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    Presseartikel über Furor Normannicus




    Aus der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), Freitag, 9. Juli 2010

    Furor Normannicus lässt die Normannen aufleben

    WULFEN. Die große Leidenschaft von Janna Trowe und Oliver Borgwardt ist das hohe Mittelalter und die wissenschaftliche Ergründung dieser Epoche. Mit der Gruppe Furor Normannicus lassen sie das 12. Jahrhundert wieder aufleben.

    Wer mit einem Helm, einer Ritterrüstung und einem Schwert durch die Gegend läuft, ist entweder auf dem Weg zur Karnevalsparty oder lebt in einer anderen Welt. Soweit die Vorurteile, mit denen Janna Trowe und Oliver Borgwardt regelmäßig konfrontiert werden.


    In Wahrheit ist die Leidenschaft des Paares das hohe Mittelalter und die wissenschaftliche Ergründung dieser Epoche, die gerne als finster bezeichnet wird, aber gar nicht so finster war.


    „Unsere Gruppe nennt sich Furor Normannicus, was so viel heißt wie der Zorn der Normannen. Sie wären bestimmt sehr zornig, wenn sie erleben müssten, welch ein Blödsinn über die Zeit von Richard Löwenherz als historisches Wissen vermarktet wird“, sagt Oliver Borgwardt, der in seiner Gruppe Ares Hjaldar de Borg genannt wird.


    Was genau suchen Borgwardt und seine Freunde und welche Ziele verfolgen die Freizeit-Normannen? „Um eines klar zu stellen: Wir glauben nicht daran, in einer Märchenwelt zu leben und wir sind auch keine Kirmes-Ritter, die Mittelalter vorgaukeln und damit einen Haufen Geld verdienen. Wir sind wissenschaftlich interessiert und die meisten Mitglieder unserer Gruppe studieren Geschichte oder üben einen technischen Beruf aus. Es ist für uns spannend, zu ergründen, wie ein Mensch zu der Zeit des hohen Mittelalters den Alltag gemeistert hat“, sagt Borwardt alias Ares.


    Und dabei weiß der Journalist und Geschichtsstudent gleich etwas zu berichten, was wohl zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte gleich war: Wie es dem Menschen ergeht, ist eine Frage des Standes. Und schon wird es spannend, wenn Ares ins Detail geht. Reiche Menschen, also Adlige, lebten besser und auch länger.


    So haben die Ritter der Neugierde den Speiseplan der echten Normannen erkundet und um 1170 war die Ernährungslage besser als man heute denkt. „Der Speisezettel sah natürlich ganz anders aus als heute. Kartoffeln, Tomaten und viele andere Gemüse gab es nicht. Die Nahrung bestand aus Getreideprodukten und Hülsenfrüchten. Funde beweisen, dass es auch bei den besser gestellten Menschen nicht etwa nur Wild, sondern auch Hausschweinefleisch zu essen gab. Es wurde Wein getrunken oder Wasser. Natürlich war der Tag viel mehr vom Überleben geprägt, als das heute der Fall ist“, sagt Borgwardt. Aber: Es gab erste Agrartechnik in Form von Scharpflügen und Mehrfruchtwirtschaft, die den Bauern gute Ernten bescherten. Auch mit dem Vorurteil des kurzen Lebens räumt der wissenschaftliche Freizeitritter auf: Wer das Säuglingsalter überstanden hatte, dessen Chancen auf ein gesegnetes Alter waren so schlecht nicht.

    Allerdings gab es eine Menge Unwägbarkeiten, die einen Strich durch die Aussicht auf ein langes Leben ziehen konnten. „Natürlich war das Leben nicht ungefährlich. Reisen waren ein Risiko. Wir haben im Selbstversuch einmal ein großes Waldgebiet durchwandert. Mit originaler Kleidung, die wir nach wissenschaftlichen Erkenntnissen rekonstruieren. Ein Abenteuer für sich. Jede Flussüberquerung gerät zum gefährlichen Akt und auch wenn es keine Bären und Wölfe mehr gibt: Auch eine Nacht im Frühling ist verdammt kalt“, sagt Borgwardt, der mit seiner Frau Janna Trowe die Leidenschaft für Mittelalter-Wissenschaft teilt.


    Natürlich darf das Thema Krieg nicht fehlen, wenn man die Zeit des dritten Kreuzzuges in das historische Visier nimmt. So verbrachte die Gruppe jetzt ein langes Wochenende im französischen Bouvines. „Wir haben dort Handlungsbilder für das Re-enactment der Schlacht von Bouvines im Jahre 1214 zu trainieren versucht. Es ist eine sehr intensive Erfahrung, in Kettenhemd und im wahrsten Sinne des Wortes bis an die Zähne bewaffnet ein Handgemenge nachzustellen. Es wir deinem klar, welche Ängste und Nöte, aber auch welche Wut und Entschlossenheit die Kämpfer einst erlebt und gelebt haben“, sagt Oliver Borgwardt.


    Die Waffen werden akribisch und penibel nach Originalen nachgebaut. Nur wenn es die Sicherheit erfordert, werden Konzessionen an die Neuzeit gemacht. „Wir wissen, dass wir uns der Zeit des frühen Mittelalters nur annähern können. Die Welt von damals ist wie eine ferne Galaxie. Aber das, was wir nachvollziehen können, ist spannender als jeder Krimi“, sagt Oliver Borgwardt.


    Der Neuzeit-Normanne Ares ist kein Spinner oder Flüchtling aus der Gegenwart. Er ist mit seinen Freunden ein Neugieriger in Sachen Vergangenheit und Menschheitsgeschichte. Das lebt er mit seiner Frau Janna und seinen Freunden aus und teilt es denen, die nicht über Grenzen gehen wollen, mit.


    Welch nobles Tun, edler Herr Ares Hjaldar de Borg.


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