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Gugel (Gelesen: 22846 mal)
Sindolf Horstson
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Hagen NRW
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Gugel
22.03.06 um 18:45:19
 
Also zuerst einmal die Frage, warum ist der Zipfel so lang an der Gugel??? Habe mir sagen lassen damit man diesen um den Hals legen kann, Schalmäßig!!!
Zweite frage, haben auch Wikinger Gugel mit Zipfel getragen??? Habe bisher keinen Beleg dafür gefunden.
Drittens, seid wann sind Gugel aufgetreten???

Vielen Dank im voraus für Eure Antworten.
Gruß Dirk
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Sindolf Horstson - Dirk Steinbach&&&&...
 
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Olli
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Re: Gugel
Antwort #1 - 22.03.06 um 21:57:11
 
Moin,

Zu Frage 1: Ob der Zipfel in erster Linie eine praktische oder modische Funktion hatte, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Aber klar, man kann sich den Zipfel (der Gugel!!!), so er lang genug ist, um den Hals legen...

Zu Frage 2: In Haithabu sind Fragmente gefunden worden, die von archäoligischer Seite als Teile einer Kaputze gedeutet werden (siehe: Wikinger Museum Haithabu: Schaufenster einer frühen Stadt/ Autor: Hildegard Elsner). Der Zipfel dieser Kaputze ist allerdings recht kurz. Außerdem ist in o.g. Buch leider keine genaue Datierung angegeben. Die Blütezeit Haithabus war von ca. 850 - 1050, von daher liegt eine Datierung auf diesen (ungenauen) Zeitraum nahe.

Zu Frage 3: Der Haithabu-Fund ist der frühste Hinweis auf eine Kaputze/Gugel, den ich kenne. Allerdings auch der einzige vor 1320 (z.B. im Codex Manesse http://www.manesse.de/img/074.jpg ) aus dem mitteleuropäischen Raum, der mir bekannt ist.

Grüße, Olli
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Ares Hjaldar de Borg
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Wulfen
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Re: Gugel
Antwort #2 - 22.03.06 um 23:01:22
 
Zitat:
Zu Frage 3: Der Haithabu-Fund ist der frühste Hinweis auf eine Kaputze/Gugel, den ich kenne. Allerdings auch der einzige vor 1320 (z.B. im Codex Manesse http://www.manesse.de/img/074.jpg ) aus dem mitteleuropäischen Raum, der mir bekannt ist.

Grüße, Olli




Um mal wieder Richard I. zu zeigen...

...

Man achte auf die Kapuze (die in diesem Fall aber am Gardecorps befestigt ist...)
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Werner
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Re: Gugel
Antwort #3 - 23.03.06 um 05:47:02
 
Hi!

Mein Senf: Was auch noch feststeht, ist dass die Zipfel der Gugeln mit jedem Jahrhundert länger werden. Erst recht kurz und ab 12..länger. Die von Richard ist so die Norm fürs 12. Jahrhundert. Erkennt man auch im Hortus Deliciarum ähnliche Länge(ca. 1176 - 1196)aber auch an einem Gadekorps als festes Element.
...


Im Spätmittelalter konnte der Zipfel so lang sein, dass er fast bis zür Hüfte reichte. - Diesen Zipfel konnte man dann so wickeln, dass er wie eine andere Kopfbedeckung aussah und nicht wie eine Gugel.

Bei den frühen Nordmännern, muss u.a noch kein Zipfel da sein -  so z.B. ...

Hm also das war der Senf *G*

Fazit - von kurz zu lang.

Hoffe geholfen zu haben

Gruß
Volpe
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Der im Strîtgewand tanzt
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ingo
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Re: Gugel
Antwort #4 - 23.03.06 um 12:35:07
 
erst kurz dann später immer länger, genau, dass gilt so auch für Ärmel (insbesondere die der Frauengewänder) und Schuhspitzen
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Gruß, Ingo
 
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Sindolf Horstson
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Re: Gugel
Antwort #5 - 23.03.06 um 15:50:13
 
Na das reicht mir doch schonmal als aussage*ggg*.
Danke
Gruß Dirk
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Werner
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Re: Gugel
Antwort #6 - 09.01.10 um 03:12:00
 
Wie schauts den nun eigentlich aus ? Haben wir endlich mal 1-2 Bildbelege für Gugeln im 12. jah., die nicht angesetzt sind ?

Ps. ich muss mich verbessern, man lernt ja mit der Zeit. Das Bild welches ich aus dem Hortus Deliciarum eingefügt habe (oben), zeigt keinen GC, sondern ein klerikales Gewand (Name ist mir entfallen). Es ist ein Gewand, das man nur bei geistlichen findet - und es ist typischs fürs 12te.
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« Zuletzt geändert: 09.01.10 um 12:21:44 von Werner »  

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Jeanne de Beaumont
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Re: Gugel
Antwort #7 - 09.01.10 um 17:02:03
 
Schon in der Vita Martini - grob datier auf 11-12. Jh findet sich eine Gugel (sorry, bekomme ich grad nicht hochgeladen...

Hier ein schickes Modell aus dem Winchester Psalter (engl. 1150-75):
...

Diese Abbildung aus dem Fecamp Psalter (engl. ca. 1180) ist eindeutig:
...

