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Beitrag begonnen von Volpe am 15.07.04 um 21:58:28

Titel: Truhe
Beitrag von Volpe am 15.07.04 um 21:58:28
Hi zusammen!

Wie man schon erkennt, will ich mir eine Truhe Bauen.
Erstmal ein Lob an Tankret, die Truhen von dir in der Bildergallerie sind wirklich 1a.  :)

Meine Frage dazu, welches Holz hast du zum bauen genommen und womit, hast du das Holz bestrichen?

Ich habe gelesen, dass man oft Leinöl genommen hat, aber dadurch bekommt es ja leider nicht, eine so schöne dunkle Farbe.

Und meine beiden letzten Fragen, hast du Eisennägel oder Holznägel verwendet?
Und zu guter Letzt - Sind die Eisenscharniere für die Zeit 1100- 1200 Jah. belegbar? - Wenn nicht, was haben die alternativ genommen? - hörte mal von Schanieren aus Horn und Lederbändern - stimmt das?

Dank im Voraus

Volpe

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Tankret de Donjon-Blanc am 16.07.04 um 10:34:43
Beim Holz habe ich mich an dem gehalten, was heute überall zu bekommen ist: Nadelholz. Nur einige unserer Truhen (er gibt noch fünf weitere in unserer Gruppe) sind aus Buche, hierbei muss aber erwähnt werden das dieses Holz aus der Entrümpelung meiner Ausbildungsschule stammt. Hier haben kristin und ich aus den Holzplatten der Tische einer Schulkasse, die sonst auf dem Müll gelandet wären, 4 Truhen und ein Wandregal über die Osterferien gebaut.

Mir bekannte, noch vorhandene Möbel aus dem Mittelalter sind aus Eiche oder Buche. Wohl nicht zuletzt deswegen, weil diese Hölzer einfach stabiler sind und daher die Jahrunderte besser überstanden haben.

Nachteilhafter Weise sind sie heute aber auch viel teurer und dazu auch seltener zu bekommen, insbesondere in  Bohlenform. Nachteilhaft ist aus heutiger sicht ist auch das Gewicht. Diese Hölzer sind nahezu doppelt so schwer aufgrund der Einlagerung von Salzen im Hartholz. Das hat natürlich Konsequenzen für die maximale Zuladung zum Wagen. Für den häufigen Transport sind daher Nadelhölzer heute besser. Eiche ist dagegen eindeutig belegbar.
 
Es gibt keine mir bekannten Belege für Leder oder Hornschnaniere, wohl aber für Holz- und Metallschaniere.
Holzschaniere habe ich noch nicht eingesetzt, dafür waren die informationen zu dürftig. Metallbeschläge sind überhaupt an erhalten gebliebenen Möbeln wie Kisten und unbeschnitzen Truhen sehr häufig, sind sie doch ein Zeichen von Reichtum. Metallbeschläge gibt es überrings auch schon zur Wikingerzeit: Vergleiche hier die Osebergfunde. Die Metallbeschläge von mir stammen überrings ausnahmslos aus dem Baumarkt. Sie durch Schmiede anfertigen zu lassen war mir als Student einfach zu teuer. Die Schaniere wurden durch Bearbeitung mit einer Flex auf geschmiedert gertrimmt.        
Die dunkle Farbe habe ich durch Holzbeize (Nussbaum dunkel) erreicht. Dadurch sehen sie schön alt aus. ob die Möbel früher auch schon so dunkel waren ist allerdings die Frage. Ziemlich sicher ist jedoch, das insbesondere beschnitzte Möbel auch Knallbund bemalt wurden. Damals konnte man ja nur aus Holz bauen, Farben sind daher Luxus. dafür habe ich aber noch keine orginalbelege gefunden (bisher nur sekundärquellen), während die orginal erhaltenen Truhen alle schön dunkel sind. Damit die Truhen auch eine Überschwemmung des Zelts oder einen Platzregen (Freienfelserfahrungen!)unbeschadet überstehen, sind sie abschließend mit Klarlack gestrichen worden.      

       

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Volpe am 16.07.04 um 13:06:59
Vielen Dank!

