften daher einen nicht unbedeutenden genetischen Anteil an dem akademischen Personal haben. Und wer möchte als Elite-Akademiker schon gern auf intellektuell eher weniger begabte Vorfahren zurückblicken?
http://www.tagesschau.de/schlusslicht/robbiestatthaegar100.htmlBis dann,
Krischan