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Schreibutensilien (Gelesen: 14856 mal)
Evander
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Schreibutensilien
25.08.10 um 06:57:49
 
Hallo Leute,

Ich habe mir vorgenommen als Mann an der Waffe auch schreiben zu können. Dazu habe ich ein paar Fragen, die ihr mir vielleicht beantworten könnt (habe keinen Zweifel daran).
Womit wurde geschrieben?
Worauf wurde geschrieben?
Welche Tinte wurde verwendet?
In welche Schrift wurde geschrieben?
Wie viele Leute konnten schreiben?

Danke schon mal im voraus

lg
Evander
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Cohen
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Re: Schreibutensilien
Antwort #1 - 25.08.10 um 08:02:15
 
Hallo erstmal,

wie so oft erstmal die Frage in welchem Zeitraum bewegst du dich mit deiner Darstellung ?

Für kurze Notizen wirst du mit einem Wachstäfelchen und einem Griffel wohl nichts falsch machen. Genauso kann auch nicht viel schief gehen, wenn du zum Schreiben eine Feder mit Eisen-Gallus Tinte auf Pergament verwendest.

Aber spätestens mit der Schrift wird die Zeitfrage spannend.  Smiley
Insgesamt würde ich sagen ist es für dich als "Mann an der Waffe" wohl eher ungewöhnlich schreiben zu können, aber Ausnahmen gab es immer.  Smiley
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Evander
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Re: Schreibutensilien
Antwort #2 - 25.08.10 um 08:43:26
 
Hallo

Zeit habe ich wie immer vergessen Traurig

Ich bewege mich zwischen 1180 und 1200
Ich stelle einen französichen Normannen dar.

Es geht nicht um Notizen, sondern um Dinge wie Briefe und "Lagerlisten" und "Truppenbewegungen".
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Cohen
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Re: Schreibutensilien
Antwort #3 - 25.08.10 um 12:08:25
 
Puhh,
damit bin ich dann raus. Ich bin mir recht sicher, das in Deutschland (bzw. hl. römischen Reich ...) um die Zeit die Karolinger Minuskel als Schriftart für offizielle Dokumente in Gebrauch war, aber wie das für Frankreich aussieht muss ich passen.

Ich vermute (bin da selbst auf weitere Kommentare gespannt) das bei dem täglichen Schriftverkehr jeder geschrieben hat, wie er wollte/ konnte (Schriftart und Sprache).
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Evander
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Re: Schreibutensilien
Antwort #4 - 25.08.10 um 12:33:00
 
Ich bin auch schon gespannt auf die Antworten.

Gibt es eventuell Originale? Ich meine nicht Bibeln die geschrieben wurden, sondern Briefe die geschickt wurden oder Lagerlisten oder dergleichen.

Danke schon mal
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Werner
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Re: Schreibutensilien
Antwort #5 - 25.08.10 um 14:41:42
 
Interesantes Thema, doch leider muss ich dir erstmal den Wind aus den Segeln nehmen.

Schreiben und lesen konnten nicht viele, meistens waren es Mönche die das konnten oder speziell ausgebildete Schreiber. Das Schreiben und Lesen gehörte nicht zur Ritterlichen Ausbildung, selbst Kaiser und Könige der Zeit konnten oft nicht schreiben und lesen, sie diktierten und untezeichneten dann meistens nur mit einem Strich, den sie in ein halbfertiges Monogramm einfügten.
Neben Schreibern und Mönchen waren es oftmals noch einige Händler und Ministeriale die das Schreiben gelernt hatten, um eben Verwaltungstechnische Aufzeichnungen zu machen.
In den Städten die in dieser Zeit wuchsen, gab es den Beruf des Schreibers und auch die Schreibstuben. Die arbeiteten für den Rat der Stadt um Sitzungen und Bekanntmachungen zu prtokollieren oder gegen Geld Händlern und Bürgern Briefe und Listen zu schreiben.
Das kurz vorweg zum Schreiben.....

