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Pest die Zweite (Gelesen: 7562 mal)
Freeherr Utz vun Hoornborg
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Beiträge: 45
Pest die Zweite
03.09.06 um 09:52:20
 
Ich hab mal den Beitrag kopiert weil mal wieder ein 5000er Fehler auftrat!
<<<<<<<
von Totenkopf:
Hallo, 

ich bin recht neu hier und beginne mit einer wichtigen Frage!

ab 1347 wütete eine greuliche seuche in europa, 25 Millionen Menschen mussten dem Schwarzen Tod sich ergeben.
Die Frage wäre zum einen, war es wirklich die Pest(beulenpest) oder, wie einige behaupten vielleicht ein hämorragisches Fieber(Marburg)? Die zweite Frage wäre, welche direkten gesellschaftspolitischen Auswirkungen diese Seuche hatte.

Danke für Euer geschätztes Interesse!

Smiley
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Von Werner von Olpe:

Hallo und willkommen im Forum, wär schön wenn du dich noch vorstellen würdest.

Also zur Pest:

Die Pest selbst wurde von den Tatren aus Mittelasien eingeschleppt und breitete sich an der Krimm aus. Aus dem Ort Caffa wurde sie 1347, wie du schon sagtest, von flüchtenden Genuesen nach Italien eingeschleppt. Von dort aus breitete sich die Pest schnell in Europa aus. Es existierten zwei Arten der Pest, die man durch Berichte und exhumierungen eindeutig belegen kann. Es handelte sich hierbei um die Beulenpest und um die Lungenpest. - Über diese Art Fieber, welches du ansprichst ist mir nichts bekannt.
Also, die Pest breitete sich in Europa aus; dies geschag überwiegend über den Seeweg bzw. über die Handelswege. So breitete sich die Pest in Frankreich, England, Spanien, dem Reich, den Niederlanden und in südskandinavischen Ländern aus.
1353 regestrierte man die Letzen Pestopfer in Russland, wann diese Pestpandemie des 14. Jah. in Europa endete kann ich leider nich genau sagen. Sicher ist nur, dass die Pest bis in das 18. Jah. immer wieder in Europa ausbrach und regestriert wurde. Meist waren dies aber nur kleinere Fälle, die sich nicht stark ausbreiteten.

Die Pest hatte eine enorme Wirkung auf die Wirtschaft, die Politik sowie auf die Demographie Europas.
In der Zeit der großen Pestwelle von 1347- 1353, brach die Wirtschaft fast an allen Orten zusammen. Nach der Pest versuchte man Regelungen festzulegen, die die Artbeitspflicht, die Löhne, die Handelswege sowie die Preise der Waren regulieren sollten. Hierbei achtete man darauf, dass die Preise gesenk wurden und die den Vorjahren der Pest glichen. - Durch die Pest wurden Waren eben extrem teuer, es herrschte ein Arbeitermangel ..etc. Geregelt wurde dies z.B. in England durch die Statues of Labourers im Jahr 1349.

Zu dem Thema könnte ich jetzt noch viel sagen, aber ich glaube das dies den Rahmen sprengen würde.
Wichtig zu wissen ist noch, dass die Pest nicht überall gleichstark wütete. Es konnten je nach region zwischen 10- 60% der Bevölkerung betroffen gewesen sein.
Weiterhin sollte man wissen, dass die Pest nicht als Krankheit angesehn wurde, sondern als Strafe Gottes für ein sündiges Leben. Die Pest führte zum Teil auch zu Judenverfolgungen, da man mancherorts, wie z.B in Frankreich sie beschuldigte an der Pest schuld zu sein, - durch Brunnenvergiftung z.B.. Somit verfolgte man sie und brachte sie meist auch um, in dem Glauben so weitere Pestkranke zu verhindern. Auch sind in der Zeit der großen Pest ein Anstieg in der christlichen Frömmigkeit regestriert. Man unternahm mehr Wallfahrten, betete oder übte sich in der selbstbestrafung - Flaggelantenümzüge z.B.
usw. usw.

Hoffe etwas deine Frage beantwortet zu haben Smiley

MfG

Volpe 


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vom Freiher von Utz:


Die Pest ist schon wesentlich älter!!
Nach Wikipedia kam sie in Griechenland schon um 430v.Chr. vor.
"Da kann man jede Menge drüber nachlesen!"

