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    Presseartikel über Furor Normannicus




    Aus der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), Freitag, 9. Juli 2010

    Die Last der Rittersleut

    REES. Das Salutieren der Soldaten hat seinen Ursprung in der Ritterzeit. Entwickelt hat es sich aus dem Hochklappen des Visiers.

    „Damit gab sich der Ritter zu erkennen und sagte quasi ‘Hallo’“, teilte gestern Oliver Borgwardt den Schülern der Klasse 6d des Gymnasiums Aspel mit. Gespannt hörten die Jugendlichen den Ausführungen von Borgwardt und seiner Kollegin Janna Trowe, beide studierte Historiker, von der Vereinigung „Furor Normannicus“ zu. Die beiden versuchten den Schülern das „Mittelalter“ mit Schilderungen, historischer Kleidung, Haushalts- und Ausrüstungsgegenständen näher zu bringen.


    Da gab es allerhand zu Staunen. „Das Teil ist ganz schön schwer“, entfuhr es Kara Schenk (12), als sie sich den Maskenhelm vom Kopf zog. Eine Weiterentwicklung aus einfacheren Exemplaren, wie die Schüler erfuhren. „Diese Art Helm bot nämlich einen größeren Schutz für den Kopf“, erklärte Borgwardt. Im Laufe der Doppelstunde wurde den Schülern klar, dass die Entwicklung immer schlagkräftigerer Waffen auch einen besseren körperlichen Schutz für die Ritter nach sich ziehen musste. Aus dem Speer entwickelte sich beispielsweise die Lanze. Ein langes Stoßinstrument, mit dem man die Schnelligkeit des Pferdes aufnehmen konnte. Borgwardt: „Kam das Pferd auf eine Geschwindigkeit von bis zu 50 Kilometern pro Stunde, hatte die Lanze auch eine enorme Kraft und der Getroffene meist keine Chance zu überleben.“

    Die beiden Mitglieder von „Furor Normannicus“ waren auf Einladung von Geschichtslehrerin Christin Kannacher in die Reeser Schule gekommen. Sie hatte zuvor mit den Schülern das Thema „Mittelalter“ erarbeitet und wollte ihnen nun anschaulichen Un-terricht bieten. Die Pädagogin war von den Ausführungen ihrer Gäste ganz angetan. „Das hat einen Lerneffekt, den man mit einem Buch nicht so schnell hinbekommt.“


    Den schwersten Part im Unterricht hatte Matthias Lemken. Der Zwölfjährige hatte sich zwar freiwillig bereit erklärt, sich ein Kettenhemd anlegen zu lassen. Was das bei der derzeit tropischen Hitze bedeutet, wurde ihm erst nach Anziehen von schützendem Unterkleid, Kettenhemd und Helm klar. „Das bringt zusammen ganz schön was auf die Waage“, stöhnte der Schüler. Sein Respekt vor den Rittern, die dabei auch eine schwere Waffe führen mussten, wuchs damit mächtig an. „Das muss anstrengend gewesen sein.“


    Aufgeklärt wurde gestern auch die Mär, ein zu Boden gegangener Ritter habe aus eigener Kraft nicht mehr aufstehen können. Als Borgwardt Matthias Lemken aufforderte, sich in voller Montur aufzurichten, schaffte dieser das innerhalb von Sekunden. „Klar, dass das erst recht ein trainierter Ritter schaffte“, so der Experte. Am Ende der Doppelstunde gab es etwas, was man sonst in der Schule selten hört: Applaus!


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