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Archäologen finden Badehaus in der Wüste (Gelesen: 1658 mal)
Ares Hjaldar de Borg
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Archäologen finden Badehaus in der Wüste
30.05.11 um 10:19:16
 
Zitat:
Forscher haben in der antiken Felsenstadt Petra einen rund 2000 Jahre alten Palast entdeckt, inklusive Luxus-Badeanlage und Fußbodenheizung. Die Residenz steht auf dem höchsten Berg der Stadt - und könnte die Antwort auf Herodes' legendäre Festung Masada gewesen sein.

Auf dem Gipfelplateau kann man erahnen, wie der König sich gefühlt haben muss. Durch die flirrende Wüstenluft reicht der Blick über die gesamte antike Stadt Petra mit ihren monumentalen, aus dem Fels geschlagenen Fassaden. Rundherum erheben sich die Berge des Ostjordanlands, in Richtung Westen kann man bis nach Israel sehen. Von hier oben entgeht einem nichts, was in und um Petra passiert. Auf dem schwer zugänglichen, staubtrockenen Berg namens Umm al-Bijara ("Mutter der Zisternen") graben Forscher seit einiger Zeit nach Spuren der Nabatäer. Gefunden haben sie jetzt - ein Luxusbad.


Das grelle Licht der Morgensonne bricht sich in den Schweißtropfen auf Stephan Schmids Stirn. Der Archäologe hat soeben viele hundert felsige Stufen zum Gipfel erklommen. "Stellen sie sich vor, welchen Eindruck das auf einen Fremden gemacht haben muss", sagt Schmid, noch immer etwas außer Atem. "Da kommt man völlig kaputt hier oben an, und der König liegt in der Wanne."

Fragt sich, in welcher. Das Spaßbad besaß gleich zwei davon: eine für die private Entspannung, die zweite groß genug fürs Gruppenplanschen. Der Fußboden und selbst die Wände waren beheizt, die Notdurft verrichtete man über fließendem Wasser - und das bei einer unglaublichen Aussicht. Der Gebäudekomplex liegt mehr als 300 Meter über der Stadt in der Ostwand der Umm al-Bijara. Direkt hinter dem gekachelten Boden gähnt der Abgrund, den Blick nach unten ertragen nur Schwindelfreie.

Die spektakuläre Entdeckung wirft erneut die Frage auf: Wer waren diese Nabatäer? Vor knapp 2600 Jahren wanderten sie ins heutige Jordanien ein, gründeten 400 Jahre später ein Königreich - und meißelten dann innerhalb weniger Jahrzehnte eine ganze Stadt aus dem Fels. Dennoch ist bis heute nur wenig über das rätselhafte Volk und seine Hauptstadt bekannt.

Die Entdeckung der Badeanlage beweist, zu welchen unglaublichen Leistungen die Nabatäer fähig waren. Mitten in der Wüste haben sich ehemaligen Nomaden eine Wellness-Oase gegönnt, die Ihresgleichen suchte - und das will etwas heißen in der mediterranen Antike, in der mondäne Badegelegenheiten keine Seltenheit waren.

Da die Tausende Quadratmeter große Anlage direkt an der Kante des Gipfelplateaus hängt, war sie in der gesamten Innenstadt sichtbar. Weiß verputzt müssen die Gebäude in der Sonne gestrahlt haben wie Leuchtfeuer. "Das war ein Las-Vegas-Effekt", sagt Schmid. "Da wollte offenbar jemand gesehen werden."

Die ersten Reste der mutmaßlichen Herrscherresidenz wurden schon in den fünziger Jahren entdeckt. Aber erst bei den jüngsten Ausgrabungen wurde klar, was die Archäologen hier vor sich hatten. Als die Forscher um Schmid, Professor an der Berliner Humboldt-Universität, und Piotr Bienkowski aus Manchester sich 2010 an die Arbeit machten, konnten sie zunächst kaum glauben, was sie zu Tage förderten. Doch inzwischen ist Schmid, 44, überzeugt: "Das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Residenz der nabatäischen Könige."

Badewanne seit 2000 Jahren dicht

Der Aufwand für den Betrieb der Anlage war beachtlich. "Jeder Zweig, der für die Heizung verbrannt wurde, musste vorher auf den Berg getragen werden", sagt Schmid. Zudem konnte der ahnungslose Fremde nicht wissen, dass die Nabatäer nicht auch noch das Badewasser auf den Gipfel schleppen mussten. Stattdessen gewannen sie es mit Hilfe eines genialen Systems. Wenn Regen fiel, strömte das Wasser durch zahlreiche in den Sandstein geschlagene Leitungen in gewaltige Zisternen. Die birnenförmigen Speicher im Fels konnten mitunter Hunderttausende Liter Wasser aufnehmen. Allein auf der Umm al-Bijara haben die Archäologen acht Zisternen entdeckt, insgesamt sind in Petra mehrere hundert dokumentiert.


Wie effektiv selbst die Reste des Systems noch heute funktionieren, konnten die Forscher selbst erfahren: Als während der Ausgrabungen ein kurzer Platzregen niederging, dauerte es nur Minuten, ehe das Wasser in die Zisternen zu strömen begann. Selbst Tage später stand noch Wasser in manchem Speicher - und auch in der noch intakten Badewanne. Sie ist damit seit rund 2000 Jahren dicht.

Der Fußboden der Badeanlage ruhte zum Teil auf kleinen Säulen, durch den Zwischenraum strömte die heiße Luft eines Feuers. Sie wärmte nicht nur den Fußboden, sondern durchströmte auch hohle Ziegel in den Wänden. "Das war jeder modernen Heizung mindestens ebenbürtig", meint Schmid.

Zudem waren die Nabatäer Fans von Hygiene. Von den Zisternen strömte das Nass durch Leitungen in die Wannen und zugleich in eine weitere Rinne, die auch als Abfluss für das Badewasser diente. Über ihr konnte man es sich gemütlich machen und sein Geschäft verrichten. Anschließend floss die Melange seitlich am Berg in unbewohntes Gelände. "So verschwendete man kein sauberes Wasser", sagt Schmid. "Und man schiss der Stadt nicht auf den Kopf."


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