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    Presseartikel über Furor Normannicus




    Aus der Neuen Rhein Zeitung Dinslaken (NRZ), Montag, 26. Juli 2004

    Leben wie im Mittelalter


    MUSEUMSFEST / Ritter, Edelfrauen, Schmied, Steinmetz und Münzendrucker tummelten sich am Voswinckelshof.

    DINSLAKEN. - Weit hörbar schallte das Horn der Normannen. Im Lager selber achtete kaum einer der Ritter und Edelfrauen darauf. Die einen gingen ihren Aufgaben nach, brutzelten dicke Bohnen mit Speck über der offenen Feuerstelle, die anderen erklärten ihren zahlreichen Besuchern die Welt der Ritter im Mittelalter.


    Wieder einmal war die Gruppe "Furor Normannicus"gestern zu Gast beim traditionellen Museumsfest am Voswinckelshof. Und wie bereits im vergangenen Jahr zogen sie Scharen von Besucher an. Jung und Alt gleichermaßen lauschten begierig den Erzählungen, bestaunten die einzelnen Schwerter, Lanzen und Bögen und ließen sich ins dunkle Mittelalter entführen. Bereits am Freitag hatten die jungen Normannen ihre Zelte vor dem Museum aufgeschlagen. Und seitdem konnten sie sich vor Besuchern kaum retten. Vor allem die Schwertkämpfe hatten es den Zuschauern angetan. Gar leicht schien es, wenn Oliver, Martin, Carsten und Nina die Klingen kreuzen. Doch wer es selber versuchte, konnte das Gegenteil feststellen. "Es gibt nicht viele Frauen, die sich heute im Schwertkampf üben", berichtete Nina. "Im MA haben zwar Frauen Haus und Hof verteidigt, Ritter waren sie jedoch nicht." Allerdings wird in arabischen Quellen von weiblichen Kreuzrittern berichtet.


    Den Langbogen an der Seite, erzählte Susanne Frieters lieber von der Geschichte und Entwicklungen der germanischen Runen. Hauptsächlich auf Gedenksteinen seien sie anzutreffen, diese merkwürdig anmutenden Schriftzeichen. "Ein Name in Stein geritzt bedeute die Unsterblichkeit, denn die Seele eines Toten lebt solange man über ihn berichtet."


    Der 13-jährige Patrick hatte keinen Blick für die Zeichen. Er bestaunte mit sehnsüchtigem Blick Pfeil und Bogen. "Ich liebe alles aus dem Mittelalters und der Indianerzeit", erzählt er. "Ich wünschte mir, hier im Museum gäbe es auch Lehrgänge. Dann könnte ich meine eigenen Pfeilspitzen schmieden, einen eigen Bogen bauen. Ich liebe nämlich handwerkliches Arbeiten. Könnte man nicht einen Raum dafür abstellen?"


    Dieser Meinung ist auch Bildhauer Michael Maerker. Sein kleines Zelt reicht kaum aus, um die vielen Kinder zu beherbergen. "Seit heute Morgen leiste ich fast Fließbandarbeit." Aus Speckstein und Ytong (Glasbeton) entstehen unter seiner Anleitung kleine Kunstwerke. "Meine Lehrgänge finden in der Waldorfschule statt, doch ein Raum im Museum wäre nicht schlecht."


    Auf kleinem Raum präsentieren auch Hans Brucker und Ralf Althoff ihre Schätze. Über 100 Jahre alt sind Fallhammer und Spindelpresse, mit denen sie den "Dinslakener Groschen" prägen. "Bislang ein toller Erfolg", freuten sich Museumspädagogin Cornelia Hamelmann und Museumschef Dr. Peter Theißen. Bis zum Mittag allein wurden 400 Besucher registriert.

  • BIRGIT GARGITTER

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