Auch zu dem Thema auf was geschrieben wurde kann man viel sagen. Einfach zu sagen auf ein Wachstäfelchen mit einem Griffel mag erstmal richtig sein, doch dann kommen die Fragen dazu, wie die aussahen und aus was die Waren, denn die Form und das Material dieser unterscheidet sich zeitlich und regional stark.
Z.B. einseitige, doppelseitige oder sogar mehrteilige Täfelchen. Gerader Rand oder Abgerundeter Rand....etc.
Zum Griffel, Form und Material.....allg. epochale Mode, in Deutschland wurden um die Zeit z.B. Griffel benutzt, die man der Hartzer Gruppe zuordnet (ja, die Wissenschaft hat alles eingeteilt Zwinkernd   - evt. mal googeln)
usw.

Pergament wurde nur für wichtige Dokumente benutzt, die Pergamenter waren meist exklusiv für Schreiber und Klöster am Produzieren - das war ein verdammt teures Zeugs.

Tinten gab es drei Grundtinten, die man als Schreibtingen bezeichnet - wie schon erwähnt die Eisen Gallus Tinte, dann Dornentinte gefolgt von der Rußtinte. Die Herstellung weicht stark voneinander ab - und auch die Verbreitung, eben je nach Rohstofflage der Region.

Die Vorstellung, das ein Soldat, oder Hauptmann Nachts in seinem Zelt bei Lampenschein Befehlsbriefe schreibt....schöne romatische Hollywood Vorstellung.....tut mir leid.
Meine Sicht der Dinge, aber evt. weiß da ja noch einer genaueres.

LG
Werner
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Evander
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Re: Schreibutensilien
Antwort #6 - 25.08.10 um 14:59:30
 
Danke für die ausführliche Antwort. Gab es vielleicht Ausnahmen. Ich meine Hauptmänner die schreiben konnten. z.B. weil sie an einem Kloster unterrichtet wurden?
Ich dachte auch mehr an Briefe an die daheim gebliebenen.
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Jeanne de Beaumont
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Re: Schreibutensilien
Antwort #7 - 25.08.10 um 18:36:34
 
Alex, Alex, Alex... Mein Prof. wär dir jetzt mit´m nackten Hintern ins Gesicht gesprungen... "Bürger" im Hochmittelalter tztztz...

Aber zum Thema: Du bist, glaube ich, wirklich einer romantischen Vorstellung aufgesessen. Im späten 12. Jh. kann in England und Frankreich wohl bereits ein teil des Hoch(!)adels lesen. Seltener auch Schreiben. Mit der sich ausbreitenden Minne und der höfischen Kultur beginnen die Adeligen ihre Kinder auch in diesen, bisher für unbedeutend erachteten, Fertigkeiten ausbilden zu lassen. Im HRR lässt diese Entwicklung noch einige Zeit auf sich warten. Hier kann offenbar nur ein kleiner Bruchteil des Hochadels lesen.

Für Schreibarbeiten gibt es Hofschreiber und Schreibwerkstätten. Zumeist durch Mönche geführt.

Als einfacher Soldat wirst Du nur dann schreiben können, wenn Du aus irgend einem Grund an einem Kloster aufgewachsen und ausgebildet worden bist. Das wäre aber wohl nur der Fall, wenn Du dem geistlichen Stand zugedacht geswesen wärest.

Soetwas wie einen Briefverkehr von der Front in die Heimat dürfte für das Hochmittelalter absolut utopisch sein.

Aber es hält Dich ja niemand davon ab, eine Zweitdarstellung als Schreiber auf die Beine zu stellen...  Smiley
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Werner
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Re: Schreibutensilien
Antwort #8 - 26.08.10 um 00:43:13
 
