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Rauschpfeife u. Sackpfeife (Gelesen: 18264 mal)
LongbowArcher
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Rauschpfeife u. Sackpfeife
22.07.11 um 11:35:20
 
Hallo FN Community,
ich wüsste gerne einige Dinge über die Rausch- u. Sackpfeife.

1. Könnt ihr mir sagen wann die Rauschpfeife u. die Sackpfeife zu ersten mal in Europa bzw. Frankreich aufgetreten sind?

2. Wie sahen beide damals aus?
    Wenn es sie im 12. Jahrhundert gab wie sahen sie aus?

3. Hatten sie einen Trichter?

4. Wie waren sie gestimmt?

3. Kann mir einer sagen wo ich Noten dafür her bekomme?
(für die Rauschpfeife)
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Eriol
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Herten
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Re: Rauschpfeife u. Sackpfeife
Antwort #1 - 23.07.11 um 03:51:38
 
meinst du so ne ''rauschpfeife''?  Augenrollen
...

und heute abend singt für sie: das niveau.  Zunge
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LongbowArcher
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Essen
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Re: Rauschpfeife u. Sackpfeife
Antwort #2 - 23.07.11 um 18:13:12
 
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Ares Hjaldar de Borg
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Wulfen
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Re: Rauschpfeife u. Sackpfeife
Antwort #3 - 26.07.11 um 12:58:21
 
Ja, da haben wir Abbildungen von, wenn ich mich recht erinnere. Ich suche die die Tage mal raus.
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LongbowArcher
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Re: Rauschpfeife u. Sackpfeife
Antwort #4 - 26.07.11 um 23:16:37
 
ich danke dir.
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Maksimilian
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Re: Rauschpfeife u. Sackpfeife
Antwort #5 - 18.08.11 um 06:52:15
 
Also "rauschpfeienähnliche" Instrumente sind in der Manesse abgebildet (ich nehme sehr schwer an, dass das eine ist Durchgedreht) :
...
Auf dem Bild sieht man ebenfalls eine schöne Abbildung einer Sackpfeife.
Ob dass bei der Pfeife hinten jetzt ein Rohrblatt oder ein Mundstück ist ist nicht ganz klar. Aber ich denke,dass es ein Rohrblatt ist.
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im mittelalter gabs noch kein feuer............ WTF?!
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LongbowArcher
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Essen
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Re: Rauschpfeife u. Sackpfeife
Antwort #6 - 18.08.11 um 22:48:14
 
Ah danke für die Abbildung.
Ab wann gab es dann die Windkapsel für die Rauschpfeife?
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Ares Hjaldar de Borg
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a furore normannorum libera
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Wulfen
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Re: Rauschpfeife u. Sackpfeife
Antwort #7 - 25.08.11 um 09:08:12
 
Aus dem Lexikon des Mittelalters:

Zitat:
[1] Holzblasinstrumente: Sehr alte und im bukol. Bereich überaus häufige Holzblas-I. sind Pan- und Weidenflöte. Sie bestehen aus einem (Weidenflöte) oder mehreren ausgehöhlten Holzstücken (Panflöte), die an beiden Enden offen sind. Grifflöcher besitzt ledigl. die Weiden-, nicht jedoch die Panflöte. Bei letzterer wird der den Lippen des Spielers entströmende Luftstrom schräg auf die Kante der oberen Öffnung geblasen (St. Germain-des-Prés, ca. 1070: Paris, Bibl. Nat., lat. 11550, fol. 7 v.).

Querflöten: (Quer-)Pfeifen, (Quer-)Flöten, Piffari und sog. Schwegel bestanden im frühen und hohen MA aus einer zylindr., hölzernen, meist in einem einzigen Stück gefertigten Röhre, die an der Anblasseite mit einem Pfropfen verschlossen war, und in die 6 Grifflöcher und ein Anblasloch eingebohrt sind. Querflöten trugen im frühen MA die Bezeichnung plagiauloi oder tibiae vascae. Später hieß die Querflöte auch flûte allemande. Nach den Abbildungen zu urteilen, wurden Querpfeifen sowohl linkswie rechtsgriffig (Cantigas de Santa Maria, ca. 1280: Escorial J.b. 2, fol. 218 v.) gespielt. Kleinere Exemplare hatten oftmals nur 3 Grifflöcher, damit der Spieler mit der anderen Hand noch ein zusätzliches I. bedienen konnte (z. B. eine Trommel). Ab dem 15. Jh. wird die Querflöte in unterschiedl. Stimmlagen gebaut. Während des ganzen MA hatten die Flöten keine Klappen.

