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 Theaterstücke
ine besonders interessante Aufgabe war für die Aktiven von
Furor Normannicus die Mitarbeit an dem Theaterstück "Luidger in Scirenbeke - Sin Liäben
un sin Wiäg" im Rahmen der 1200 Jahr-Feier
der Stadt Schermbeck (Kreis Wesel).

Das historische Theaterspiel hatte die Lebensgeschichte des Friesenmissionars Liudger zum Thema,
der zur Zeit Karl des Großen gewirkt hat. Furor Normannicus übernahm die Besetzung der heidnischen Sachsen
in diesem Theaterstück, die in der Realität unter
Widukind gegen die fränkischen Missionierungsversuche gekämpft hatten.
Die größte Herausforderung war die etwas ungewöhnliche Sprache, in der die Dialoge gehalten wurden.
Das Theaterstück war nämlich im breitesten Münsterländischen Platt geschrieben.
Das Stück
m Jubiläumsjahr der Stadt Schermbeck (gegründet 799) lud der örtliche Pfarrgemeinderat St. Ludgerus
zu einer Theateraufführung in plattdeutscher Mundart ein. Münsterländer Platt wird im ländlichen
Schermbeck noch gesprochen, jedoch verliert es allmählich an Bedeutung und Verbreitung. Um diese alte Mundart zu pflegen und gleichzeitig an die 1200jährigen Geschichte
der Stadt zu erinnern, wählte man ein historisches Theaterstück in Plattdeutsch aus. Das Stück "Liudger, Biskop von Mönster"
bot sich vor diesem Hintergrund an.
Das im Jahre 1958 von Benediktinerpater Gregor Schwake geschriebene Originalstück wurde dabei von Willi Tasse um die Schermbecker Szene
erweitert, in der Bezug auf die Schenkungsurkunde von 799 genommen wird, in der die Stadt erstmals urkundlich verbürgt ist.
Furor Normannicus mittendrin!
ach der Anfrage der Schermbecker Lehrerin Mechthild Werner-Weinekötter, die auch die Leitung des Stückes übernahm,
half Furor Normannicus bei der Beschaffung historisch korrekter Kleidung für die Darsteller. Besonders hervorgetan
hat sich bei dieser Aufgabe unser Gewandungsexperte Tankret, der Schnittmuster lieferte und mit Tips zur richtigen Stoffauswahl
bereitstand.
Furor Normannicus sorgte auch für stilgerechte Requisiten (Tankret schleppte seinen halben Hausrat nach Schermbeck) und
diskutierte sachlich über das Bühnenbild ("Wie wär's, wenn Claas mit der Dänenaxt erstmal diese Tür einschlägt
und wir dann nachstürmen?" - "Haben wir eigentlich einen alten Tisch, den wir umtreten können?").
Die Hauptsache war dann aber doch unsere Mitarbeit als Laienschauspieler. Wir würden während der Aufführung zunächst als Darsteller der heidnischen
Sachsen auftreten, während wir gegen Ende des Stückes als Edelinge an der Unterzeichnung der Schenkungsurkunde mitwirken (nach einer
dementsprechenden Umgewandung natürlich).
Die 3.Szene - die Sachsen kommen!
Schauplatz ist Dokkum (Friesland) im Jahre 784, wo der Missionar Bonifatius am 5. Juni 754 erschlagen wurde.
ie Szene, in der die Sachsen die Bühne stürmen, kündigt sich durch entferntes Trommeln
und Kriegsgeschrei an. "Harut met de Frankenpreesters! Slaot de Frankenpreesters doat!" "Heraus mit
den Frankenpriestern! Schlagt die Frankenpriester tot!") hallt aus dem Off, während Bischof Alberich (Karl Schulte)
Liudger (Martin Wieschus) vor der nahenden Gefahr warnt. Liudger und Alberich verlassen die Bühne.
Kurz darauf fliegt die Seitentür des Theatersaales auf und die Sachsen erscheinen. Widukind (Ares) rennt sogleich in Richtung
der Bühne und baut sich dort auf, streckt die Arme zum Himmel und schreit den Namen seines
Donnergottes: "Donar!" Die noch zwischen den Zuschauern stehenden sächsischen Schwertleute
beantworten diesen Ruf mit einem ohrenbetäubenden "Widukind un Wotan!" Auf das Geheiß ihres Herzogs stürmen die
ungestümen Krieger Liudgers Haus (also die Bühne), stoßen das Geschirr vom Tisch, werfen das dort stehende Holzkreuz
zu Boden und beginnen, Truhen und Kisten im Haus zu durchwühlen. Der sächsische Hauptmann (Tankret) sucht die Umgebung
des Hauses und der Kirche ab, während Herzog Widukind in der Mitte des Raumes stehenbleibt. Er stellt seinen Schild auf den Boden und sieht sich um.
Zu seinen Kriegern gewandt, sagt er: "Hier is de Platz, wo de Freesen kaputtgeschlon häbbt den Frankenpreester Bonifatius
un dat ganze Rudel van siene Gesellen. Nicks hätt't bracht. Alls ümsüss. De Jungen sitt't wier in't aolle Nest." ("Hier ist der Ort,
an dem die Friesen den Frankenpriester Bonifatius und das ganze Rudel seiner Anhänger erschlagen haben. Nichts hat es gebracht.
Alles umsonst. Die Jungen sitzen wieder im alten Nest.") In der Hoffnung, diesmal den Priester erwischt zu haben, ruft Widukind
nach seinem Hauptmann, der sogleich von draußen hereinstürmt.
"Is en Mensk hier?" ("Ist jemand hier?")
Der Hauptmann schüttelt den Kopf.
"Kien Been. Alle weg." ("Niemand. Alle weg.")
Widukind wird bedeutend gereizter, seine Stimme wird lauter.
"Häbbt Ji wat funnen? Gold? Sülwer?" ("Habt Ihr was gefunden? Gold? Silber?")
Mit verzweifeltem Blick muß der Krieger auch diese Frage verneinen.
"Nicks to finnen!" ("Nichts zu finden!")
Widukind nimmt einen stehengebliebenen Becher vom Tisch und sieht ihn sich flüchtig an. Wertloses Kupfer. Er schleudert den Becher in die Ecke und
wirft in einem Anfall der Wut sein Schwert auf den Boden. Einer der Krieger beeilt sich, die Waffe seines Herzogs aufzuheben und sie ihm zurückzureichen.
Dann hält der Sachsenherzog inne und überlegt. Schließlich überzieht ein grimmiges Grinsen sein Gesicht. Zwar hat er den Priester nicht erwischt, aber...
"Owwer de Buern, de hier wuohnt, könnt nich so rask wägg."("Aber die Bauern, die hier wohnen, können nicht so schnell weg.")
Er zeigt mit dem Schwert auf das an der Wand hängende Kreuz.
"Harin in de Hüs, sökt dat Krüs!
Is dao en Krüs, slaot se daut,
Mann un Wief un Kinner.
Stiäkt dat Hus in Brand!
Vüöran!"
("Hinein in die Häuser, sucht das Kreuz! Ist dort ein Kreuz, schlagt sie tot, Mann und Weib und Kinder.
Steckt das Haus in Brand! Vorwärts!")
Die Krieger stimmen ein lautes Schlachtgeschrei an und stürmen durch eine Tür in der Kulisse nach hinten von
der Bühne. Man hört Kreischen aus dem Off.
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