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Historien-TV und der Zuschauer (Gelesen: 36720 mal)
Geoffrey
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Forums-Serjeant

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Re: Historien-TV und der Zuschauer
Antwort #15 - 18.11.10 um 06:15:07
 
Jeanne de Beaumont schrieb am 17.11.10 um 16:29:35:
Bei der Mittelalter-Doku auf Sat 1 nach den Säulen wundert mich spätestens jetzt eh nüx mehr... da fällt ein Name, das müßten sie sein:
http://www.askanier-berlin.de/


...
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Siegbert
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Re: Historien-TV und der Zuschauer
Antwort #16 - 18.11.10 um 13:00:47
 
Auf die Gefahr hin mich unbeliebt zu machen:
ich find die "Deutschen" Dokus ziemlich gut... nicht unbedingt, was die Ausrüstung angeht, oder die historische Genauigkeit; aber ich find die Machart toll.
Wenn ich es mit Dokus aus früheren Jahren vergleiche, hatte man nur dröge Kamerafahrten, die irgendwelche Kirchen oder Museumsstücke zeigen, und einen Sprecher, der die Geschichte einfach erzählt.

Hier sind es jetzt aufwendige Spielfilmszenen mit ausgewählten Sprechereinsätzen und moderner 3D Technik, was für mich einen hohen Unterhaltungswert hat.

Über die Auswahl der Themengebiete, die Genauigkeit kann man streiten. Ich glaube aber, dass die Dokus ihren Zweck erfüllen unbedarfte Zuschauer an ein Thema heranzuführen, das sie bis dato trocken und wenig spannend fanden. Wenn das Interesse erstmal geweckt ist, ist es kein großer Weg mehr ein Buch in die Hand zu nehmen und sich noch tiefer mit den Themen zu beschäftigen...
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Ares Hjaldar de Borg
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Wulfen
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Re: Historien-TV und der Zuschauer
Antwort #17 - 18.11.10 um 13:27:42
 
Ok, um das mal zu visualisieren wie diese Dokus auf mich wirken, hier mal ein fiktives Beispiel:

"Heute die Doku: Hitler gegen Churchill. So war das Leben in der Neuzeit.

Erste Einstellung: Hitler, ein dicker Mann mit einem Schnäuzer in einem braunen Hawaiihemd, das überall mit fünfzackigen Hakenkreuzen geschmückt ist, gibt seinen Soldaten, die alle schmutzig und abgerissen aussehen und Pickelhauben, Wehrmachtshelme und napoleonische Tschakos tragen, den Befehl, Polen anzugreifen. Er selbst fährt im Panzer durch den Kunsteisnebel und schlägt Frauen und Kinder nieder.
Zweite Einstellung: In London, es regnet und Churchill sitzt in einem Frack mit Melone und Zigarre beim Tee. Zwei Männer, die aussehen wie eine Palastwache im roten Rock und Bärenfellmütze, und ein Mann im Sherlock Holmes Kostüm, berichten ihm, daß Hitler Polen überfallen hat. Churchill greift seine AK-47, stellt sich auf die Tower Bridge und ruft das Volk von London, das gekleidet ist wie in einem Mary-Poppins-Film, zum Krieg, wobei er etwas von "Blut, Schweiß und Cola" erzählt.
Dritte Einstellung: Amphibienpanzer der US-Marine aus dem Vietnamkrieg fahren im Kunsteisnebel auf eine Küste zu, wo sich die Deutschen eingegraben haben. Die Amerikaner, die Wüstentarnhosen aus dem Golfkrieg und Tellerhelme tragen, stürmen mit ihren M-60 Maschinengewehren die Atombunker.
Vierte Einstellung: Churchill mit Rambo-Stirnband und britischer Flagge stürmt im Kunsteisnebel Berlin und erschießt Hitler nach einem dramatischen Boxkampf."