Dann bleibt einem ja kaum was anderes über als Nadelholz zu nehmen, wenn man sich die mühsame Suche nach anderen Hölzern ersparen will. :(

Ps. schau mal hier Tankret, die haben sehr schöne Beschläge und alles andere schlösser etc. was man brauch. Zum Teil sind auch Preiswertere sachen dabei, wie zb. Kistenbänder für 6 Euro.
http://www.frehe-shop.de/content.jsp?gid=10200+++++9010205+++++90

Titel: Re: Truhe
Beitrag von ingo am 18.01.06 um 11:21:08
Als bescheidenen Beitrag und Beispiel für eine Frontstollentruhe mit Rundzapfenscharnier aus Holz (nach Funden aus dem 12. Jahrhundert) für die Aufbewahrung von Kleidung, Waffen und Ausrüstungsgegenständen die ich vor einem Jahr gefertigt habe nachfolgend ein Bild von meiner hp.
Zu Beachtung: Die Truhe ist komplett aus Holz, keinerlei Metallscharniere oder Beschläge, keine Nägel oder Schrauben.


Titel: Re: Truhe
Beitrag von Sascha am 18.01.06 um 12:20:34
Klasse Ding, besonders mit den Fächern...

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Hugh Saber de Louviers am 18.01.06 um 13:01:03
Sieht echt stark aus.Wie lange hast du dafür gebraucht?

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Werner_von_Volpe am 18.01.06 um 13:06:14
N1 :)

Und was ist das für Holz?

Gewachstes Nadelholz?


Gruß
Volpe

Titel: Re: Truhe
Beitrag von ingo am 18.01.06 um 14:17:32
Die Truhe ist (bis auf das runde Scharnierholz, dies ist aus Buche) aus Nadelholz und die Fächer (Schübe) gleiten auf jeweils einer schmalen Leiste an der vorderen und hinteren Innenseite, das Holz ist mit Leinöl behandelt und danach gewachst.
Gesamte Bauzeit (abzüglich der Wartezeit für das Trocknen des Leims und des Öls) so ca. 6 Stunden.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Hilarius am 18.01.06 um 15:59:48
Wow! Sieht klasse aus!!!

Und auch Deine Homepage gefällt mir sehr gut!

Titel: Re: Truhe
Beitrag von ingo am 19.01.06 um 07:38:21

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Meyra am 16.06.10 um 14:56:38
Ich habe vor, eine Frontstollentruhe zu bauen. Ebenfalls nach Tankreds Vorbild hier auf der HP. Nun dachte ich mir: Eiche wäre doch toll.
Na hallo. Da fahr ich in einen Holzfachhandel (!!) und frägte da mal nach. Die Frau, die in dem Laminat saß, blickte abwertend an mir hinauf (Mag an meiner Kleidung gelegen haben. An ihr hätte mein Outfit irgendwie wie Quetschwurst ausgesehen) und verwies mich auf das Lager hinten. Ich also dahingetippelt. Der Mann, der mich empfing, verließ sein Büro nur allzu gern und erklärte mir die Problematik.

Eiche als Bohle zu bekommen ist nicht das Problem. Die Dinger sind 3 m lang, 20 cm breit und 10 cm stark. Und gut abgelagert muss es sein, mindestens zwei Jahre. Besser wäre da eine Baumscheibe. Die Bohle allein, unbearbeitet, liegt schon bei 70 Euronen. Als er mir den Preis für die Scheibe nannte, bin ich fast aus meinen Sneakern gekippt: 250 Euro. Ohne Arbeitsaufwand und Stundenlohn. Na Prost Mahlzeit.
Er hatte aber scheinbar Spaß, mich durch die gesamte Außenanlage zu führen und mich auch noch seinem Chef zu zeigen.

Fazit: Ich werde einen gebrauchten Eichenschrank suchen und den dann umarbeiten. Oder ich nutze die Vorgehensweise der Anleitung aus dem www, wo beschrieben ist, wie man einzelne Bretter miteinander vernutet und verleimt. Aber Leimholz ausm Baumarkt kommt mir nicht mehr an die Truhe  ::).

