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Beitrag begonnen von Henker am 18.04.10 um 07:07:39

Titel: Historisches Fechten?
Beitrag von Henker am 18.04.10 um 07:07:39
Hallo, während ich mich in anderer Stelle in diesem Forum noch mit meinem klapperten kreuz rumärgere, habe ich an dieser Stelle noch andere Fragen, weiss aber nicht, ob hier die richtige Rubrik im Forum ist.

Also, nun habe ich dieses Schwert und auch noch ein anderes, beides "Einhänder" (gibt es da einen Fachausdruck für?), und nun möchte ich die ja nicht nur in der Truhe liegen haben - Ich habe mir diverse Schaukampfregeln und "Dengelvorschriften" durchgelesen, so weit alles OK.

Und konnte für das Ganze grob in drei Richtungen einteilen...

- Dengeln (Freikampf) - Im Vordergrund steht den anderen zu treffen
- Schaukampf - Im Vordergrund steht die gute Unterhaltung Dritter
- historisches Fechten - Sport?

Ich denke, vermute (habe ja selbst null Erfahrung), dass der Schaukampf am besten mit einem festen Partner funktioniert... man kann sich nette Sachen Überlegen, und das Ende eines Kampfes muss ja nu auch nicht unbedingt vorbestimmt sein... man einigt sich schon irgendwie *g

Beim historischen Fechten, habe ich mir nun vieles angeschaut, jedoch sind die Aufzeichnungen dazu frühstens aus dem 15. Jh. - langes Schwert (aber hier wird doch immer ein Bidenhänder/Zweihänder gemeint)... Und was mach ich da nu mit meinem Einhänder?!? Gab es damals schon eine Art "Kampfschule" oder was auch immer? Im Ernstfall ging es ja eh nur um Auge um Auge, Zahn um... und egal wie, Hauptsache mein Gegenüber ist irgendwie vor mir tot *g.


Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 18.04.10 um 18:59:11

Henker schrieb am 18.04.10 um 07:07:39:
- Dengeln (Freikampf) - Im Vordergrund steht den anderen zu treffen
- Schaukampf - Im Vordergrund steht die gute Unterhaltung Dritter
- historisches Fechten - Sport?


Die Varianten des sportlichen Umgangs mit Schwertern sind relativ vielfältig und es gibt zudem viele Nebenströmungen und Untergruppen, die zum Teil überlappen, zum Teil aber auch entgegengesetzt sind.

Der wichtigste Punkt ist der: Mit echtem Kampf haben die meisten modernen Sportarten nichts zu tun, sie sind vielmehr ritualisiert worden, um die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten. Beispiel für einen Sport mit festen Regeln und "symbolischen" Treffern ist der Freikampf nach Codex Belli (findest Du auf unserer Seite). Theaterfechten ist noch etwas weiter weg vom Original, hier geht es um Eleganz, Schönheit und flüssige Bewegung. Das Fechten nach den Büchern (z.B. Thalhoffer) ist auch eine relativ ritualisierte Angelegenheit (da die meisten beschriebenen Techniken letal wären), sind aber für museale Zwecke sehr schön geeignet (wenn man Spätes Mittelalter zeigen will).

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 18.04.10 um 19:12:01
Beispiele für die einzelnen Stile:

Theaterfechten

[media width=640]http://www.youtube.com/watch?v=mI6sQaftvfs&feature=related[/media]



Fechten nach Alter Schule

[media width=640]http://www.youtube.com/watch?v=b8dky4r3nOA[/media]



Freikampf mit Codex Belli

[media width=640]http://www.youtube.com/watch?v=9CyEvBU8kRc[/media]



Freikampf ohne besondere Regeln (Rußland)

[media width=640]http://www.youtube.com/watch?v=hDoj5ZZHFuw&feature=related[/media]

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 18.04.10 um 19:25:01
Wichtig zudem:

Es gibt keinen besseren oder schlechteren Stil. Vielmehr sollte man die Sportart finden, die zu einem passt und die einem Spaß macht.

