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    Presseartikel über Furor Normannicus




    Aus der Halterner Zeitung (HZ), Samstag, 9. Dezember 2000

    "Furor Normannicus" räumte mit Vorurteilen auf

    Ritter kannten gute Manieren

    Haltern (ms) - Ritter sind fett, faul und unkultiviert - so die landläufige Meinung über Ritter. Mit diesen Vorurteilen räumte am Donnerstagabend im Flaesheimer "Tüshaus" die sechsköpfige Gruppe "Furor Normannicus" auf.
    Der Flaesheimer Heimatverein hatte die sechs jungen Historiker aus Dorsten-Wulfen eingeöaden, das Leben vor 1200 Jahren, der Gründungszeit Flaesheims, darzustellen.
    Wer einen trockenen Vortrag erwartet hatte, konnte positiv überrascht werden. Die Gruppe beschäftigt sich vor allem mit der praktischen Darstellung des Mittelalters. So wurde anhand von teilweise selbst erstellten Waffen, Kettenhemden, Kleidung und Schilden das 13. Jahrhundert wieder zu Leben erweckt. Alle Anschauungsstücke stützten sich auf historische Quellen, und es war den rund 35 Anwesenden möglich, selbst in ein Kettenhemd zu schlüpfen oder ein Schwert zu schwingen.
    Warum waren Ritter nun so erfolgreich? Der Begriff "Ritter" kommt von "Reiter". Im frühen Mittelalter gab es kaum berittene Soldaten. Das Heer bestand aus einfachen Bauern, die selbst für Waffen und Schutzkleidung aufkommen mußten. Demnach fehlten Rüstungen fast völlig, und Schwerter konnte sich kaum einer leisten. Die Normannen, ehemalige Wikinger, entwickelten die Kampftechniken weiter. Die Kettenhemden und Schilde würden länger, um den Reiter besser zu schützen, und es bildete sich eine Berufsarmee.

    Dieser Umstand führte zur Entwicklung des Lehenswesens. Die Ritter bekamen Ländereien von ihren Dienstherren, die sie von Bauern bewirtschaften ließen und so Geld für die teure Ausrüstung bekamen, ohne selbst dafür arbeiten zu müssen. Allerdings waren sie im Gegenzug für den Schutz der Bauern zuständig. Hier räumten die Historiker noch mal mit Vorurteilen auf: Die wenigsten Ritter wohnten in Burgen, und die Rille in der Mitte des Schwertes war nicht dafür da, damit das Blut besser ablaufen konnte, sondern, um das Schwert leichter zu machen.
    Wenn nicht gerade Krieg herrschte, wurden Turniere veranstaltet. Tischmanieren schrieben die "unkultivierten Ritter" auch damals schon groß. Der Untergang des Rittertums war nach den Kreuzzügen besiegelt. Danach erst entwickelten sich die Plattenrüstungen zum Schutz gegen Pfeile von Langbögen, aber schon bald konnten die Ritter den neuen Kampfformen nicht mehr trotzen und außerdem wurden sie zu teuer.
    Am späten Abend ging dieser Geschichtsunterricht zum Anfassen zu Ende. Außer konkreten Ereignissen aus der Vergangenheit hatten die Anwesenden noch einige spannende "Nebensächlichkeiten" über das "dunkle" Mittelalter erfahren. Durch die begeisternde Erzählweise von Oliver Borgwardt, Mitglied der Gruppe, und die naturgetreuen Anschauungsstücke fühlte man sich in die Vergangenheit versetzt. Der Flaesheimer Heimatverein will weiter Kontakt zu der Gruppe halten.

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