So in etwa wirken diese Sachen auf mich...  Zwinkernd
Ich glaube, die allermeisten Zuschauer schauen danach nicht in ein Buch, sondern übernehmen die Fehlvorstellungen einfach.
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Siegbert
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Re: Historien-TV und der Zuschauer
Antwort #18 - 18.11.10 um 14:13:03
 
Ok, von der Ausrüstung mal abgesehen... (wobei ich auch schon genug ältere Filme und Dokus gesehen hab, in denen anachronistische Ausrüstungen im 2.WK vorkamen; allerdings für den Laien nicht so offensichtlich)

Die meisten Leute haben vom Mittelalter eine sehr diffuse Vorstellung, würde ich sagen... wie die Herrscher geheißen und was sie so getrieben haben, war in der Regel ziemlich ähnlich, und wenn man dann so eine Doku nutzt um, auch gerne mit pathetischen Szenen (zB. Heinrich IV. empört sich lautstark über die Zurechtweisung durch den Papst), dem unbedarften Zuschauer so ein Kapitel aus einer Zeit, über die man so gut wie keine Kenntnisse aus dem Schulunterricht mitgenommen hat, darstellt, prägt sich das bildlich ein und man hat einen hellen Punkt im der Dunkelheit des Verständnisses dieser Epoche.
Weil das allein noch kein konkretes Wissen darstellt, aber Interesse auf einmal da ist, wird man ins Netz gehen, den Namen googlen und schon mal ein bisschen mehr erfahren. Also ich find das nicht schlecht....

das mit der Ausstattung ist wirklich etwas komisch. Vorallem, weil sie immer damit angeben mehrere Historiker im Team gehabt zu haben, die ihnen auf die Finger schauen.
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Ares Hjaldar de Borg
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a furore normannorum libera
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Wulfen
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Re: Historien-TV und der Zuschauer
Antwort #19 - 18.11.10 um 14:59:38
 
Deutsche Dokus sind so gut wie immer mies ausgestattet, triefen immer von Moralin, und brechen Geschichte auf verzerrend einfache Thesen herunter. Ich bin nicht begeistert davon.

Wie man es besser machen kann, hat zum Beispiel Mike Loades mit seiner "Weapons that made Britain" Serie gezeigt.
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Eriol
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Re: Historien-TV und der Zuschauer
Antwort #20 - 24.11.10 um 00:51:47
 
man muß immer eins bedenken: diese sendungen werden nicht produziert um aufzuklären oder bildung zu vermitteln. sondern um einschaltquoten zu bekommen und den damit verbundenen werbeeinnahmen.
das ist alles was interessiert.
auch der zuschauer möchte niemanden sehen der erzählt wie es gewesen sein könnte und wie er denn zu seinen thesen gekommen sei und dabei gar noch andere möglichkeiten einbringt, vor allem wenn sie fremdartig sind. das verwirrt den zuschauer und zwingt ihn mitzudenken.
laaangweilig!
der zuschauer will unterhaltung und klare aussagen, und es ist ihm egal ob sie stimmen oder nicht. hauptsache es sind schöne bilder und große emotionen.
das hat auch sicherlich seine berechtigung, nur ärgerlich das solche unterhaltung unter dem deckmantel von bildung betrieben wird.

schade.

ich schaue schon lange kein fernsehen mehr, das wird immer schlimmer.
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Geoffrey
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Re: Historien-TV und der Zuschauer
Antwort #21 - 24.11.10 um 06:01:16
 
Ich hatte die Verdummungslampe das letzte Mal zur Fußball-WM an.  Lippen versiegelt
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Grypho_
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Re: Historien-TV und der Zuschauer
Antwort #22 - 24.11.10 um 09:39:49
 
Gestern hab ich die Krönung des ganzen gesehen am Bahnhof in Nürnberg. Ein knapp 2 Meter hohes Plakat, dass für die ZDF-Serie "Die Deutschen 2" in Bildzeitungsmanier geworben hat:

Ruhrpottler, mitte 40, in Unterhemd und Trainingshose, Dreitagebart und dumm reinschauend.