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 08.09.10 um 23:31:10
Hier mal wieder ein besonders bemerkenswertes Video aus Rußland... Regeln braucht da offenbar keiner:

[media width=640]http://www.youtube.com/watch?v=7wpxsdgqU1w&feature=player_embedded[/media]

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Geoffrey am 09.09.10 um 06:13:44
Anscheinend ist da jede Kampftechnik erlaubt und mit den gelben Fahnen werden Kämpfer für tot erklärt. Ansonsten schaut es nach wildem Gehaue ohne viel Technik aus. Die Fußtritte finde ich allerdings lächerlich. Okay, vielleicht kann man damit den Gegner aus dem Gleichgewicht bringen, aber wie schnell wäre man im Ernstfall ein Bein los? Der Typ mit der Stangenwaffe ist die Krönung...

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Maksimilian am 09.09.10 um 10:33:42
Das sieht eher so aus als ob die Fahnen anzeigen wenn wirklich einer Tot ist.^^ Das ist doch bloß noch hau drauf! Aber die Ausrüstung ist schon geil^^

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Eriol am 11.09.10 um 10:34:48
also die haben eindeutig spaß an der sache.  ;D

das nenn ich mal vollkontakt. das man allerdings sein bein beim tritt übermäßig riskieren würde muß ich wiedersprechen. wie man sieht hält die rüstung das ja gut aus.  ;) sehr schicke ausrüstung.

schön das einer verrückt genug ist und sowas macht. kommt der realtität noch am nahesten.
aber anscheinend sind auch da stiche verboten. zumindest hab ich keine gefunden.

die ''techniken'' finde ich nur extrem schwach. die versuchen ja nicht mal einen schildwall aufzustellen. dafür gehen sie schön ins kriegsringen rein, was eh die einzige möglichkeit ist einen vollgepanzerten zu fall zu bringen. also wozu viel technik?

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Geoffrey am 12.09.10 um 09:44:42
Die treten ja auch (fast) nur mit Waffen an, mit denen man gegen solcherart Gepanzerte nichts ausrichten kann. Wie historisch oder realitätsnah soll das bitte sein?

Es gab bekanntlich Waffen um solche Panzer zu durchbrechen, was dann auch wieder Techniken erfordert diese einzusetzen, bzw. sich umgekehrt davor zu schützen. Wenn der Feind jedoch nur mit einem Säbel oder Schwert ausgerüstet ist, dann kann man natürlich endlos auf sich eindreschen lassen, ohne dass etwas passiert.   ;)

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Eriol am 12.09.10 um 16:33:16
natürlich. aber da die jungs ihre trainingspartner wiederverwenden möchten müssen sie halt auf so schönes spielzeug verzichten.  ;) genauso wie fernkampfwaffen oder pferde... das darf man da nicht so genau nehmen.
bei den gegebenheiten die der kämpfer in der jeweiligen situation vorfindet, ist das korrekt was funktioniert.
hast du keinen panzerbrecher, bleibt nur noch draufschlagen übrig.

mein russisch ist jetzt auch etwas eingerostet, aber das es historisch oder realitätsnah sein soll, konnte ich da jetzt nirgendswo herauslesen... die haben einfach spaß.  ;D

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Geoffrey am 13.09.10 um 06:40:09

Eriol schrieb am 11.09.10 um 10:34:48:
schön das einer verrückt genug ist und sowas macht. kommt der realtität noch am nahesten.


Da war die Realität für dich noch ganz nahe und jetzt wieder nicht? Langsam verliere ich den Faden...

Egal - für mich sieht's zwar hauptsächlich nach viel Geschepper aus, aber von mir aus dürfen die natürlich Spaß haben solange sie wollen.

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Eriol am 14.09.10 um 19:37:40
sorry, das war mehr in bezug dazu gemeint welche trefferwirkung die verwendeten waffen haben wenn der gegner voll gepanzert ist. sowie die freien trefferzonen in verbindung mit stahlwaffen.
demnach der realität näher als alle anderen gezeigten beispiele.
nicht gemeint war ein gleichsetzen mit der realität.
puh. schwierige sätze.  ::)

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Balian de Ibelin am 27.11.10 um 10:20:43
also das vorletzte video gefällt mir ja schon :D so siehts manchmal bei mir und meinem waffengefährten aus. hat das letztemal nen schönen schmiss verpasst bekommen, naja passiert. :)
Lässt sich der Kampf mit Normannenschild und Einhänder denn halbwegsverlässlich rekonstruieren? Hat es da standartisierte Formen gegeben, unterschiedliche Schulen und wie ist man um den verdammten schild rumgekommen?! :D

Gott befohlen!

