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Tunika von Tankred (Gelesen: 8598 mal)
Gerald_zu_Wilhaim
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Tunika von Tankred
02.12.05 um 10:08:14
 
Hallo Tankred,

sei gegrüßt, in der Bildergalerie trägst du eine lange Übertunika mit Tütenärmel wenn ich richtig sehe. ...

Meine Frage ist die Zeit und Bereich aus der Sie stammt.
Ich dachte diese Tunikenform wäre typisch für "Deutschland" um 1000 bis 1100.
Speziell bei den Ottonen unter Heinrich II gab es diese Entwickung.

Bitte berichtigt mich wenn ich da daneben liege. ...

Gruß Gerald der Uhl zu Wilhaim
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Sascha
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Re: Tunika von Tankred
Antwort #1 - 02.12.05 um 10:41:46
 
Mache Ottonenzeit habe, aber keine Tüten als Ärmel...
Ich glaube Deine Info ist nicht richtig.
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Ares Hjaldar de Borg
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Re: Tunika von Tankred
Antwort #2 - 02.12.05 um 10:49:40
 
Die gezeigte Kleidung ist ziemlich typisch für Adlige des 12. Jahrhunderts. Ich wundere mich nur, daß die Ottonen solche Kleidung getragen haben sollen? Ich dachte, damals war "fränkisch kurz" noch in Mode.

Zwinkernd
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The monks wanted God to deliver them from our fury. Seems like God is on our side - we deliver more souls.
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Sascha
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Re: Tunika von Tankred
Antwort #3 - 02.12.05 um 11:17:52
 
Figur betont und mit Bauchansatz war ganz "in".
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Gerald_zu_Wilhaim
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Re: Tunika von Tankred
Antwort #4 - 02.12.05 um 13:54:54
 
Verzeiht meine ungenaue Ausdrucksweise,
Tuniken mit weitem Arm in Tütenform sind doch schon in den Perikopen des Heinrich des II dargestellt, allerdings dort überwiegend bei Frauen, einmal auch bei Jesus persönlich. Der Weite Ärmel wird aber meistens mit dem Mantel am Bauch befestigt damit er nicht irgendwo hinhängt.

http://www.touchfolio.de/navi/prod_perik02.html

Ich würde das ähnlich wie Tankreds Tunika interpretieren.

Gruß Gerald der Uhl zu Wilhaim
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Sascha
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Re: Tunika von Tankred
Antwort #5 - 02.12.05 um 14:14:39
 
Ich würde diese Ärmel nicht als Tütenärmel bezeichnen.
Ein Tütenärmel ist am Oberarm eng und am Handgelenk weit.
Die dargestellten Ärmel scheinen aber eher eine römische Tunika darzustellen.
Solche Tuniken haben eventuell keine angesetzte Ärmel, sondern es handelt sich um einen Stück geklappten Soff mit Halsloch, wahlweise an der Seite zugenäht.
Die Darstellung von Heiligen und Mönchen weicht oft stark ab, von der normalen Kleidung und ist römisch historisiert dargestellt, oft auch mit einigen Fehlern, weil der Maler nach einem Idealbild malte und nicht nach einer lebensechten Vorlage.
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Tankret de Donjon-Blanc
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Re: Tunika von Tankred
Antwort #6 - 02.12.05 um 16:44:48
 
