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    Sage des Ritters von Wolf

    Wappen der Gemeinde Wulfen Vor vielen Jahren stand in Wulfen an der Stelle, die auch heute noch Burgwiese genannt wird, eine Burg.
    Diese gehörte dem Ritter von Wolf, der im ganzen Umlande gefürchtet war. Er war ein harter, wilder und stolzer Mann, der das Umland mit eiserner Hand führte. Seine grausamen Taten und harten Strafen waren unter den Bauern berüchtigt.


    Bei einer sommerlichen Hetzjagd stürzte das Pferd seines einzigen Sohnes, und dieser brach sich den Hals. Somit hatte der Ritter von Wolf seinen einzigen Erben verloren, was ihn verbitterte. Auch seine Gemahlin folgte seinem Sohne bald - wie es heißt, aus Gram - in den Tod.
    Haß und Wut ließ der Ritter an den Bauern aus. Grausamkeit und Unterdrückung quälten das Volk mehr denn je.
    Seine Tochter wandte sich vom Vater ab und nahm den Schleier, um im Kloster für die Sünden des Vaters zu beten. Da wurden die Grausamkeiten des Ritters noch schlimmer und seine Frevel schrien zum Himmel.


    Eines Tages verdunkelte sich der Himmel, als ein schweres Gewitter über die vom Wind aufgewühlten Fluten der Lippe heranzog. Der Sturm peitschte die Baumkronen, schwefelgelbe Blitze zuckten über das Firmanent, und schwerer Donner grollte hallend über das Land. Die Bauern flüchteten in ihre Hütten, und beim Schein der Gewitterkerzen flehten sie Gott um Schonung an.
    Der Ritter von Wolf aber stand auf den Zinnen seiner Burg und sah voller Hohn und Spott in das Unwetter. Lachend sah er zum Himmel, wo sich die schwarzen Wolken wie Berge türmten.
    Er hob seine tiefe Stimme und schrie den Naturgewalten entgegen:


    "Du stolzer Herrgott, mögen deine Blitze noch so feurig zucken und deine Donner noch so laut grollen, ich fürchte Dich nicht, ich lache deiner Allmacht!"


    Sein Gesicht entstellte sich zu einer haßerfüllten Fratze, und mit teuflischer Wut streckte er die Faust drohend zum Himmel:


    "Du hast mir meinen einzigen Sohn genommen, deswegen verfluche ich dich!"


    Da! - ein betäubender Donnerschlag, als werde die Erde mit unendlicher Macht aus ihren Angeln gerissen, ein Stürzen, Krachen und Schreien, und, von Blitzen umloht, versank die Burg in der Tiefe.
    Noch einmal heulte der Sturm mit aller Macht auf, dann war alles totenstill.


    Jahrhunderte gingen ins Land. Von der starken Feste ist nichts mehr zu sehen.
    Nach Jahren, als man an der Stelle nachgrub, fand man einige Überreste von alten, mächtigen Grundmauern und ein halbverbranntes Bildnis. Es zeigte einen Wolfskopf mit weit aufgerissenem Maul und blutroter Zunge - es war der Wappenschild des Ritters von Wolf.

    Lokale Volkssage, angelehnt an die Interpretation des Wulfener Lehrers Paul Lippick