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Beitrag begonnen von Sergeant-Kramer am 09.09.11 um 19:44:26

Titel: Militärische Ränge?
Beitrag von Sergeant-Kramer am 09.09.11 um 19:44:26
Grüße,
ich bin seid Ewigkeiten am grübeln und suchen, was es im späten 12. Jh. alles für militärische Ränge gab. Besonders interessiere ich mich für einen Rang unterm Adel, jedoch über dem einfachen Soldaten.
Wenn Ihr bescheid wisst gebt mir bitte ein paar Vorschläge ;)
Gruß, Tim Kramer

Titel: Re: Militärische Ränge?
Beitrag von Geoffrey am 10.09.11 um 11:22:34
Vorweg: In diesem Forum gibt es sicher berufenere Mitglieder, die dir darüber Auskunft geben können, aber ich will dir trotzdem ein wenig unter die Arme greifen. Soll mir widersprechen, wer es besser weiß.

Zunächst einmal denke ich, dass du dich von der Vorstellung rein militärischer Ränge verabschieden solltest. In der feudalen Gesellschaft wäre es unvorstellbar, dass jemand ohne sozial hervorgehobenen Stand einen militärischen Rang bekleidet. Das heißt, militärischer und gesellschaftlicher Rang gingen immer miteinander einher. Es gab aber sehr wohl einen Stand, der nicht von Adel war, aber im militärischen Kontext die Rolle eines Unteroffiziers einnehmen konnte: dies war der Serjeant, also genau die Darstellung, der ich mich auch gewidmet habe.  ;)

Der Serjeant war also von einfacher Abstammung und somit ein Dienstmann. Sein Herr konnte ein wohlhabender Ritter, aber genauso gut ein Graf oder Baron sein, dem er auch in Friedenszeiten diente. Dabei konnte es sich auch um durchaus lukrative Posten, wie die Verwaltung von Gütern handeln. Unter sehr guten Umständen hätte es ein Serjeant also auch zu einigem Vermögen bringen können. In Kriegszeiten hatte er als Berufssoldat, dessen Ausbildung der eines Ritters - wenn überhaupt - nur gering nachstand, aufgrund seiner Qualifikation den Rang eines Unteroffiziers inne. Es ist auch bekannt, dass Serjeanten oft in Reiterschwadronen (conrois) als Unterstützung der Ritter, etwa in zweiter Reihe, ritten.

Ich möchte aber nicht unerwähnt lassen, dass die Organisation eines Heeres im Hochmittelalter nach meinem Wissen alles andere als einheitlich war, weshalb Kommandostruktur und Ränge ganz sicher nicht unverückbar festgeschrieben waren.

Als Literatrurtipps zu dem Thema möchte ich dir drei Bücher des Osprey-Verlags ans Herz legen, die gerade für Einsteiger - vorausgesetzt sie sind der englischen Sprache in fortgeschrittenem Umnfang mächtig - sehr interessant sein sollten: "The Normans" aus der Elite-Reihe, "Norman Knight" aus der Warrior Reihe und besonders "European Medieval Tactics (1)". Die sollten sich alle über Amazon beschaffen lassen.

Darüber hinaus muss ich dir leider sagen, dass dein Helm, so wie er auf deinem Avatar zu sehen ist, für deine Epoche das rüsttechnische "Nonplusultra" darstellt und somit für einen Serjeanten eher unerschwinglich war. Ich würde also raten auf einen Nasalhelm zurückzugreifen, auch wenn der Helm, den du da trägst mitsamt der Bemalung ausgesprochen gut aussieht.

Titel: Re: Militärische Ränge?
Beitrag von Sergeant-Kramer am 10.09.11 um 11:42:56
Vielen Dank erstmal :)
von Serjeants habe ich gehört. Ich hab sogar mal irgendwo gelesen das ein solcher in den Adelsstand befördert werden konnte wenn er es sich durch militärische Meisterleistungen verdient hatte... liege ich da richtig, oder ist das eine Fehlüberlieferung??