Die Armelform ist entlehnt von einer Miniatur von Barbarossa mit seinen Söhnen, welche in der zweiten Hälfte des 12.Jhr entstanden ist. Aufbauend auf dieser und vermutlich noch weiteren Bildbelegen sind mir verschiedene Rekonstruktionen für Gewänder aus dem 12. Jhr und auch dem 13. Jhr bekannt. Letztere basieren aber auf einer Miniatur in der Mannesse. Einige Autoren (u.a. Lenart) rekonstruieren Gewänder mit dieser Ärmelform als männliche Variante eines Bliaut, der ja bei Frauen über handgelenklange Trompetenärmel verfügt. Dieser hat sich vermutlich aus den Gewändern aus der Zeit der Ottonen und Salier entwickelt(Ich bin ja nicht dabei gewesen Smiley). Bei dieser männlichen Varinante ist der Bliat aber am Rücken geschnürt, und nicht an den Seiten. In anderen Rekonsruktionen (z.B. einen Ospreybuch über Normannen) tauchen die erwähnten Ärmel auch an einem "normalen" Surcot auf.
Bevor ich das Gewand genäht habe habe ich mir also die Mühe gemacht wenigstens ein Primärquelle und 5 Sekundärquellen herauszusuchen, die diesen Ärmeltyp als Gewandungsform für das 12. Jhr. belegen. In den Sekundärquellen treten dann auch drei verschiedene Rekonsruktionsvarianten auf, wobei die oben beschriebenen die häufigeren sind. Da das Gewand sowohl gefüttert sein sollte (für Bliauts ja unüblich) und ich auch damit reiten können wollte, habe ich mich für die "klassischere" Surcot-Variante entschieden, ich bin aber der Meinung, dass beide Versionen gleich wahrscheinlich sind bzw. das es denkbar ist das auch beide existiert haben.

@Ares: Für besonders höfische Anlässe gab es auch um 1000 herum lange Gewänder (mir fällt da spontan eine Miniatur von OTTo dem III. ein), diese waren aber weitaus seltener, somit hast du damit Recht, dass sie vermutlich nicht in Mode waren.  
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mit ritterlichem Gruß Tankret de Donjon-Blanc
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Gerald_zu_Wilhaim
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Re: Tunika von Tankred
Antwort #7 - 03.12.05 um 07:13:13
 
Danke,
dann ist es mit dem "A" für diese Form, wie es einige Gewandschneider für das 11Jahrhundert verkaufen wollen, also leider nicht weit her?

Schade denn diese Form der Tunika, aber nicht Figurbetont gefällt nun mal meiner Frau, aber da müssen wir uns für die bestimmte Zeit was andres aussuchen.

Gruß Gerald der Uhl zu Wilhaim
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Tankret de Donjon-Blanc
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Re: Tunika von Tankred
Antwort #8 - 03.12.05 um 08:31:06
 
Moment: Hier ist die Frage eine ganz andere, wenn gleich ich die Anwort schon versteckt im oberen Beitrag eingebaut habe: Für Frauen des 11 Jhr. gibt es Belege für Trompetenärmel. Die Gewänder sind aber nicht tailiert. Diese Gewandungsform taucht mehrfach im Buch von Gösta Ditmar Trauth (1) als Umzeichnung auf.

1. Ditmar-Trauth: Rüstung Gewandung Sachkultur des deutschen Hochmittelalters, Wald-Michelbach, 1999
 
PS: Weitere Diskussion bitte in einem neunen Ordner z.B."Frauenggewänder des 11. Jhr."  
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mit ritterlichem Gruß Tankret de Donjon-Blanc
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Gerald_zu_Wilhaim
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Re: Tunika von Tankred
Antwort #9 - 03.12.05 um 09:42:48
 
Danke!
das ist eine Quelle ich ich noch nicht kannte  Durchgedreht

Eure Hilfe bringt mich wieder ein grosses Stück weiter

Laut lachend
Gruß Gerald der Uhl zu Wilhaim
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Nina
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Re: Tunika von Tankred
Antwort #10 - 03.12.05 um 11:07:29
 
Moin Leute,

aalsooo.... bevor ich für meine Darstellung Bilder heranziehe, da ja in der gefragten Epoche Textilien nicht sehr oft erhalten sind, muss ich das Bild ersteinmal deuten, denn ich kann natürlich einfach eine Klamotte darauf schön finden, die Rekonstruktion aber trotzdem total unglaubwürdig sein, wenn die Person die abgebildete Person aber nun gar nicht mit meiner in Einklang zu bringen ist.

