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    Presseartikel über Furor Normannicus




    Aus der Neuen Rhein Zeitung Oberhausen (NRZ), Mittwoch, 10. August 2005

    Hieb- und stichfest im Kettenhemd


    ACTION-GUIDE / Im Falken-Treff an der Richard-Dehmel-Straße ging´s zurück ins Mittelalter.

    Nanu, haben die Falken etwa ihre pazifistische Grundhaltung verloren? Man könnte es fast glauben: Da stehen doch tatsächlich zwei Männer im Falken-Treff an der Richard-Dehmel-Straße vor einer vielköpfigen Kinderschar und führen die Dreikäsehochs in die Waffenkunde ein.
    Ein Skandal? Ganz und gar nicht, vielmehr eine äußerst praktische Geschichtsstunde. Philipp Bickeböller und Oliver Borgwardt entführten gut 40 Kinder an zwei Tagen im Rahmen des "Action-Guide" in die Zeit der Ritter und Knechte: ins Mittelalter. Und dass damals nicht alles so finster war, wie man sich das gemeinhin vorstellen mag, konnten die beiden Geschichtsstudenten hieb- und stichfest beweisen - nicht nur mit echten Kettenhemden.
    Streitaxt hin, Schwert her: Auch wenn die in Wams und Überrock gewandeten Junghistoriker ihren Geschichtsunterricht ziemlich anschaulich gestalten, überrascht die Disziplin der kleinen Knappen: Die lauschen andächtig, denken mit, melden sich und sprechen, wenn Recke Oliver sie auch drannimmt. Für Philipp Bickeböller, der übrigens einmal Geschichtslehrer werden will, nichts Neues: "Wenn wir unsere Waffen auspacken, haben wir schon gewonnen." Das hätte so mancher mittelalterliche Ritter wohl auch gerne von sich gesagt.

    Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Es ist schon eine Menge pädagogisches Geschick vonnöten, wenn man einer Kinderschar in den Sommerferien beibringen will, warum die Ritter dereinst von der Bildfläche verschwanden. Ein ellenlanger Vortrag über Gründe und Konsequenzen der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in der dereinst bitterarmen Schweiz wäre gewiss nicht allzu prickelnd. Nehmen die Kinder aber Speere und Spieße in die Hand und treiben als Schweizer Bauernarmee den ratlosen Ritter Oliver Borgwardt in die Enge, wird das Ganze anschaulicher - auf das historisch verbürgte Gemetzel wird aus naheliegenden Gründen allerdings verzichtet.
    Gewiss auch zur Freude der beiden Pädagoginnen Martina Limpert-Schriwer und Sabine Plass. Die sind von der Aufmerksamkeit ihrer Schützlinge auch recht angetan: "Am ersten Tag haben die Kinder fast drei Stunden nur zugehört, aber die beiden haben auch toll erzählt." Wobei klar ist: nur stillsitzen geht ja auch nicht. Aber dafür gibt´s bei den Falken ja auch noch die Ritterspiele mit anschließender Belagerung: Nun kommt auch das Schokokuss-Katapult zum Einsatz. Zugegeben: Hier wird historisch ein wenig verfälscht - aber lecker. - JOACHIM BÄUMER

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