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    Ackerbau im Mittelalter

    Zum Erscheinungsbild der Feldfluren


    Bauer mit Egge (Fécamp Psalter, Normandie Ende 12. Jahrhundert)



    Feldfrüchte stellen seit der Jungsteinzeit die Grundnahrungsmittel der Menschen dar. Auch im Mittelalter war die gesamte Gesellschaft (die zum Hauptteil ja aus Bauern bestand) von dem Ertrag der Felder abhängig. Wie kaum ein Lebensraum von Pflanzen und Tieren sonst, unterliegen Äcker der ständigen Beeinflussung des Menschen. Da sich die Technik der Landwirtschaft seit ihren Anfängen im Wandel befinden, ändert sich auch diese Kulturlandschaft ständig. An dieser Stelle soll aufgezeigt werden, wie die Bewirtschaftung der Böden im Mittelalter funktionierte und warum heute die allermeisten Äcker ein völlig anderes Bild bieten.

    Von den Anfängen des Ackerbaus

    flanzen stellen neben Tieren einen grundlegenden Rohstoff dar. Sie wurden genutzt als Nahrungsmittel, als Energielieferant für das Feuer, als Baumaterial, als Gewürz- und Heilkräuter sowie als Textil- und Farbstofflieferanten.


    Landwirtschaftliche Szenen aus Ägypten (Wandmalerei im Grab des Nacht, Theben, 18. Dynastie, um 1400 v.Chr.)

    Mit dem Beginn der Jungsteinzeit vor 10.000 Jahren begann der Mensch allmählich Landwirtschaft zu betreiben und das Leben als Jäger und Sammler aufzugeben. Diese analog zur industriellen Revolution bezeichnete neolithische Revolution hatte weitreichende Änderungen der Lebensweise des Menschen zur Folge. Die neue Zeit des Ackerbaus begann wegen der eiszeitlichen Vergletscherung nicht gleichzeitig auf der ganzen Erde, sondern zeitlich versetzt. Das Abschmelzen des Eises dauerte Jahrtausende. Nachdem es an den Randgebieten um 10000 begonnen hatte, war die Vergletscherung erst 2000 Jahre später bis Mittel- und Nordeuropa zurückgegangen. Um 6000 war Skandinavien weitgehend eisfrei. Die Grenze der baumlosen Tundra verschob sich ebenfalls nach Norden; ihr folgten zunächst Nadelholz- und danach Laubholzwälder. Die Ursprünge der neolithischen Revolution lagen dementsprechend an den Randbereichen des Eises im Vorderen Orient, in Mesopotamien, Nordafrika (v.a. Ägypten) und am östlichen Mittelmeer.

    Der Mensch, gezwungen durch seine neue Lebensweise, änderte seine Umwelt zu der ihm nützlich erscheinenden Form. Die ersten nachweisbaren Siedlungen die Ackerbau betrieben, finden sich im Bereich des "fruchtbaren Halbmondes", der sich halbmondförmig vom Nildelta über Israel, den Libanon und die hügeligen Ausläufer des Taurus-Gebirges bis in die Ebene des Euphrat- und Tigrisbeckens erstreckt. Angebaut wurden Gerste- und Weizenarten, ferner Wicken, Erbsen und Lein, deren Wildformen in diesem Gebiet beheimatet waren.


    Erbse (Pisum sativum) in einer Abbildung von Otto Wilhelm Thomé (Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, Gera 1885)

    Nahezu gleichzeitig wurde der gezielte Anbau von Feldfrüchten an mindestens drei weiteren Gegenden der Welt unabhängig voneinander entwickelt, in Ostasien, in Mexiko und in Peru. Um 4000v. Chr. wurde Hirse in China als erste Pflanze domestiziert. Ihre Wildform wuchs am Mittellauf des Hoangho in einem Gebiet ohne Wald, aber mit einem fruchtbaren Lößboden. Die heute wichtigste Kulturpflanze Chinas, der Reis, dessen Wildform im subtropischen Klima Südchinas wuchs, wurde hier erst um 3000v. Chr. domestiziert. Noch früher wurde in Südostasien Ackerbau betrieben. Reisanbau wurde in dem Gebiet des heutigen Thailands vermutlich schon Jahrtausende vor der chinesischen Kultivierung betrieben. Hier wurden Ackerbohnen und eine Erbsenart aus der Zeit um 7000v. Chr. gefunden. Etwa zur selben Zeit begann der Ackerbau in Mexiko und Peru. Mais wurde seit 5200 - 3400v. Chr. angebaut. Noch früher wurden Kürbis und Bohnen domestiziert. Die ältesten Funde datiert man um 7000 v. Chr.

    Neben der Einführung der Landwirtschaft kam es zur Domestikation von Tieren, zu technischen Fortschritten, (z.B. zur Herstellung von Keramik, die zur Aufbewahrung der Ernte notwendig wurde) und kulturellen Leistungen (Entwicklung von Hochkulturen). Auf dem Wege über Kleinasien gelangte der Ackerbau schon früh nach Griechenland (ca. 6000 v. Chr.) und über den Balkan nach Mitteleuropa. Die ältesten Kulturpflanzen aus diesem Teil der Erde stammen aus dem 5. Jahrtausend v. Chr.. Angebaut wurden Emmer (Triticum dicoccon), Einkorn (Triticum monococcum), Gerste (Hordeum vulgare), Erbse (Pisum sativum), Linse (Lens culinaris) und Lein (Linum usitatissimum).

    Früher Ackerbau in Mitteleuropa

    on der Jungsteinzeit bis zum Ende der Völkerwanderung betrieben die Bauern Mitteleuropas vermutlich Wanderfeldbau (oder Brandfeld-Wirtschaft, ähnlich wie es heute noch in den Tropen üblich ist). Die durch die Brandrodung des Waldes geschaffenen Ackerflächen wurden bis zur Erschöpfung des Bodens genutzt und dann der Vergrasung oder der Verbuschung überlassen.


    Neben dieser Wirtschaftsform gab es besonders nach 2500 v Chr. immer häufiger auch dauerhaft bewirtschaftete Felder (Feld-Graswirtschaft). Während der Römerzeit betrieben die germanischen Stämme neben Ackerbau und Viehhaltung noch in ausgedehntem Umfang Jagd und Fischfang. Mit den Römern gelangten Gemüsearten (z. B. Sellerie, Mangold) und Obstarten (z. B. Aprikose, Pfirsich, Weinrebe) und neue Produktionstechniken zu den nördlich des römischen Reiches siedelnden Volksstämmen.


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