MfG
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ingo
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sein Zorn zerschlägt die
Bösen ...

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Re: Pest die Zweite
Antwort #1 - 13.02.07 um 10:44:33
 
Soweit ich gelesen habe sind sich heutige Epidemiologen darüber einig, dass das, was im Mittelalter "Pest" genannt wurde nach den schriftlichen Überlieferungen und deren Auswertung mit heutigen medizinischen Kenntnissen eine ganze Reihe von verschiedenen Krankheiten war. Klar waren darunter auch die Beulen- und die Lungenpest, aber deutet man die geschilderten Symptome richtig (soweit dies aus den Quellen eben geht  hä? ), so waren mit Pest, Pestilenz, Schwarzer Tod usw. auch verschiedene Formen von Fieber u.a.m. gemeint, denn nicht immer waren die Schreiber der Berichte zugleich auch ausreichend medizinisch geschult. Die Symptome der Pest (je nach Form und Grad der Erkrankung treten Fieber, Kopf-und Gliederschmerzen, schmerzhafte Beulen, Haut- und Organblutungen bis hin zu starker Atemnot und einem schwarz-blutigen Auswurf, der ausgehustet wird, auf) sind vielfältig und überschneiden sich durchaus auch mit anderen Krankheitsbildern.
Als Hauptüberträger ist der Rattenfloh bekannt und da sein Wirt ein Kulturfolger des Menschen ist und sich unter weniger hygienischen Zuständen sehr wohl fühlt und dieser Ansteckungsweg im MA noch nicht so bekannt war, traten immer wieder verheerende Massenansteckungen auf - die gleichen Umstände (unhygienische Zustände, gerade in den [Hafen-]Städten) führten ebenso zu schnellen Ausbreitungen von Ruhr, Cholera u.ä.

Da es vielen Menschen der damaligen Zeit nicht zu verdenken war, dass da nicht lange genau hingeschaut wurde, wenn jemand plötzlich auf der Staße umfiel oder krank in seinem Hause lag - ist die Annahme, hier schnell alles als "Pest" zu bezeichnen und sich dann in Sicherheit zu bringen, nur verständlich.

Somit wird dies "dunkle" Kapitel des Mittelalters wohl nie ganz genau geklärt werden können, da wir uns auf die zum Teil zweifelhaften Berichte diese Zeit stützen müssen.

Interessant fand ich eine These, die ich vor Jahren einmal las, darin wurde ein Zusammenhang zwischen der beobachteten vergleichsweise niedrigen Erkrankungsrate an AIDS in Europa im Vergleich zu anderen Regionen der Welt und den großen Pestepedimien des europäischen Mittelalters gesehen. Offensichtlich sind die Menschen in Europa heute (als Nachkommen derjenigen, die die Pest überlebten) in einem gewissen Rahmen mit einer Resistenz  gegenüber AIDS ausgestattet, da die beiden Erreger immunologisch gesehen sehr nahe miteinander "verwandt" sind.  Schockiert/Erstaunt
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Gruß, Ingo
 
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Grypho_
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Re: Pest die Zweite
Antwort #2 - 13.02.07 um 11:31:13
 
Ein Argument, welches von Epidemiologen immer aufgefürt wird bei der Argumentation, ob das im Mittelalter die Pest war oder irgendwelche anderen Krankheiten, ist die Verbreitungsgeschwindigkeit. Die Krankheit breitete sich innerhalb von 5 Jahren komplett in Europa aus. Wie Ingo bereits gesagt hat, wird die Pest über den Rattenfloh übertragen und NICHT direkt von Mensch zu Mensch. 5 Jahre reichen jedoch nicht aus, damit sich kontaminierte Ratten (geschwächt weil sie auch den Erreger haben) über ganz Europa ausbreiten.

Für so eine schnelle Ausbreitung kommt lediglich ein Erreger in Frage, der sich von Mensch zu Mensch über Kontakt, Tröpfcheninfektion o.ä. übertragen kann. Kandidaten hierfür wären beispielsweise Pocken, Fleckfieber, Cholera, Typhus usw.