Titel: Re: Militärische Ränge?
Beitrag von Geoffrey am 10.09.11 um 11:47:31
Ich halte dies für denkbar, jedoch müsste man sich schon die Mühe machen und tatsächliche Beispiele aus der Geschichte heraussuchen, um diese "Überlieferung" als definitiv wahr oder unwahr bezeichnen zu können.

Titel: Re: Militärische Ränge?
Beitrag von Jeanne de Beaumont am 10.09.11 um 15:50:46
Um hier dem Geoffrey noch einmal unter die Arme zu greifen:

Zitat:
Zunächst einmal denke ich, dass du dich von der Vorstellung rein militärischer Ränge verabschieden solltest

Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen, Du wärest gut beraten zunächst einmal einen Schritt ins Zivileben zu gehen.
Mir ist natürlich bewußt, dass gerade der militärische Aspekt einen besonderen Reiz - gerade auf junge Männer - ausübt...(Natürlich sei auch erfahreneren Herren und übermütigen Demen diese Vorliebe gegönnt)  ;)
Dennoch: Wenn wirklich die Frage nach einer historischen Darstellung im Raum steht, sollte man das Pferd nicht von hinten aufzäumen! - Kettenhemd mit Turnschuhen ist halt leider eine nur bedingt ästhetische Kombination...
Es wäre daher einfach ratsam, sich zunächst einmal eine gut brauchbare zivile Darstellung aufzubauen. Die militärische Ausstattung ist teurer und aufwändiger in der Herstellung und ohne die historisch passende Unterkleidung auch nicht denkbar.

Je nach dem, wofür die Darstellung genutzt werden soll, wäre es sogar ratsam erst einmal eine einfache Arbeitskleidung eines einfachen Mannes zu rekonstruieren. Erstens ist es billiger, als die realistische Ausstattung eines Aligen oder berittenen Serjeanten, zweitens kann man hier die Techniken gut einüben, die besser sitzen sollten, wenn man richtig teure Stoffe für die gehobene Darstellung unter die Nadel bekommt und drittens - aus leidvoller Erfahrung - rekonstruiert man die Kleidung des gehobenen Standes realistisch, kann man darin keinen Handschlag mehr tun. Solltest Du also vor haben, die Ausrüstung in einem Lager zu tragen, bräuchtest Du entweder eine sehr geduldige und großzügige Gruppe, die dir über mehrere Tage hinweg (ich sag´s mal plakativ:) "den A... nachträgt", oder Du mußt Dich irgendwie versorgen können. Das geht aber nur in arbeitstauglicher Kleidung.

Auch wenn das auf den ersten Blick von der Frage abweicht, es hilft auch bei der Orientierung, da die militärische Ausstattung un mal auf der Zivilen aufbaut.
Wenn man sich zunächst mit einem einfachen Handwerker oder Bauern auseinandersetzt, lernt man einzuschätzen, welche finanziellen Möglichkeiten diese Person hat. Und wenn man dieser dann eine militärische Ausstattung hinzufügt, hat man eine gute Ausgangsposition. Erstens kann man diese Ausstattung in kurzer Zeit aufbauen, während eine gehobene Ausstattung sowohl Finanz-, als auch Zeitaufwändig ist. Und zweitens hat man Zeit in Ruhe für die gehobene Ausrüstung zu recherchieren und zu basteln, während man in der einfachen Rolle schon viel erlebt und Erfahrung sammeln kann. Zudem begreift man die mittelalterliche Denkweise und Sozialstruktur im Kontrast der Stände dann erst wirklich.

Gerade, wenn man über das Kämpfen in des Hobby einsteigt, fällt es manchmal schwer, den Wert der zivilen Ausrüstung zu schätzen. Diese ist aber die Basis für alles Weitere. Eine historisch passende, stimmige Ziviladrastellung bietet erst die Basis, überhaupt eine militärische Darstellung zu ermöglichen. Und weist auch auf den Rang, den Du in Kriegszeiten erfüllen würdest.

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