Es sei denn, jemand hat noch ne alte Eiche im Garten, die weg soll...  :-/

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Æthelweard am 16.06.10 um 19:15:09
An eine Truhe wollte ich mich auch mal heran mach. Also Danke, für den Erfahrungsbericht.

*grummelgrummelwarumhabeichnursoeinteureshobbygrummelgrummel*

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Werner am 16.06.10 um 20:07:15
Ruhig Blut, nicht immer sofort die Lanze in den Weizen werfen!

Also ich bin mom schon seit 2 Jahren in der Planungsphase für eine optische 1zu1 Rekonstruktion einer hochmittelalterlichen Truhe.
Vorweg empfehle ich euch das Buch "Die Gotischen Truhen der Lüneburger Heidklöster" - könnt ihr auch gerne bei mir einsehen - habe es da und werde es mal mit nach Syburg bringen.
Darin sind 2-3 Truhen des HMA´s drinn und werden ausführlichst behandelt - u.a. Explosionszeichnungen.
Für das HMA haben wir in dem Buch ein Glücksgriff, was die Truhentechnik angeht. Normalerweise sind alle Truhen, weit bis in die FNZ aus Spaltbohlen hergestellt, was einige von uns vor eine neues Problem stellt - man erkennt das nähmlich, ob das gesägtes Holz oder gespaltenes ist.
ABER! in dem Buch ist eine Truhe die auf etwa 1170 datiert ist und aus gesägten!!! Brettern gebaut wurde  8-)
Man muss sich nur mal vorstellen, was die Herstellung einer Säge gekostet hat.....in der Größe die man für einen Eichenstamm brauch.... :o
Also - die Truhe sieht erstmal recht schlicht aus, ist aber aufgrund der Herstellungstechnik extrem dekadent gewesen.
Ein weiterer schöner Aspekt ist, das in dem Buch auch aus dem frühen 13. Jah. eine Truhe aus Nadelholz abgehandelt wird.

Also zum Material:
Ich habe bei diversen Holzgroßhändlern Angebote für das Holz einer Truhe in etwa 80x45x40x2,5 cm eingeholt. Man muss sagen, das Eichenholz immer in Kubik berechnet wird, als der gute Mann mir dann etwa 1700 Euro sagte, musste ich schlucken   -  aber!....soviel brauch man ja nicht, durch eine Kubikrechnungs bin ich dank Saschas hilfe (nochmal danke!) auf etwa 160 Euro Holz gekommen....ein Kubik wäre ja etwas viel ;)
Die meisten Händler haben auch Bohlen (Kammertrocken und Schreinerqualität - 8% Restfeuchte) in 3 cm Stärke - also da muss man nicht viel abhobeln.
Die Preise können aber arg schwanken, fragt man die gewünschte Kubikmenge bei einem Sägewerk an, so kann sich dr Preis von 1700 Euro mal um die Hälfte halbieren - auch innerhalb diverser Bundesländer kann der Holzpreis extrem Schwanken, im Norden kostet der Kubik im Schnitt 800 Euro....
Also kurzum - eine Truhe dürfte für 200 Euro realisierbar sein. Man muss nur beachten, das man locker 20% bis 30% mehr Holz kaufen muss als man berechnet hat - Verschnitt!

Ich persönlich finde, das 200 Euro für eine 80 cm Truhe die auf stattliche 40 Kg kommen wird auch für angebracht - die hat man immer.
Ich hab auch Tipps zu Nadelhölzern, Qualitäten etc. - nur das sprengt hier den Rahmen - also sprecht mich ruhig beim nächsten sehen nochmal drauf an ;)
Denn einfach jetzt für 200 Euro Holz kaufen - ne Truhe bauen...vergesst es, die könnt ihr wegwerfen.....ich hab da vieeeel mit Schreiner geredet. .....das Holz weiter lagern, Raumtemeperaturen, hist. richtige Vernutungen etc. - hab alles was man wissen muss hier.....also, ich denke wir reden da mal beim Bierchen drüber ;)   Wär echt schade, wenn man so teures Holz auf deutsch verspaxt und ver-bleckunddeckert ....da muss man anders rangehn, damit man lange freude drann hat.

