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Unter dem Schutt tausend Jahre Kulturgeschichte (Gelesen: 6728 mal)
Ares Hjaldar de Borg
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a furore normannorum libera
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Unter dem Schutt tausend Jahre Kulturgeschichte
12.03.09 um 11:48:38
 
Zitat:
Die Zerstörung des Kölner Stadtarchivs ist ähnlich verheerend wie der Brand der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek

Von außen sah man es dem Haus nicht an, welche unermesslichen Schätze in seinem Inneren gehütet wurden. Ein grauer Plattenbau mit schmalen Fensterscharten am oberen Ende der Kölner Severinstraße – dort, wo die Innenstadt zur Südstadt wird. Gegenüber ein Gymnasium und das leer stehende ehemalige Polizeipräsidium, rechts und links zwei unscheinbare Wohnhäuser, eines mit Bäckerei im Erdgeschoss. Dazwischen aber erstreckte sich über sechs Etagen und ein Kellergeschoss eines der bedeutendsten Archive Nordeuropas. Im Historischen Archiv der Stadt Köln wurden Dokumente aus mehr als 1000 Jahren Stadt- und Kulturgeschichte gehütet.

[...]


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Ares Hjaldar de Borg
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a furore normannorum libera
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Wulfen
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Re: Unter dem Schutt tausend Jahre Kulturgeschicht
Antwort #1 - 12.03.09 um 12:17:43
 
Weitere Artikel:

Warum mittelalterliche Handschriften im Wikipedia-Zeitalter so kostbar sind.

Zitat:
65.000 Urkunden, die älteste von 922. 8400 Personenstandsbücher seit der Französischen Revolution. 104.000 Karten und Pläne. 50.000 Plakate. Über 600 Nachlässe. Die seit dem Mittelalter vollständig überlieferten Domkapitel-Protokolle verraten alles über das Verhältnis Stadt, Land, Kirche.

(...)

"Dort lagerte wirklich das Gedächtnis der Stadt, Wirtschaftsgeschichte, politische Geschichte, Sozialgeschichte, Geistesgeschichte über eine Zeitspanne von mehr als tausend Jahren.“ Da nimmt sich die Versicherungssumme von 60 Millionen Euro fast lächerlich aus.


Was der Verlust der mittelalterlichen Dokumente bedeutet

...

Zitat:
Wer es genau wissen will: Die älteste Pergamenturkunde der Stadt Köln trägt die Jahresangabe 922. Insgesamt besaß Köln 60.000 solcher Urkunden. Stifte und Klöster verfügen wahrscheinlich noch über ein Drittel. Der Hauptanteil ist verloren, begraben im Schutt.
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Ares Hjaldar de Borg
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Re: Unter dem Schutt tausend Jahre Kulturgeschicht
Antwort #2 - 04.03.10 um 10:50:14
 
Ein Jahr nach der Katastrophe:

Zitat:
NRW geizt mit Stiftungskapital


Erst wird getönt, dann geknausert

Köln gibt fünf, das Land eine Million Euro: Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident hatte das eingestürzte Kölner Archiv zur „Chefsache“ erklärt. Doch nun lässt das Land die Kommune bei der Gründung der Stiftung „Stadtgedächtnis“ hängen.


Bericht in der FAZ

Aus dem Artikel:

Zitat:
Als stünde in Nordrhein-Westfalen keine Landtagswahl ins Haus, als wäre das Archiv schon kein Thema mehr, mit dem sich nicht nur kultur-, sondern auch sicherheitspolitisch punkten ließe, übt sich der Landesvater in Knickrigkeiten und scheint nicht mehr viel davon wissen zu wollen. Gerade mal eine Million Euro, so erklärte er vorgestern, am Tag vor dem Jahresjubiläum des Einsturzes, werde das Land bereitstellen, „um die Rettung des bedrohten Kulturguts voranzutreiben“.


Zitat:
Nun also eine Million, wo die Kosten für die Wiederherstellung des Schriftguts doch auf 300 bis 350 Millionen Euro veranschlagt werden.


Ärgerlich Ärgerlich Ärgerlich

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Geoffrey
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Re: Unter dem Schutt tausend Jahre Kulturgeschicht
Antwort #3 - 04.03.10 um 11:16:33
 
Deutlicher kann man das Desinteresse nicht ausdrücken. Von wegen "Chefsache"...
Rent-a-Rüttgers soll seine Preise erhöhen und das Geld ans Stadtarchiv spenden, villeicht kommt noch eine Million zusammen.
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Ares Hjaldar de Borg
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a furore normannorum libera
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Re: Unter dem Schutt tausend Jahre Kulturgeschicht
Antwort #4 - 04.03.10 um 14:45:46
 
Es ist wirklich eine Schande, wie da mit Jahrhunderten unserer Geschichte umgegangen wird. Die korrupten Kölner Stadtoberen, deren unglaubliche Inkompetenz jeden Tag mehr deutlich wird (siehe U-Bahn) und unser buchbarer Landesvater sind natürlich nur für Machterhalt und Wirtschaftsinteressen zu begeistern. Mit Wissen und Kultur kann man in diesem Land ja bekanntlich kein Geld verdienen, und in der Rhein-Ruhr-Region noch weniger (siehe das verbockte Kulturhauptstadtsjahr).