OT. - Klar Bürger im HMA, ich meine ja nicht den Rechtsstand der Bürger, sondern Bürger eben, meist auch als Cives bezeichnet...aber schon füh im 12. Jah. kam in Straßgurg der Begriff der Stat für Stadt auf und die Personen die in ihr lebten wurden auch in einem neuen Rechtsgegrif zusammengefasst - und zwar auf mhd. als burgaere - und zwar nicht als Personen die bei einer Burg lebten, sondern speziell bezogen auf die Stadt.
Im 10 Jah. und voher war der Begriff burgera, burgari typisch für Leute die an der Burg lebten.....
Der Begriff des Bürger ist also schon alt - der Stand als gesonderte Rechtsform ist sma....aber das interessiert uns ja nicht gg
Besonders oft wird der Begriff in Ratsurkunden erwähnt, leider hat ich keine aus dem 12. im orig. Wortlaut da, nur eine von 1212 aus Erfurt, wo man 13 burgenses in den Rat aufnahm.
Allg. ein interessantes Feld, also wenn ich Bürger meine, dann meine ich eben Bürger als Bewohner einer Stadt, als einfache Person und nicht den rechtlichen Stand eines Bürgers des später aufkommenden Bürgertums.
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Ares Hjaldar de Borg
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Re: Schreibutensilien
Antwort #9 - 26.08.10 um 01:19:46
 
Sag einfach Stadtbewohner. Bürger ist ein Rechtsbegriff, und gewisse Professoren haben uns das semesterweise eingebleut, bloß nicht Bürger zu sagen, wenn wir nicht Bürger meinen. Zwinkernd


PS: Und es ist Standard bei den Historikern... wie Du weißt.
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Ares Hjaldar de Borg
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Re: Schreibutensilien
Antwort #10 - 26.08.10 um 01:25:58
 
@ Evander: Das meiste ist schon gesagt - Der Feldpost verfassende Krieger im 12. Jahrhundert ist nur eine moderne Fantasie.
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Werner
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Re: Schreibutensilien
Antwort #11 - 26.08.10 um 01:43:48
 
Als moderner Rechtsbegriff des 18.-19. Jah. ist Bürger ok...klar.
Aber sie selbst bezeichneten sich ja als Bürger gg - auch wenn anders zu verstehn aus heutiger wiss. Sicht.
Btw. ein Großteil der Stadtbewohner waren Ministeriale + Händler die eben gesondert in Ratslisten standen....neben den Bürgern, dem Rest eben gg
Schweres Thema, aber ehe es ausartet - Stadtbewohner, die wir heute als Bürger im jetzigem Verständnis bezeichen würden so mein ich es Zwinkernd

Zum Thema - auch wenn die Leute daheim den Bief bekommen würden ,- dann müssen die einen finden der ihnen das vorlesen kann, oder wie es in mhd. heißen würde "gelesent hören" gg  - typischer Einleitungssatz bei Bekanntmachungen "an alle die diesen Brief lesen oder lesent hören"  - klingt geil gg)
Evt. gab es Briefe an Daheim, das will ich nicht abstreiten,....dann aber eben eher im Adels-Hochadels Bereich......und dann eher kaum privates, sondern wohl eher Über den Stand der Dinge, Bitte um Nachschub etc......hm...ja

Nachtrag: Schreibgriffel Harzer Gruppe nicht Hartzer.....sind z.t. zu sehen in den Ausstellungskatalogen "Das Reich der Salier" und dem "Canossa" Katalog - typische Formen dem 12.-13. Jah. eben.
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Re: Schreibutensilien
Antwort #12 - 26.08.10 um 08:09:10
 
Na dann werde ich mal eine Zweitdarstellung als Schreiber machen.
Dazu einige Fragen. Waren diese Schreiber eventuell an einen Herrn gebunden? War es möglich, dass ein Mönch mit einem Kämpfer unterwegs war und der schreiben konnte? Zu dem noch etwas. Herolde konnten vermutlich auch schreiben und lesen. Ab wann gab es die?
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Re: Schreibutensilien
Antwort #13 - 26.08.10 um 13:30:26
 
Evander schrieb am 26.08.10 um 08:09:10:
Herolde konnten vermutlich auch schreiben und lesen.

Ich würde mal formulieren, sie konnten Zeichnen und hatten ein hervorragendes Gedächtnis sich all die Wappen mit zugehöriger Person zu merken.
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Re: Schreibutensilien
Antwort #14 - 26.08.10 um 14:27:13
 
Sie haben also die Buchstaben eher abgemalt und wussten nicht was es bedeutet. Kennt man aus Kindestagen
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