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Vorpommern:Schatz aus dem Frühmittelalter entdeckt (Gelesen: 4868 mal)
Ares Hjaldar de Borg
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Vorpommern:Schatz aus dem Frühmittelalter entdeckt
05.09.10 um 15:05:07
 
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Zitat:
Dutzende Münzen, Schmuck und drei Silberbarren - Forscher haben auf einem Acker bei Anklam einen spektakulären Fund gemacht. Arabische Gravuren auf den Geldstücken zeigen: Im Ostseeraum boomte im frühen Mittelalter der Handel zwischen Ost und West.

Anklam/Greifswald - Auf einem Acker bei Anklam in Vorpommern haben Archäologen einen spektakulären Fund gemacht: Mit Hilfe von Metalldetektoren entdeckten die Forscher 82 Münzen und Münzfragmente, einen Silberreif und drei Silberbarren aus dem frühen Mittelalter in der nassen Erde. "Münzschätze aus dieser Zeit sind äußerst selten, in der Menge ist das einer der wirklich bedeutenden", sagt Archäologe Michael Schirren vom Landesamt für Kultur und Denkmalpflege.

Die Münzen tragen arabische Schriftzeichen und Verzierungen. "Der Fund arabischer Münzen an der Ostseeküste beweist, dass es bereits vor mehr als 1200 Jahren einen globalen Handel gab", sagt der Greifswalder Historiker Fred Ruchhöft. Bereits vor 1200 Jahren war die südliche Ostseeküste Teil eines globalen Handelsnetzes.

Boomregion an der Ostsee

Ein Teil der bei Anklam gefundenen Münzen ist inzwischen datiert: Die älteste stammt aus der Zeit um 610, die jüngste aus der Zeit um 820. Die Münzen wurden in Regionen geprägt, die heute in Nordafrika, Iran, im Irak oder in Afghanistan liegen. Über osteuropäische Handelsrouten entlang des Schwarzen Meers, des Dnjepr, der Wolga und dann an der Ostsee seien die Münzen in der Größe von Zwei-Euro-Stücken nach Nordeuropa gelangt.

Der Fund in der Nähe eines slawischen Siedlungsplatzes erweitert die Kenntnisse über den Handel im südlichen Ostseeraum und über die Bedeutung dieser Region. Im Frühmittelalter sei das Land an der Peene, das heute unter einem dramatischen Bevölkerungsschwund leidet, eine Boomregion im Ostseeraum gewesen, sagen Historiker. Mit der Peene hatte die Region einen direkten Zugang zum Meer. Der Siedlungsplatz befand sich nahe der Wikingersiedlung Menzlin, die ein strategisch bedeutender Stützpunkt und Umschlagsplatz für den Handel zwischen Ost und West war.

Schatz entsprach dem Wert eines Sklaven

Nach Einschätzung Ruchhöfts pflegten die Slawen und Wikinger als Nachbarn nicht nur ein friedliches Miteinander, sondern auch einen regen Warenaustausch. Die Münzen könnten über arabische Kaufleute oder slawische Handelsreisende in die Region gebracht worden sein, vermuten Experten.

Angelangt in Pommern, verloren die Münzen allerdings ihren monetären Wert, wie Ruchhöft sagt. Entscheidend sei nicht mehr der Zahlungswert, sondern nur noch das Gewicht der Geldstücke gewesen. Die ästhetisch prachtvoll gestalteten Münzen wurden - wie auch ein ebenfalls zum Schatz gehöriger, vermutlich in der Wolgaregion hergestellter Armreif - beim Handeln zerhackt und dann gewichtsweise in Viertel- oder Halbmünzen gegen Naturalien getauscht.

Warum der Schatz vergraben wurde, können die Wissenschaftler nicht mit Bestimmtheit sagen. "Möglicherweise war es die Angst vor Raub, die einen Slawen animierte, den Schatz in den Acker zu versenken", sagt Ruchhöft. Für rund 200 Gramm Silber - so viel wiegt der Schatz - konnte sein Besitzer vier Ochsen oder mit etwas Handlungsgeschick einen Sklaven erwerben.


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Re: Vorpommern:Schatz aus dem Frühmittelalter entdeckt
Antwort #1 - 06.01.11 um 08:07:23
 
" "Der Fund arabischer Münzen an der Ostseeküste beweist, dass es bereits vor mehr als 1200 Jahren einen globalen Handel gab", sagt der Greifswalder Historiker Fred Ruchhöft. Bereits vor 1200 Jahren war die südliche Ostseeküste Teil eines globalen Handelsnetzes."

Also ich streite nicht ab, dass es einen weitreichenden Handel gab, jedoch aus dem Auffinden "fremdländischer" Münzen den sofortigen Schluss zu ziehen, dass es einen (friedlichen) Handel gegeben hat ist doch etwas vorschnell. Da wird ein möglicher kausaler Zusammenhang aus einer Reihe von Möglichkeiten herausgegriffen und als alleinige Wahrheit publiziert.
Es wäre doch genauso möglich, dass eine Person dies Geld (vielleicht als Lohn für seine Dienste im "Ausland" oder als Raubgut) in die Nähe des heutigen Anklam verbracht hat. Der Fund der Münzen sagt doch nichts aus über die Hntergründe, Motive oder Absichten desjeniegen, der sie dorthin brachte. Fakt ist nur, dass sie dorthin gebracht wurden (ich schließe mal vorschnell die Reise mit einer "fliegenden Untertasse" aus und unterstelle die damals üblichen Fortbewegungsmittel). Die Frage nach dem "warum" wird durch den Fund nicht eindeutig beantwortet.
In der Welt derer, die sich mit der Erforschung des Mittelalters als Hobby beschäftigen, wird der schief angeschaut, der seine fragwürdige Darstellung mit den Worten: "es hätte doch so gewesen sein können" begründet - manche Profihistoriker sind da keinen Deut besser.
Alle (!) sollten mehr Vorsicht walten lassen mit ihren Mutmaßungen und Schlussfolgerungen. Die Darstellung von Fakten und die Beschreibung der Funde ist eine Sache, Erklärungen dazu eine ganz andere.  hä?
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Gruß, Ingo
 
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Ares Hjaldar de Borg
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Re: Vorpommern:Schatz aus dem Frühmittelalter entdeckt
Antwort #2 - 06.01.11 um 12:22:00
 
Ich würde das nicht überbewerten. Der Historiker hat nur eine These vertreten, die sich anhand der Indizien durchaus stützen lässt. Da Handel die einfachste aller Möglichkeiten ist, ist der Mann nur mit Ockhams Rasiermesser an die Sache gegangen. Zwinkernd
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Havelland
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Re: Vorpommern:Schatz aus dem Frühmittelalter entdeckt
Antwort #3 - 07.01.11 um 22:02:46
 
Mit der Anwendung dieses Rasiermessers wird aber keine Aussage über die tatsächliche Gültigkeit des vorgelegten Erklärungsmodells getroffen, es ist eben nur als ein Kriterium für die Güte dieser sehr einfachen Theorie brauchbar.  Cool
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