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    Presseartikel über Furor Normannicus




    Aus der Neuen Rhein Zeitung Dinslaken (NRZ), Montag, 10. Juli 2005

    "Auf ihr Bauern, zum Kampf"


    MUSEUMSTAG / Über 1000 Besucher rund um den Voswinckelshof ließen sich vom Leben im Mittelalter einfangen.

    DINSLAKEN. Das Dinslakener Bauernheer verharrt in Reih und Glied. Die Holzschilde vor sich haltend, die Äxte, Speere und Kurzschwerter in der anderen Hand, stehen sie bereit, erwarten zitternd den Angriff der feindlichen Ritter. Es geht darum, ihr Hab und Gut zu verteidigen, und da geben die Bauern alles - doch den Rittern sind sie nicht gewachsen. Zumindest nicht denen von "Furor Normannicus" beim gestrigen Museumsfest am Voswinckelshof. Doch wurden die Kids auch geschlagen, Spaß machte es allemal.


    Dabei hatten sich ihre Vorfahren einst in Kleve recht wacker gehalten und sogar ihren Lehnsherrn, Dietrich von der Mark, aus einer argen Klemme befreit. "Für die Dinslakener hatte sich die Schlacht gelohnt", so Münzpräger und Historiker Franz Althoff. "Dietrich erlaubte ihnen nämlich, ab 1372 ihr eigenes Geld zu prägen. Der Dinslakener Groschen in Silber entstand. Davon konnte damals eine Familie eine Woche lang leben." Rund 25 Münzen haben er und Kollege Hans Bruker an ihren historischen Prägemaschinen bereits bis Mittag gestanzt.


    Während die Eltern den Geschichten lauschen, stürmen die Kids zu Schmied Olaf und Steinmetz Michael Maerker. Beide Meister kommen nicht zur Ruhe. Unermüdlich erkären sie den Kindern ihr jeweiliges Handwerk, helfen ihnen bei den Steinmetz- und Schmiedearbeiten. Florian (10 Jahre) hält sein Messer über den Schleifstein. "Erst habe ich auf die Form gehämmert, jetzt schärfe ich mein Messer", erklärt er.


    Andere ziehen sich lieber in eine ruhigere Ecke zurück, spielen Brett- und Würfelspiele, basteln Ritterzubehör. "Rund 1000 Besucher haben wir bereits bis zum Mittag gezählt", freut sich Museumspädagogin Cordula Hamelmann und hofft, an diesem Tag den Besucherrekord aufzustellen.


    Der Verein Orietur Occidens zeigt inzwischen Musikinstrumente der Vergangenheit. "Wir haben die Sorge, dass man vergisst, dass die Welt vor dem 17. Jahrhundert entstanden ist, dass es auch davor schon Musik und Gesang gab. Die Schofar, ein Flöteninstrument aus dem Judentum, wird bereits im Alten Testament erwähnt", berichtet Vorsitzender Wilfried Hasselberg-Weyandt.


    Der Renner ist jedoch nach wie vor das große originalgetreue Zeltlager der Normannen. "Erstmals haben wir ein Programm aufgestellt, mit dem Kampf zwischen Bauern und Rittern, dem Bogenschießen auf ein Wildschwein", erläutert Oliver Borgwardt. "Wir berichten über die Entstehung des Rittertums, führen eine mittelalterliche Modenschau durch und kleiden einen Freiwilligen in eine Ritterrüstung." Was bei den hochsommerlichen Temperaturen eine Tortur sein dürften, denn so eine Rüstung mit Helm, Wams und Kettenhemd wiegt bis zu 20 Kilo. (big)

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