Also im oberen Bildteil sind das Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde zu sehen, die von Christus persönlich gesalbt werden (Königsheil) und neben den Beiden sind die Apostelfürsten, glaube Johannes und Petrus, zu sehen. Christus und die Apostel sind in antiker Manier gekleidet sprich 1.Jhd n.Chr... für eine Otonische Darstellung ungeeignet. Ne Kaiserklamotte kann sich keiner leisten, aber der Schnitt der Dame ist schon verwendbar, wenn auch ohne die teuren Besätze, da dieser Schnitt auch bei anderen Frauen zu finden ist. Sie trägt eine enganliegendes Unterkleid, das aus den Ärmeln des Oberkleides herausragt. Die Ärmel des Oberkleides sind aber nicht Tütenförmig, sondern einfach nur etwas weiter! Das Kleid an sich geht bis auf den Boden, kann aber auch kürzer sein, so dass das Unterkleid auch hier zu sehen ist.
Heinrich trägt nach Hochadelmanier eine lange Tunika, die nur zu Festtagen getragen wurde und auch nur den höchsten Würdenträgern oder Geistlichen vorbehalten war. Selbst der Hofstaat und das waren die Nächsten des Kaisers tragen kurze Tuniken, die bis zum Knie ging.

Die im unteren Bildteil zu sehenden Figuren sind nicht real existierend. Es handelt sich dabei um Personifikationen der Tributpflichtigen Reichsprovinzen, wie z.B. Roma, Gallia und Germania, durch gekrönte Jungfrauen dargestellt. Roma trägt sogar eine Mauerkrone, die die Stadtmauer darstellt. Auch diese Personen sind in Antiker Manier dargestellt und unbrauchbar.

Es gibt so viele schöne Abb. in diesen Büchern, die "normale" Leute darstellen, in zeitgenössischer Kleidung, das Problem ist meist nur die Deutung...

Der Trauth, dessen Bücher ich schon ganz gut finde, hat eben solche Abb. genommen und gesammelt. Leider ist auch hier oft das Problem der Deutung für die eigene Darstellung.

So ich hoffe das war jetzt nicht zu verwirrend  ...
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Gerald_zu_Wilhaim
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Re: Tunika von Tankred
Antwort #11 - 03.12.05 um 23:10:53
 
Allen Antwortern sei gedankt,
ich recherchiere jetzt schon ca 1 Jahr über Internet und einiger Fachliteratur da ich vor beginn in einen tieferen Einstieg keine groben Fehler machen möchte. Schockiert/Erstaunt

Als Grobmittelaltler bin ich bisher über Märkte und Feste gezogen  unentschlossen aber nachdem ich spass gefunden habe versuch ich mich jetzt ein bischen tiefer mit dem Thema zu beschäftigen.
Da Zeitalter um 1000 bis 1050 ist für mich momentan das relevanteste (Bei uns gibts bald ne 1000jahr Feier Laut lachend)
aber grad dieser Zeitraum ists eher dünn in der Literatur (von Wikingern und Normannen -verzeiht Traurig - mal abgesehen) Ich bin aber Baier mit Fränkischen Vorfahren.
Bisher hab ich erst zwei gute Quellen für dieses Zeitalter herausbekommen,(sind schon auf der Fernleihliste) der rest schreibt immer lapidar "Die Gewänder wurden länger und farbenprächtiger und beiden Damen kamen die Tütenärmel in Mode"
unentschlossen
Das reicht mir aber nicht mehr, drum Danke schon mal für eure Antworten.

Klar gehöre ich nicht zum Hochadel, aber als Edelfreier kann ich mir doch schon was leisten.

Mein Problem von Beschreibungen und Interpretationen durch  verschiedene Quellen ist so wie du so schön schreibst Nina. Manchmal verwirren zu viele Antworten mehr.

Gruß und Dank für weitere Tips
Gerald der Uhl zu Wilhaim

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