Die meisten der anwesenden Römer gehörten zu der renommierten Geschichtsgruppe Kohorte Opladen, die seit vielen Jahren in ganz Europa gern gesehener Gast bei Museumsfesten und Thementagen ist. Neben den mächtigen Wurfmaschinen und dem militärischen Aufgebot konnten sie auch im zivilen Bereich überzeugen. Römische Schminktipps etwa? Kein Problem.
"Dieses Pulver wird aus dem Mineral Malachit gewonnen", erläutert eine Frau in der Tracht einer reichen römischen Bürgerin, "man kann es als Lidschatten verwenden. Ruß benutzt man ebenfalls für die Augenpartie. Aus Rötel, einer Erdart, gewinnt man eine Art Rouge, und wenn man Wachs mit Mandel- oder Rosenöl kombiniert, kann man duftende Cremes herstellen." Nicht nur die weiblichen Besucher schauten sich bei solchen Erklärungen interessiert in dem Sammelsurium antiker Schönheitsmittel um. Aber nicht alles, was damals zum Schminkkoffer gehörte, sollte man auch heute noch nutzen: "Bleiweiß ist zwar einfach herzustellen und hellt die Haut auch schön auf, ist aber extrem giftig", warnt die Expertin. Deswegen verwahrt sie den Gefahrstoff in einem versiegelten Gefäß und setzt ihn mitnichten zur Schönheitspflege ein. Ganz nebenbei erklärt die gutgekleidete Dame, dass sich ihre ganze Familie mit Leidenschaft der Antike verschrieben hat: "Mein Mann und mein Sohn sind kürzlich in der Ausrüstung römischer Legionäre über die Alpen gewandert. Sie schwärmen heute noch davon."
Extrem? Nicht unbedingt, denn auf solchen Exkursionen gewinnen die Beteiligten viele Informationen über den Gebrauch und die Wertigkeit historischer Ausrüstung. Ein besonders stattlicher Fall von rekonstruiertem und experimentell verwendetem Gerät wartete am See: Auf dem Ruderschiff Viktoria konnten Besucher sich unter Anleitung in die Riemen legen und schnell erste Erfolgserlebnisse erzielen. Ganz nebenbei erfuhren sie hier, dass auf solchen Fahrzeugen Rudersklaven eher in den Bereich der Fantasie gehören und dass das Schiff mit einer trainierten Mannschaft an den Riemen sehr respektable Geschwindigkeiten erreichen konnte.
Jede Menge Technik also bei den Römern - und wie sieht es bei den Germanen aus? Schaute man sich bei den Darstellern um, fand man das Vorurteil des fellgekleideten Barbaren schnell entkräftet. Die Tracht war einfacher, anders, und die militärische Ausrüstung nicht so standardisiert und optimiert. Dennoch konnten sich die Menschen aus dem Norden recht gut anpassen. "Die einfachen Holzspeere reichten gegen die gut gepanzerten Legionäre nicht mehr aus", erklärt der Archäologe Norbert Reuther, der an diesem Tag als Germane gekleidet ist und zeigt verschiedene Speere mit Eisenspitzen. Richtig gefährlich auf Distanz wurde den Soldaten Roms aber vor allem der germanische Langbogen. Routiniert demonstrieren Reuther und seine Mitstreiter die Wirkung der einschlagenden Pfeile, als sie vor dem beeindruckten Publikum ein Projektil nach dem anderen in einen Holzschild schlagen lassen. "Da möchte man kein Römer sein", murmelt ein Zuschauer.
Zwei Tage lang konnten die Besucher auf anschauliche Art und zum kleinen Eintrittspreis jede Menge Wissen über die römische Antike gewinnen und wurden dabei durch spannende Gespräche und das Ausprobieren und Anfassen verschiedener Gegenstände auch noch gut unterhalten. Die Römertage sind unbestritten einer der kulturellen Höhepunkte in der Seestadt - die Veranstalter und Teilnehmer kamen, sahen und siegten.
Und am Schluß noch ein Patzer zum Schmunzeln: