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Beitrag begonnen von Ares Hjaldar de Borg am 14.02.13 um 19:37:50

Titel: Amtsverzicht beim Papst
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 14.02.13 um 19:37:50
Hier ein wenig Info aus aktuellem Anlass:


Zitat:
Rom. In der fast 2000-jährigen Geschichte des Papsttums ist Benedikt XVI. erst der zweite Mann auf dem Stuhl Petri, der freiwillig auf sein Amt verzichtet. Die bisher einzige freiwillige Abdankung eines Oberhaupts der katholischen Kirche fand vor 718 Jahren statt, als Papst Cölestin V. nach einem nur fünf Monate und acht Tage dauerndem Pontifikat seinen Verzicht bekanntgab.

Cölestin V., der Pietro Angelari hieß, war ein Eremit, der schon zu Lebzeiten im Ruf der Heiligkeit stand. Er war am 5. Juli 1294 nach einer zweijährigen Sedisvakanz - die verfeindeten Familien Colonna und Orsini hatten sich im Konklave nicht auf einen Kandidaten einigen können - zum Papst gewählt worden. Als er von seiner Wahl in seiner Einsiedelei auf dem Murroneberg erfuhr, weigerte er sich zuerst, floh dann, ließ sich aber schließlich doch umstimmen, das Amt anzunehmen. Auf einem Esel ritt er am 28. Juli 1294 in der Stadt L’Aquila ein und wurde dort gekrönt. In Rom hat er nie residiert, sondern in Neapel, wo er in Abhängigkeit zum dortigen König Karl II. geriet und im Castel Nouvo in einer einfachen hölzernen Mönchszelle lebte. Von den Anforderungen seines Amtes restlos überfordert, ließ Cölestin V. prüfen, ob ein Rücktritt vom Papsttum zulässig ist. Sein enger Berater, Kardinal Benedetto Caetani, der ihm als Papst Bonifatius VIII. folgen sollte, berichtete ihm von nicht belegten Fällen von Papstabdankungen. Angeblich soll Caetani drei Nächte lang durch ein Loch in der Wand der Mönchszelle dem schlafenden Papst zugerufen haben: "Cölestin, Cölestin, danke ab! Das Amt ist zu schwer für deine Schultern." Cölestin soll diese Rufe als Einflüsterungen des Heiligen Geistes gedeutet haben und dankte am 13. Dezember 1294 trotz erheblicher Widerstände in seiner Umgebung ab und tauschte die päpstlichen Gewänder gegen eine Mönchskutte. Auf der Flucht erlitt der nunmehrige Ex-Papst Schiffbruch und wurde von seinem Nachfolger bis zu seinem Tod am 19. Mai 1296 zuerst in Anagni und dann im Castello Fumone bei Rom in Ehrenhaft festgehalten. 1313 wurde er heiliggesprochen. Seine Reste wurden 1326 in L’Aquila beigesetzt, wo der gläserne Reliquienschrein bis zum Erdbeben am 6. April 2009 stand. Dieser wurde unversehrt aus den Trümmern geborgen und nach Sulmona gebracht. Papst Benedikt XVI. besuchte im Juli 2010 diese Stätte.




Quelle

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