Ein zweites Argument gegen die Pest ist ein wichtiger Unterschied zu den asiatischen Pestepedemien. Bei den asischen Pestepedemien wird berichtet, dass der Epedemie ein Massensterben von Ratten vorausgegangen ist. Bei den europäischen nicht.

Somit spricht vieles dafür dass nicht alles die Pest ist, was auch Pest genannt wird.

Was die genetische Resistenz von Europäern angeht, sind die Meinungen und die Ideen zur Ursache derzeit recht heiss diskutiert. Teilweise wird die Ursache der Mutation von CCR5Δ32 auf die Pest, teilweise auf den Selektionsdruck durch Pocken zurückgeführt.

Links:

Pesterreger: Wikipedia, Schlagwort "Yersinia_pestis"
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Sascha
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Re: Pest die Zweite
Antwort #3 - 13.02.07 um 11:59:32
 
Sonntag nach lief ein langes Interview zu m dem Thema…Ich glaube auf RTL?!
Da wurde ein Historiker interviewt, der sagte, der Floh wäre Hauptüberträger, aber auch von Mensch zu Mensch ist möglich, wenn die pest zur Lungenpest wird, durch Infektion, wie bei der Grippe oder bei der Beulenpest, durch Kontakt mit den aufgeplatzten Beulensekret.


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Re: Pest die Zweite
Antwort #4 - 13.02.07 um 12:42:17
 
Gegen die beiden Übertragungswege gibts aber auch Kontra.

Lungenpest:
Die Inkubationszeit bei der Lungenpest beträgt 1-2 Tage. Danach bildet sich ein Lungenödem, das innerhalb von 2-5 Tagen in 95% zum Tod führt.
Das ist eindeutig zu schnell, um es weit verbreiten zu können. Bei der Lungenpest bilden sich eher lokale Infektionsherde in Städten oder in Regionen. Die Leute sterben aber zu schnell, als dass sich das über große Strecken verbreiten könnte.

Beulenpest:
Ich glaube nicht, dass es Leute gegeben hat, welche das Sekret aus den Beulen freiwillig angefasst haben...
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Sascha
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Re: Pest die Zweite
Antwort #5 - 13.02.07 um 15:27:13
 
Die Beulen können wohl  platzen,  und irgendwie muß man die ( Bett-)Wäsche reinigen / entsorgen...sowas wie sterile Handschuhe oder überal Waschbecken mit Seife gab es noch nicht.
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Grypho_
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Re: Pest die Zweite
Antwort #6 - 13.02.07 um 15:47:07
 
Klar muss Bettwäsche gereinigt werden und Leichen müssen entsorgt werden. Ich würde aber sagen, solche Aufgaben wurden eher von Familienangehörigen, dem Gesindel oder ähnlichen erledigt. Nicht von vorbeireisenden Leuten, welche die Krankheit gegebenenfalls weitertransportieren können.

Was die Platzenden Beulen angeht, platzen diese nicht. Die Beulen dehnen sich zwar auf bis zu 10cm Durchmesser aus, jedoch schwellen sie nach einer Zeit von selbst wieder ab, ohne zu platzen. Dabei gibts ne 25%-50% Chance, dass die Erreger in die Blutbahn kommen und damit (nach damaligem medizinischen Stand) der erkrankte starb.

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Sascha
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Re: Pest die Zweite
Antwort #7 - 14.02.07 um 06:44:08
 
Gut bin kein Experte, aber der Interviewte meinte, wenn die Dinger platzen wäre es eher ein Zeichen, dass es dem Kranken bald besser geht  (weil das Sekret austritt und nicht in die Blutbahn abgegeben wird). Die Infektionsgefahr steigt dabei für die Umgebun an...
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ingo
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Havelland
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Re: Pest die Zweite
Antwort #8 - 14.02.07 um 08:43:03
 
lecker Thema, nicht wahr? In diesem Sinne Prost  Smiley
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Gruß, Ingo
 
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Re: Pest die Zweite
Antwort #9 - 14.02.07 um 17:56:25
 
Klingt doch gut, last uns doch mal ein paar Pestkranke suchen und dann eine süffige Suppe kochen.
Zunge
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