Darunter der Satz: Wir Deutschen - Wer wir waren, wer wir sind.... ZDF-Mehr erleben.

Das bezeichnet ziemlich gut das Niveau von der Sendung.


Grypho
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Ares Hjaldar de Borg
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Re: Historien-TV und der Zuschauer
Antwort #23 - 24.11.10 um 11:46:53
 
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Jeanne de Beaumont
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Re: Historien-TV und der Zuschauer
Antwort #24 - 24.11.10 um 12:04:38
 
Deprimierend ist, daß ich Dir sagen kann, woran das liegt. Nicht etwa die Ausstattung oder die unmittelalterliche Story haben die Leute von dem Filmgenuß abgeschreckt (ok, das hätte jetzt auch verwundert...  Zwinkernd), es dürfte das recht komplexe Personengefüge gewesen sein. Schon wenn man das Buch liest, besteht die größte Herausforderung darin, die unterschiedlichen Erzählstränge und die große Masse an Hauptfiguren zu bewältigen und auseinanderzudröseln.
Das dürfte im Film noch schwieriger werden, da nicht jede Figur ausgiebig erklärt werden kann. Dazu kommt ein schneller Schnitt und eine enge Folge voneinander zunächst unabhängiger Erzählsequenzen, die wild ineinandergeschnitten werden. Man muß schon hochkonzentriert der Geschichte folgen, um da noch alles verpacken zu können.
Wenn bei Dokus das Argument gelten soll, daß man dem Publikum nichts abverlangen darf (schon gar keine Denkleistung!), dann kann das Konzept doch auch bei einem komplexen Mehrteiler mit gefühlten 500 Hauptfiguren nicht aufgehen...   Smiley
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Drei Dinge sind unwiederbringlich: der vom Bogen abgeschossene Pfeil, das in Eile gesprochene Wort, die verpasste Gelegenheit
 
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Jeanne de Beaumont
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Re: Historien-TV und der Zuschauer
Antwort #25 - 24.11.10 um 12:06:52
 
@ Grypho: Wahrscheinlich funktioniert dieses Konzept so auch nur im fernen Süden. Hier würde ein solches Plakat wohl eher abschrecken... Man könnte sich mit dem Klischee ja identifizieren  Schockiert/Erstaunt
Wahrscheinlich hängen die bei uns dann bayrische Trachtenträger auf...  Durchgedreht
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Æthelweard
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Re: Historien-TV und der Zuschauer
Antwort #26 - 24.11.10 um 17:24:57
 
Grypho_ schrieb am 24.11.10 um 09:39:49:
Ruhrpottler, mitte 40, in Unterhemd und Trainingshose, Dreitagebart und dumm reinschauend.

Darunter der Satz: Wir Deutschen - Wer wir waren, wer wir sind.... ZDF-Mehr erleben.

Das bezeichnet ziemlich gut das Niveau von der Sendung.


Grypho


Wir Deutschen - Wie konnte es so weit kommen...

wäre die bessere Unterschrift gewesen. Durchgedreht
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Michael von Schweinspeunt
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Re: Historien-TV und der Zuschauer
Antwort #27 - 25.11.10 um 10:33:52
 
Jaja die böse Sat1 "Reportage". ^^
Ich warte ja schon drauf, das Leute auf Veranstaltungen die Experimente nachstellen und feststellen, das Kette und Gambi eben NICHT ausreichend vor Pfeilbeschuss schützt.. -.-
Find das schon ziemlich unverantwortlich, solche Aussagen zu tätigen.
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Æthelweard
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Re: Historien-TV und der Zuschauer
Antwort #28 - 25.11.10 um 19:11:42
 
Doch, tun sie. Kommt halt drauf an, welche Kette und welcher Gambeson gegen welchen Pfeil, abgeschossen von welchem Bogen.
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Re: Historien-TV und der Zuschauer
Antwort #29 - 25.11.10 um 19:33:18
 
...und auf welche Distanz.  Zwinkernd
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