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    Presseartikel über Furor Normannicus




    Aus der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), Dienstag, 03. August 1999

    Wochenendtrip ins zwölfte Jahrhundert
    Janina mag Mittelaltermärkte

    Für den Alltag hat sich die siebzehnjährige Janina Rentmeister aus Lippramsdorf für eine Ausbildung zur Chemikantin entschieden. An Wochenenden tauscht sie ihre Alltagskleidung gerne gegen ein Kleid aus dem 12. Jahrhundert, packt Tongeschirr und Holzlöffel ein und lebt mit ihren Freunden in einem historischen Zeltlager: Janinas Hobby sind Mittelaltermärkte. (von Ares)

    Diese Veranstaltungen, die vor nehmlich im Sommer stattfinden, bieten einen Eindruck vom Leben im Mittelalter. Zumeist bestehen sie aus kommerziellem Markt und historischem Heerlager. Auf dem Markt bieten Stände Waren aus dieser Epoche feil. Das Heerlager ist die Summe der Mittelalterbegeisterten, die wie Janina und ihre Freunde ihre Zelte mitbringen, orginalgetreue Gewandungen tragen und dort wie vor 500-1000 Jahren leben.
    "Auf Märkten herrscht eine total freundliche Atmosphäre. Die Leute sind unheimlich nett und zuvor kommend!" berichtet Janina. Sie kam durch ihren Freund aus Wulfen an dieses ungewöhnliche Hobby.
    In Wulfen gründeten 15 junge Leute vor etwa anderthalb Jahren die Vereinigung "Furor Normannicus". Ziel ist, die Lebensweise der Zeit zwischen 1150 und 1250 möglichst authenthisch nachzubilden. "Wir suchen uns die Schnitte für unsere Kleidung aus historischen Büchern oder schauen uns Miniaturen aus dieser Zeit an", beschreibt Janina. Sie hat sich schon zwei Kleider nach orginalen Vorbildern genäht -

    die eine adeligen Vrouwe (Frau), lang, aus Leinen, farbenprächtig eingefärbt und mit bestickter Bortie verziert.
    Daß viele Menschen beim Thema Mittelalter nur an Ritter und Burgfräulein denken, ärgert Janina. "Burgfräulein ist ein kitschiger Begriff aus der Romantik. Die falschen Vorstellungen stammen nicht zuletzt aus total unrealistischen Filmen wie Xena oder der 1. Ritter. Letzterer ist laut Janina "eine absolute Katastrophe." Deswegen setzen die junge Lippramsdorferin und ihre Freunde auf Information, historische Details, Geschichte und Ausrüstung haben sie "drauf".
    "Furor Normannicus" versucht, auf den Märkten völlig ohne moderne Hilfs mittel auszukommen. Fackeln und Kerzen anstelle von elektrischen Lichtes, Trinkhörner und Tongeschirr statt Glas- und Plastikbechern.
    Das Essen bereiten sie vor Ort nach Orginalrezepten zu. Kartoffeln, Tomaten, Reis usw. kommen nicht in die Kessel, die kamen erst später nach Europa bzw. hier uaf den Tisch.
    Zwischendurch bauen die Mitglieder an Rüstungen oder liefern sich Schaukämpfe mit Schwert und Schild. "Unsere Leute sind aber ganz friedlich. Bei uns haben die meisten sowieso Zivildienst gemacht", erzählt Janina. Auch Rechtsradikalismus und Okkultismus lehnt die Gruppe strikt ab.
    Hätte Janina denn auch gerne im Mittelalter gelebt? "Damals gab es noch einen größeren Naturbezug. Allerdings konnten man schon an einer simplen Grippe sterben". Die ganze Freundesgruppe ist sich einig: Keiner hätte gerne zu dieser Zeit gelebt. Ein paar Wochenenden im Jahr reichen aus.


    Anmerkung:
    Janina Rentmeister hat Furor Normannicus inzwischen verlassen. Wir wünschen ihr für ihren weiteren Lebensweg alles Gute.

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