Blockflöten: (engl. recorder, frz. flûte douce, flûte à neuftrous oder flûte d'Angleterre, it. flauto): Im 14. Jh. treten vermehrt Flöten auf, bei denen ein Labium mit Windkanal in Schnabelform am I.nkorpus angearbeitet ist (sog. Kernspaltflöten). Deshalb spricht man gelegentl. auch von einer Schnabelflöte. Zu den sechs an der Oberseite sichtbaren Grifflöchern gesellt sich ein auf der Unterseite befindl. Daumenloch, durch das ein Überblasen ermöglicht wird. Das älteste erhaltene Exemplar (um 1390) stammt aus den Niederlanden (Gemeente Mus., Den Haag). Gebräuchl. Tonlagen der Blockflöte sind: Sopranino (Garklein), Sopran, Alt, Tenor, Baß und Großbaß. Eine seltene Abart der Blockflöten ist das - von Virdung und Agricola abgebildete - Gemshorn, ein Tierhorn, das an seinem breiten, offenen Ende mit einem Pflock verschlossen ist. Wie die Blockflöten besitzt es einen Windkanal, ein Labium und Grifflöcher. Es unterscheidet sich aber darin von den ersteren, daß die Mündung in der engen Hornspitze liegt. Vgl. Dürers Randzeichnung zum Gebetbuch für Ks. Maximilian I. (1515).

Instrumente mit doppeltem Rohrblatt: Bei diesen Holzblas-I.n wird ein spezielles Mundstück, Rohrblatt gen., zum Anblasen benutzt. Das Rohrblatt besteht aus zwei dünn ausgehobelten Schilfrohr-Blättchen, die gegeneinander auf ein Messingröhrchen gebunden werden. Beim Hineinblasen beginnen die Blättchen gegeneinander zu vibrieren und versetzen so die Luftsäule im I.nkorpus in Schwingung.

Dudelsack: (lat. tibia utricularis, engl. bagpipe, it. cornamusa und zampogna, frz. musette), eines der ältesten Doppelrohrblatt-I. Bei Hieronymus heißt der Dudelsack chorus. Er besteht aus einem Balg und zwei Pfeifen, einer stummen zum Hineinblasen und einer klingenden mit Doppelrohrblatt. Meist haben Dudelsäcke nicht nur eine Spielpfeife, sondern mehrere (konisch und zylindrisch). Zudem werden - wie bei der it. Zampogna - am Dudelsack Bordunpfeifen angebracht, die beim Hineinblasen in den Balg ständig ertönen (vgl. z. B. Brit. Libr., Stowe 17, fol. 44 v.).
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Ares Hjaldar de Borg
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Wulfen
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Re: Rauschpfeife u. Sackpfeife
Antwort #8 - 25.08.11 um 09:12:16
 
Zitat:
Schalmei: ein Blas-I. mit Doppelrohrblatt, das seit der Antike im Mittelmeerraum bekannt ist (lat. calamis). Das Korpus besteht aus einer geraden, hölzernen Röhre, die sich zum Ende hin stark konisch erweitert. Mehrere Grifflöcher ermöglichen das Skalenspiel. Schalmeien sind als laute I. bekannt (deshalb Hautbois) und wurden deshalb für Festmusiken und Veranstaltungen im Freien herangezogen (vgl. die Tanz- und Musikgruppe vor den Toren Konstantinopels aus dem Luttrellpsalter, um 1340: Brit. Libr., Add. 42130, fol. 164 v.). Im frühen und hohen MA wurde die Schalmei meist als Diskant-I. eingesetzt. Erst im späten MA und in der Renaissance bildet sich eine Familie, die aus den üblichen Stimmlagen besteht (Staatl. Institut für Musikforsch. PK, M.n-Mus., Berlin, Naumburger Blas-I., Kat.-Nr. 642-647). Die Tenor-, Baß- und Kontrabaßschalmeien haben vielfach Klappen für die tiefsten Töne. Praetorius nennt dieses I. nicht Schalmei, sondern Pommer. Unter diesem Namen war die Schalmei der Kunstmusik im deutschsprachigen Bereich bekannt. Gelegentl. wurden Schalmeien mit einer Pirouette gebaut, die dem Bläser das Aufstützen der Lippen ermöglichte. Aus der Schalmei entwickelte sich im 17. Jh. die Oboe. Eine Sonderform der Schalmei war im MA das Platerspiel, mit entweder gerade gestrecktem Korpus wie bei der Schalmei oder einer halbkreisförmigen Biegung am Ende nach oben (siehe Krummhorn). Zw. dem Mundstück und dem eigtl. Holzkorpus mit Doppelrohrblatt war ein kleiner Balg, ähnlich wie beim Dudelsack, eingebaut. Dieser diente als Luftmagazin und ermöglichte somit eine beständige Luftzufuhr (vgl. Abb. aus den Cantigas: Escorial J.b. 2, fol. 209 und 227). Noch Virdung bildet ein solches »Platerspil« ab (S. Virdung, Musica Getutscht, Basel 1511).

