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    Schutz und Abwehr

    Verschanzung und passive Lagerverteidigung

    Natürlich stehen die Zelte eines Reise- oder Kriegslagers nicht ungeschützt herum, sondern werden durch vielfältige Abwehrsysteme geschützt. Einige Beispiele dienen auch im Furor-Normannicus-Lager als Schutz vor unbefugtem Zutritt.

    Palisaden (lat. palacium, frz. palis = Pfahl) sind sozusagen der Stacheldraht des Mittelalters - lange Holzstangen, die an beiden Seiten angespitzt und in den Boden gerammt werden. In großer Zahl halten sie den Gegner auf und verhindern einen schnellen Angriff. Für Reiter ist diese Barriere so gut wie unüberwindbar.



    In Kombination mit einem Graben vor den Palisaden entsteht eine einfach herzustellende Befestigung, die ein Lager im Verhältnis zu der kurzen Zeit, die man braucht, um eine solche Anlage herzustellen, sehr gut schützt.
    Bereits in der Antike wurden Palisaden von Römern und Germanen gleichermaßen benutzt, wobei besonders die Funktion als Verstärkung eines Erdwalles hinter einem Spitzgraben bekannt ist.
    Im Frühmittelalter spielt dieses sogenannte "Holzwerk" bei relativer Seltenheit von Steinwerk eine große Rolle, aber auch noch später kamen Palisaden zum Einsatz, etwa 1332 bei der Stadtbefestigung von Nürnberg.
    Auch hat man Kohlenreste an Wallburgen des Deutschen Ordens, die dieser im 13. Jahrhundert in Preußen errichtet hatte, gefunden, die auf verbranntes Holzwerk hinweisen. Selbst aus dem amerikanischen Bürgerkrieg sind noch Palisaden bekannt.


    Die hier gezeigten Schilde dienen dem Schutz vor Pfeilbeschuß. Durch das Loch in der Mitte kann ein Bogen- oder Armbrustschütze sein Ziel ins Visier nehmen, ohne seine Deckung zu verlassen.
    Schanzschilde wurden größtenteils für Belagerungen eingesetzt und sind auch zur Verteidigung einer Palisade praktisch verwendbar.
    Bei einer Belagerung werden die Schanzschilde meistens vor Ort zusammengesetzt, da die Konstruktion recht einfach ist und Holz damals in fast unendlicher Menge vorhanden war.
    Besonders in statischen Gefechten wie einer Belagerung zeigt sich der Vorteil dieser einfachen Konstruktion, da Bogenschützen in aller Regel keine oder nur sehr leichte Rüstung tragen.
    In einer offenen Feldschlacht ist der Vorteil zu vernachlässigen, da die Bogenschützen hier weniger durch die Fernkämpfer des gegnerischen Heeres, als vielmehr durch Kavallerie und Infanterie des Feindes bedroht sind.
    In unserem Beispiel wurde der Schanzschild mit unserem Wappensymbol bemalt, in den meisten Fällen wurde aber wohl auf jegliche Bemalung verzichtet, da die Schilde Verschleißmaterial waren und nach der Schlacht meist weggeworfen bzw. auseinandergenommen wurden.

    Mit der zunehmenden Bedeutung schwerer Armbrüste kommt eine andere Form des Schanzschildes auf, die sogenannte Pavese.
    Bei der Pavese gibt es in der Regel keinen zum Aufstellen ausklappbaren Bügel mehr, sondern einen Dorn, mit dem der Schild in den Boden gerammt wird. Der Armbrustschütze kann diese Vorrichtung also vor sich hertragen und an geeigneter Stelle zum Einsatz bringen, um in der Deckung seine Waffe nachzuladen.
    Bei der abgebildeten reich verzierten Pavese aus dem späten Mittelalter kann man am unteren Ende noch erkennen, wo sich der Dorn befunden haben muß. Aus dem Hochmittelalter sind rechteckige, weniger verzierte Pavesen bekannt.
    Auffällig ist auch, daß auf die Installation einer Schießscharte wie im Schanzschild verzichtet wurde. Offensichtlich ist die Option, diese Schilde nebeneinandergereiht als provisorischen Verteidigungswall einzusetzen, bei den Pavesen ohne Bedeutung.

    Eine weitere einfache, aber sehr effektive Form der mobilen wie statischen Verteidigung stellen die sogenannten spanischen Reiter dar.
    Ein spanischer Reiter ist eine sehr leicht und schnell herzustellende, mobile Verteidigungsanlage. X-förmig verbundene Holzstäbe, die unten als Standbeine und oben mit scharfen Spitzen zur Abwehr dienen, werden mit waagerecht aufgelegten Stäben kombiniert, die zugleich wie eine Art Schranke zwischen den Spitzen wirken.
    In unserem Beispielfoto dient der spanische Reiter als Tor. Wenn jemand durch das Tor treten möchte, wird der Reiter beiseite gehoben. Aber auch sonst ist die Mobilität dieser Verteidigung ein großer Vorteil, da so das Ausmaß der eigenen Verteidigungslinie schnell variiert werden kann.
    Die Konstruktion hat sich als so nützlich erwiesen, daß sie seit dem Mittelalter bis heute in Gebrauch geblieben ist. Aus den napoleonischen Kriegen ist bekannt, daß etwa die Franzosen spanische Reiter vor sich herrollten, wenn sich die Infanterie auf den Gegner zubewegte.
    Auch in der modernen Kriegsführung kommen spanische Reiter (mit Stacheldraht umwickelt oder aus Metall als "Panzerigel") noch vor.