Gute Nacht.
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Ares Hjaldar de Borg
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Re: Unter dem Schutt tausend Jahre Kulturgeschicht
Antwort #5 - 11.03.10 um 15:48:12
 
Zitat:
Im Jahr 1256 schlossen der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden und der Paderborner Bischof Simon von Lippe einen Friedensvertrag. Die beiden Kleriker, die zugleich mächtige Territorialherren waren, hatten sich über ihre westfälischen Besitztümer in die Haare gekriegt und nach Hinzuziehung verschiedener Bündnispartner gegeneinander Krieg geführt. Es war „die kaiserlose, die schreckliche Zeit“ nach dem Tod des großen Staufers Friedrich II., in der ausländische Prätendenten nach der Reichskrone griffen und die deutschen Fürsten ihre Fehden allein austragen mussten. In einer Ritterschlacht vor den Toren Dortmunds war Simon unterlegen und in Gefangenschaft geraten. Durch die Urkunde von 1256 erkannte er die Herrschaftsansprüche des Kölners an.

Gute sechshundert Jahre lang hat der Vertrag zwischen Konrad und Simon im Kölner Stadtarchiv gelegen und den Wandel der Zeiten in exzellentem Zustand überdauert. Dann, am 3. März 2009, stürzte das Archivgebäude ein. Auf einem Foto, das in der Gastausstellung des Stadtarchivs im Berliner Martin-Gropius-Bau gezeigt wird, erkennt man, wie das Schriftstück anschließend aussah: ein zerfetzter Pergamentwust mit zerbrochenen Siegeln, an zwei Stellen tief eingerissen, von Schmutzwasser gebräunt. Direkt daneben liegt die restaurierte Urkunde: Ihre Knicke sind geglättet, die Risse geklebt, die Siegel zur Hälfte wiederhergestellt. Doch die Flecken bleiben. Ihre völlige Beseitigung kann man auch von den geschicktesten Restauratoren nicht erwarten.

(...)


Ganzer Artikel: "Opfer des launischen Dämons"
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Eriol
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Re: Unter dem Schutt tausend Jahre Kulturgeschicht
Antwort #6 - 18.03.10 um 20:45:30
 
da krieg ich nur blutdruck von.  Ärgerlich
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Re: Unter dem Schutt tausend Jahre Kulturgeschicht
Antwort #7 - 24.03.10 um 13:57:06
 
Zum Thema Köln und der Wertigkeit von Geschichte dort noch was Bezeichnendes:

Zitat:
Die Stadt Köln hat einen Architekten gefeuert, weil er angeblich nach Schweiß riecht. Elf Ex-Kollegen halten die Kündigung für absurd und bezeugen das mit ihren Unterschriften - jetzt muss das Arbeitsgericht entscheiden.

(...)

Im Mai 2009 fing er an. Er sollte das Großprojekt zur Neukonzeption des Kölner Gerling-Quartiers betreuen, des ehemaligen Sitzes der Gerling-Versicherung. Die denkmalgeschützten Gebäude aus den zwanziger und fünfziger Jahren sollten in Büros und Luxuswohnungen umgebaut werden. Dabei sollte die Nutzfläche um 20 Prozent erweitert werden. "Mir war klar, dass der Umbau unter Denkmalschutzaspekten behandelt werden muss", sagt M.

Dafür setzte er sich ein. Er fotografierte die Gebäude, prüfte die Bauanträge. Es gab Diskussionen über die Fassade, die erneuert werden musste. Das zuständige Architekturbüro wollte die Fassaden wärmegedämmt sanieren. Doch das war für M. nicht Grund genug, die Natursteinfassade abzutragen, und das äußerte er auch. Er bat zu prüfen, ob man das nicht anders machen könne.

Dann ging M. in den Urlaub. Er renovierte sein 200 Jahre altes Bauernhaus, das er im Bergischen Land gekauft hatte. Er arbeitete viel im Garten, kümmerte sich um seine 20 Schafe und um seine beiden australischen Höckergänse Philip und Anne, die schon 20 Jahre alt sind.

Als er zurückkam, rief ihn seine Chefin Renate Kaymer zu sich ins Büro. Sie sagte, man habe sich über ihn beschwert. Er wolle wohl das Rad zurückdrehen. M. verstand nicht recht. "Es ist doch der ganz normale Job eines Denkmalpflegers, dagegen zu halten", sagt er.

Dann habe Kaymer plötzlich das Thema gewechselt und gesagt, seine Fingernägel seien aber ganz schön schmutzig.
Er sagte ihr, dass er gerade das Haus gestrichen habe, und das Schwarze an den Händen sei noch ein bisschen Farbe. Er gelobte Besserung.

Die Stadt Köln möchte sich mit Hinweis auf das schwebende Verfahren auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE weder dazu äußern noch zum Fall an sich.


http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,684145,00.html
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