Krummhorn: eine eigenständige Abart der Schalmei und des Platerspiels, zylindr. gebohrt und am Ende annähernd halbkreisförmig nach oben gebogen. Das Doppelrohrblatt wird von einer Windkapsel umschlossen, die an ihrem oberen Ende einen Spalt zum Hineinblasen hat (siehe Blockflöte). Dies bedeutet gegenüber der Schalmei eine erhebl. Vereinfachung des Spiels, verhindert aber die Möglichkeit der klangl. und dynam. Nuancierung. Die zylindr. Bohrung bewirkt, daß das Krummhorn eine Oktave tiefer klingt als ein anderes gleichlanges kon. Blas-I. Ein weiterer Unterschied besteht darin, daß ein Überblasen nicht einen Wechsel in die nächsthöhere Oktave, sondern in die Duodezime bewirkt. Nur große Krummhörner hatten Klappen, mit denen weitab liegende Grifflöcher gedeckt werden konnten. Abb. von Krummhörnern finden sich bei Hans Burgkmair (Triumphzug Ks. Maximilians, um 1520; repr. New York 1964) und Sebastian Virdung (Musica Getutscht, Basel 1511). Auch das Krummhorn wurde in verschiedenen Stimmlagen gebaut. Es entwickelte sich in der Renaissance zu einem beliebten Ensemble-I.

Rauschpfeife: Mixta composita von Schalmei und Krummhorn sind die im späten MA vereinzelt auftretenden Rauschpfeifen. Ihr gerades Korpus hat eine kon. Bohrung. Als Mundstück dient die vom Krummhorn bekannte Windkapsel, in der sich das Doppelrohrblatt befindet. Die einzige ikonograph. Vorlage ist der »Triumphzug Kaiser Maximilians« von Burgkmair. Rauschpfeifen in verschiedenen Stimmlagen besitzen die M.-Museen zu Berlin (Kat.-Nr. 74, 665, 667) und Prag (Kat.-Nr. 484E, 486E, 487E).


(Eintrag: "Musikinstrumente / B. Instrumentengruppen, I) Holzblasinstrumente" von K. RESTLE im Lexikon des Mittelalters)

Also hatte ich mich vertan: Rauschpfeifen gibt es offenbar erst im SMA.
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Wulfen
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Re: Rauschpfeife u. Sackpfeife
Antwort #9 - 25.08.11 um 09:19:06
 
Hier sind die Naumburger Instrumente aus dem 17. Jahrhundert (Musikinstrumenten-Museum zu Berlin):

...

Zitat:
Einem außerordentlichen historischen Glücksfall ist es zu verdanken, dass das Musikinstrumenten-Museum eine umfangreiche Kollektion seltener Blasinstrumente des Frühbarock aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts besitzt. Der Naumburger Kantor Andreas Unger vermachte 1657 seine Instrumentensammlung testamentarisch der Stadtkirche St. Wenzel. Aus Pietät gegenüber dem Stifter wurden diese Instrumente über Jahrhunderte hinweg aufgehoben - obwohl sie schon bald aus der Mode gekommen waren und keinerlei Gebrauchswert mehr aufwiesen.

Es handelt sich um Instrumente, wie sie in der Praxis der Stadtpfeiferei üblich waren: Rauschpfeifen, Pommer, Dulziane, Krummhörner, Blockflöten, Querflöten, Zinken, Posaunen und Trompeten. Sie wurden sowohl in der Kirche als auch zu anderen Anlässen, etwa bei Hochzeitsfeiern oder in der Hausmusik gespielt. Eine Besonderheit der Naumburger Sammlung ist es, dass die Instrumente nicht als Einzelstücke, sondern in Familien überliefert sind: Diskant-, Alt-, Tenor- und Bassinstrumente einer Instrumentengattung sind gleichermaßen vorhanden.


mehr zur Ausstellung
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Re: Rauschpfeife u. Sackpfeife
Antwort #10 - 25.08.11 um 09:26:46
 
Hallo Olli,

danke für die ausführlichen Infos zu den Instrumenten. Ergänzend hätte ich noch die Frage, ob Dir irgendwelche Belege für Dudelsäcke zwischen 800 und 1284 bekannt sind? Für 1284 habe ich welche, für die nachfolgenden Zeiten reichlich nur für die Zeit davor hab ich nicht viel (mit Ausnahme der Römerzeit).

Gruß
Carsten
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Essen
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Re: Rauschpfeife u. Sackpfeife
Antwort #11 - 30.08.11 um 11:20:00
 
Danke auch von mir,

ich freue mich das du dir die Arbeit gemacht hast, alles herauszusuchen und hier zu posten.
Du hast mir sehr geholfen.

Danke  Durchgedreht
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