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Beitrag begonnen von Fordwin am 29.03.10 um 11:52:47

Titel: Normannische Pferde
Beitrag von Fordwin am 29.03.10 um 11:52:47
So wieder eine Frage:

Hab in einigen Büchern gelesen, dass 1066 so gut ausging (für die Normannen jedenfalls^^) weil sie auf großen Pferden angerauscht kamen und Speere in die Engländer geschmissen haben... dabei war oft von rießigen Pferden die Rede...
Weiß jemand was das für Pferde waren oder ob es sie in einer veränderten Form oder sogar noch genau so igwo gibt?
Hab selbst einen Araber was sehr lustig aussieht wenn ich in voller montur auf ihm sitze, da er nicht der größte ist ^^
Spiele daher mit dem Gedanken mir einen zweiten zuzulegen nur wäre es wirklich genial wenn es einer sein könnte der dem Normannischem Schlachtroß sehr nahe kommt ;)

Gruß,

Fordwin

Titel: Re: Normannische Pferde
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 29.03.10 um 14:24:04
Die Kavallerie ist tatsächlich eine Stärke der Normannen gewesen. Allerdings sind die Beschreibungen der Reittiere aus heutiger Sicht mit Vorsicht zu genießen. Die heutigen Großrassen (Kaltblüter) sind im Mittelalter noch nicht gezüchtet worden. Tatsächlich waren die Pferde eher klein und im Frühmittelalter eher mit heutigen Ponies vergleichbar als mit modernen Reit- und Sportpferden.

Vergleich mal die Größen von Mensch und Pferd (obwohl mittelalterliche Handschriften meist in ihren Relationen recht ungenau sind, sei es hier zur Erläuterung gestattet):






Titel: Re: Normannische Pferde
Beitrag von Tankret de Donjon-Blanc am 30.03.10 um 03:00:43
Das ist einfach zu beantworten, da es hierüber Knochenfunde und Aufzeichnungen gibt. Die gewöhnlichen Pferde sind nur Islandpferd-groß (ca. 1,45m Stockmaß). Die "supergroßen" Pferde der Ritter sind dagegen oft Importware aus Spanien. Diese stammten vermutlich von Berberpferden ab und haben ein Stockmaß von 1,50-1,60m. Diese Pferde sind also tatsächlich deutlich größer. Wenn du das Startbild von unserer Seite betrachtest, stellst du auch fest, dass mein Pferd von den Größenverhältnissen gut mit den Abbildungen übereinstimmt, die Ares herausgesucht hat. Und mein Pferd hat ein Stockmaß von etwa 155cm. Dein Araber ist also ein ziemlich perfektes Streitross für das 11.-13. Jahrhundert.  

Titel: Re: Normannische Pferde
Beitrag von Jeanne de Beaumont am 30.03.10 um 10:30:10
Übrigens zeigt sich in der Schilderung der Schlacht um Hastings auch eine technologische Dimension.
Die Angelsachsen hatten sich auf einem Hügel (heute noch "Battlehill") eingeschanzt, da ihr Aufgebot aus Fußkämpfern bestand. Diese hatten einen festen Schildwall gebildet, der erst in dem Moment keinen Schutz mehr vor den anreitenden Normannen bot, als er durchbrochen werden konnte. Von diesem Moment an ging offenbar alles recht schnell und die Schlacht war für die Sachsen verloren. - Dies dürfte inetwa dem entsprechen, was Du gelesen hast.

Daß eine gschlossene Schlachtreihe gepanzerter Reiter, die im Galopp heraneilen, auf einen Fußkämpfer einen sehr großen Eindruck machen und Angst auslösen können, ist logisch und auch wissenschaftlich Belegt.
Daß in diesem Fall eventuell angelsächsische Quellen die normannische Reiterei als übermächtigen Gegner und die Pferde als außergewöhnlich groß charakterisieren erscheint also durchaus menschlich.

Titel: Re: Normannische Pferde
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 30.03.10 um 11:59:37
Kleine Korrektur: Es ist der Senlac Hill mit der Battle Abbey.

Titel: Re: Normannische Pferde
Beitrag von Jeanne de Beaumont am 30.03.10 um 21:25:53
Sorry, hast natürlich Recht.

Titel: Re: Normannische Pferde
Beitrag von ingo am 10.04.10 um 11:15:16
und soweit ich weiß, war der Schildwall der Angelsachsen nicht durchbrochen worden, die POsition war super gewählt und hätte sicher noch weitere Stunden gehalten werden können, die Normannen bedienten sich einer List (übrigens der gleichen, die wenige Tage zuvor auch den Angelsachsen in der Schlacht an der Stamford Bridge geholfen hat): sie täuschten einen verzweifelten Rückzug vor, ein Teil der Männer im Schildwall der Verteidiger ließ sich zu einer Verfolgung hinreißen, die Angreifer stopten und kehrten um und machten die Angelsachsen nieder - so entstand die Lücke im Schildwall in die sie nun eindringen konnten - wie so oft alles eine Frage der Disziplin.

Es ist ohnehin immer wieder fantastisch, wie es trotz fehlender fester Strukturen in einem angelsächsischen Fyrd dem Befehlshaber gelang, eine Strategie und Taktik dem einfachen "Zeitsoldaten" zu vermitteln und die erforderliche Disziplin in den eigenen Reihen aufrechtzuerhalten.

Titel: Re: Normannische Pferde
Beitrag von Æthelweard am 01.05.10 um 11:14:54
Es gab sehr wohl eine Struktur bzw. Befehlskette, wenn sie auch nach den Maßstäben professionellerer Armeen eher simpel war.

Die "Zeitsoldaten" - also das Volksaufgebot - wurde nach Herkunft aufgestellt, damit Männer beieinander in der Schlachtreihe standen, die sich kannten. Gemustert und angeführt wurden die einzelnen Kontingente von Männern, die auch im normalen Leben ihre Vorgesetzten waren, also von thegn. Diese wiederum vom shire reeve, earl oder ealdorman. Den Anführer eines Kontingents oder einer Formation nannte man ortfruma. Geführt wurde vermutlich von der Front aus. Da mir nichts über Gefechtssignale wie Standarten, Hörner oder ähnliches bekannt ist, gehe ich davon aus, daß die Möglichkeit während des Gefechts Befehle an die einzelnen Anführer zu geben sehr eingeschränkt war.

Ob der Schildwall tatsächlich durchbrochen wurde spielt eigentlich keine Rolle. Es ist den Normannen auf jeden Fall gelungen, ihn so weit zu dezimieren, daß sie Senlac Hill stürmen konnten.

Titel: Re: Normannische Pferde
Beitrag von Geoffrey am 01.05.10 um 12:43:40
Die Normannen haben angeblich über die Zeit von mehreren Stunden, während der sie auf die Stellung der Angelsachsen anrannten, die Streitmacht des Feindes allmählich ausgedünnt, so dass die Angelsachsen die Flügel nicht stark genug besetzen konnten. Letztlich ist Godwinsons Heer von beiden Seiten "aufgerollt" worden. Richtig auseinandergefallen sind sie angeblich aber erst, nachdem ihr König gefallen war und das vermutlich eher durch ein Schwert und nicht durch einen Pfeil ins Auge.

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