Balian

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 03.12.10 um 11:45:40

Balian de Ibelin schrieb am 27.11.10 um 10:20:43:
(...) wie ist man um den verdammten schild rumgekommen?! :D


Steche dem Gegner ins Gesicht, in die Beine, schlage ihn auf den Unterschenkel, reite ihn um, töte ihn von hinten, nimm ihn mit mehreren Leuten in die Zange... all das kann man sich im Krieg vorstellen, in den Quellen lesen und manchmal auch auf den Abbildungen erahnen. Im modernen Fechtsport sollte man das aber bitte vermeiden.



Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Balian de Ibelin am 04.12.10 um 14:50:16
schade, das mit dem pferd hat sich verlockend angehört! :) naja, aber im ernst. in einem zweikampf, beide mit großen schilden bewaffnet, stell ich es mir schon schwer vor letale treffer zu landen, denn irgendwo mal das kettenhemd zu streifen bringt vielleicht bei irgendwelchen dubiosen kontests einen punkt o.ä. wird dem kettenhemd träger aber herzlich wenig ausgemacht haben! mit mehreren leuten zu kämpfen hatte ich bis jetzt leider noch nicht die gelgenheit, aber wenn ich meinen führerschein hab, würde ich gern mal bei euch reinschaun! :)

Gott befohlen!

Balian

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Eriol am 16.12.10 um 23:38:32
am besten haut man auf die stellen die der schild nicht bedeckt, was mit den normalen regeln aber meist schwer vereinbar ist...
wenn dein gegner auf distanz bleibt und den schild nicht vom körper entfernt ist es schwer etwas auszurichten.
bring ihn dazu seinen schild ''anzulüften'' und schlag in die entstehende blöße.
binde sein schwert an und umlaufe den gegner, dann schlag in den rücken.
was leichter gesagt ist als getan, denn du musst 3 schritte dafür machen, die dein gegner mit einem kleinen schwenk um die achse wieder zunichte macht...
auch ein schlag auf die schildkante bei dem man hineinwindet funktioniert, ebenso wie gegen das schwert.
lässt man das schwert am schildrand hinabgleiten trifft man meist auch irgendwas, nach oben wäre das meistens der kopf, also nur nach unten.
man kann sich auch in direkten schildkontakt begeben und dann von oben herum auf den rücken des gegners schlagen. der gegner aber auch.. ideal wäre des gegners schwert zwischen den schilden einzuklemmen, was aber der erfahrung nach nur selten klappt.
auch halte ich von der variante nicht allzu viel.. ist zwar ein regel-entsprechender treffer, aber eine reale verwundung ist so eigentlich kaum zu bewerkstelligen.

aber wenn man auf die eigentlichen trefferzonen nicht schlagen darf, muß man halt kompromisse eingehen.
real wäre das primär der kopf und die schwerthand sowie das vorstehende bein, besonders ein stich in die zehen.
einen so geschwächten gegner kann man dann ganz in ruhe zerlegen.

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Tankret de Donjon-Blanc am 15.01.11 um 13:07:20
Das mit dem Stich in den Fuß kenne ich aus einer Fechtabbildung aus dem 30-jahrigern Krieg. Hier wird ein Bein entblößt um dem Gegner zu einem Stich oder Hieb auf dieses zu provozieren. Sinniger Weise zieht man bei dieser gegnerischen Attacke sein Bein zurück und verpasst dem Angreifer einen Stich in die Brust. In abgewandelter Form setze ich diese Finte auch gerne im Larp ein, wo bevorzugt auf die Unterschenkel geschlagen wird. hier kann man dem Gegner gut einen Hieb auf den Schwertarm, die Schulter oder den Rücken verpassen, je nach Lage eben.            

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 07.05.12 um 22:32:36
Hier noch was zum Thema "In Soviet Russia, Medieval battles you!"

[media width=480]http://www.youtube.com/watch?v=zds9gHLXVFM&feature=related[/media]

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Richard am 08.05.12 um 16:20:04
Der Baumstamm ist schon recht heftig, besonders, wenn man sieht das der Typ garnicht wieder aufsteht..

Titel: Re: Historisches Fechten?
Beitrag von Geoffrey am 08.05.12 um 18:52:15
Hat aber nur den Kopf getroffen und der beherbergt scheinbar kein Vitalorgan.  :D Die Musik dazu finde ich fast schon wieder lustig.

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