Diese Abbildung aus dem Aberdeen Bestiary (engl. ca. 1200) könnte eine Gugel zeigen.
...

Lass mich überlegen... Gugeln in 12. Jh eindeutig nachweisbar. Mehrere Belege aus unterschiedlichen Epochen zeigen Gugeln als Wetterschutz.

Offenbar kennzeichnen sie bei Abbildung in der Symbolik der Zeit Menschen, die sich viel im Freien aufhalten.

Da auch der Adel in jedweder Situation eindeutig durch die Standesinsignien gekennzeichnet abgebildet wird, die eine Gugel offenbar nicht implizieren, der Adel aber viel und lang auf Reisen ist, halte ich auch für gesellschaftlich besser gestellte Menschen die Annahme für legitim, daß auch Gugeln als Wetterschutz genutzt wurden.
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Drei Dinge sind unwiederbringlich: der vom Bogen abgeschossene Pfeil, das in Eile gesprochene Wort, die verpasste Gelegenheit
 
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Ares Hjaldar de Borg
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Re: Gugel
Antwort #8 - 09.01.10 um 17:49:33
 
Fécamp ist in Frankreich (oder bis 1204, normannisch / angevinisch). Smiley Und die Datierung wurde zwar schon oft publiziert, aber ich würde sie immer noch mit Vorsicht genießen...

Aber die anderen Abbildungen sind ziemlich eindeutig.
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Re: Gugel
Antwort #9 - 10.01.10 um 11:24:06
 
Sorry, hast natürlich Recht... französische Quelle der Fecamp Psalter.
Wenn Du die Zweifel an der Datierung allerdings ausschließlich an den Bundhauben festmachst, halte ich das wiederum auch für Problematisch, da ich in mehreren anderen Quellen des späten 12. Jh. ebenfalls welche gefunden habe!

Siehe z.B. Hunterian Psalter fol. 4v:
http://special.lib.gla.ac.uk/images/psalter/H229_0004vwfdetail1.jpg

Die Gugel des zweiten Hirten von Rechts aus dem Winchester Psalter könnte der Abbildung nach sogar aus Fell sein... - Man beachte auch die liebevoll gezeichneten Beinwickel!
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Werner
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Re: Gugel
Antwort #10 - 12.01.10 um 00:32:51
 
Wunderbar, danke Jeanne!

Ja die scheint aus Fell zu sein, ist typisch in Fellstruktur gezeichent. Auch auf der Seite der franz. Kollegen ist ja die Reproduktion aus Fell zu bewundern. Ebenso auch noch ein weitere tolles Gugelbild an der Kathedrale von Chartre - Westportal (deren Figuren aus der Mitte des 12ten erhalten sind).
Bei der Datierung des F. Psalters...naja ich hab das ja schonmal in einem anderen Forum breitgeschlagen, Ausrüstung 1a 1170-1190, nur die Menge der Bundhauben hat mich immer gestört, da man sonst nur 1-3 findet.......naja egal. Ich würde den Psalter mitlerweile auf 1195-1210 datieren....irgendwie so Zwinkernd

Aber egal wie der Psalter nun zu datieren ist, belegt sind große Gugeln (groß = bis über die Brust) fürs 12te.  - mehr wollte ich nicht wissen Smiley
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Jeanne de Beaumont
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Re: Gugel
Antwort #11 - 12.01.10 um 08:31:11
 
Also die Länge scheint zu variieren. Allerdings habe ich alles, was länger erschien, als bis zu den Armbeugen als Mantel identifiziert. Rechteck oder Kreismantel mit angesetzter Kapuze auch als "Cappa" bezeichnet... siehe hier beispielsweise den zweiten Hirten von links in der Abbildung des Winchester Psalter.
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Jeanne de Beaumont
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Re: Gugel
Antwort #12 - 12.01.10 um 19:22:24
 
Nachtrag aus der Vita Martini - Siehe rechts unten...:

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Ares Hjaldar de Borg
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Re: Gugel
Antwort #13 - 13.01.10 um 14:14:37
 
Der arme Kerl, dem ist ja die Nase schon krumm gefroren!  unentschlossen
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Maksimilian
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Re: Gugel
Antwort #14 - 23.08.11 um 11:57:56
 
Hallo,
ich möchte den Thread hier mal wiederbeleben, da ich eine kleine Frage zur Gugel hätte. Ich habe vor kurzem auf einem Markt ziemlich günstig 4 Kannichenfelle bekommen. Ich habe mir überlegt ob man nicht vielleicht eine Gugel oder etwaiges damit Füttern könnte, da die letzten 2 Lager-Saisons in meiner Gruppe ziemlich kalt und verregnet waren. Ich habe nämlich bisher bloß meine phrygische Mütze. Und da wäre eine mit Fell gefütterte Wollgugel richtig toll. Durchgedreht Ich habe bisher aber leider keine Belege oder etwaiges für solch eine Art der Fütterung gefunden deswegen möchte ich hier mal fragen ob jemand etwas darüber weiß.
Achso meine Darstellung ist von 1070-1130 so in dem Dreh. (ich weiß es ist ein ziemlich großer Zeitraum.) Vom Stand her Landadel.

Grüße
Max
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im mittelalter gabs noch kein feuer............ WTF?!
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