Hoffe wieder etwas Interesse an der Eichentruhe geweckt zu haben - die die sind immer schön :)

LG
Werner

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Jeanne de Beaumont am 17.06.10 um 00:07:04
Sehr schön. Ist ja gut wännä.
Aber mal ehrlich: nicht jeder von uns möchte eine Truhe schlörren, die an eigengewicht schon 40kg auf die Waage bringt!  :P Da stolpert man nach dem Verladen erstmal über die eigene Zunge...
Es muß doch auch etwas praktikablere Lösungen geben!?

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Meyra am 17.06.10 um 07:33:01

Werner schrieb am 16.06.10 um 20:07:15:
 Wär echt schade, wenn man so teures Holz auf deutsch verspaxt und ver-bleckunddeckert ....da muss man anders rangehn, damit man lange freude drann hat.


Sehr blumig formuliert, du bist Schuld an meinem ersten, allmorgendlichen Grinsen  ;).

40 kg sind natürlich kein Pappenstil, aber für Eiche durchaus rechenbar. Ich will weg von Kiefer, Fichte und co. Und vor allem vom Leimholz aus dem Baumarkt *würg*.
Außerdem hab ich einen Ritter, der das Ding tragen kann  ;D. Irgendwo muss ich mein Un-A Zeugs ja verstauen... Und was zum Sitzen wär auch nicht schlecht... Und was zum Spielen...  :P

Ich poste hier mal den Link, den ich fand, den bestimmt auch schon andere vor mir gefunden haben, aber nur der Vollständigkeit halber:
http://www.julfgard.de/pub/bauanleitung-frontstollentruhe.pdf

Ungefähr so dachte ich mir das auch. Bei dem Scharnier bin ich mir noch nicht schlüssig. Und der Deckel soll natürlich nicht gerundet, sondern gerade sein.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Werner am 17.06.10 um 15:26:11
Naja 40 Kg +- 5 bei einer 80x40x50x2,5-3 cm Truhe.....bei der Größe brauch man nur eine ;)

Man kann natürlich auch eine aus Nadelholzbohlen bauen - das spart locker 20 Kg Gewicht ein - oder man baut sie kleiner.
Truhen in der Größe waren damals ja auch keine Reisemöbel, sondern stationäre Wohngegenstände - oftmals wurden sie in dem Raum gebaut in dem sie stehen sollte - die passten oft durch keine Tür mehr - Längen mit bis zu 2 Metern waren keine seltenheit. Auch waren die Holzstärken extrem anders - ich wollte für meine Rekro 2,5 - 3 cm nehmen, das Original hatte 6 cm dicke Bretter....und war 110 cm Lang....dürfte so auf 140 Kg kommen .... :-/

Alternativ also Körbe und Kiepen, kleine Truhen, die man noch bequem tragen kann (so 50 cm Länge) oder eben Nadelholz  -  ich persönlich würde, wenn Nadelholz, dieses aber auch bemalen, sieht schöner aus und gibt dem ganzen noch einen 1a Witterungsschutz.

LG

Werner

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Meyra am 17.06.10 um 15:51:18
Womit wir wieder bei dem Punkt wären, was die Farben anbetrifft. Bemalte Truhen = Höher gestellt oder wohlhabend (wenn ich die Vor-Posts richtig in Erinnerung habe).
Was tu ich als Magd denn nun? Eiche ist da unwahrscheinlich, weil teuer? Oder gabs das damals häufiger als heutzutage (wovon ich mal ausgehen möchte).

Kiepe find ich ne Klasse Idee. Werner, hast du nicht eine? Wo bekomm ich so ein Stück? Hätte aber auch Lust, mich selbst am Flechten zu versuchen. Ich glaub, hier in Marl gibts nen Korbflechter. Ich muss das kleine Schild mal suchen, dass er zur Werbung aufgestellt hat.
Kiepe hat nur den Nachteil: Ich kann darauf nicht sitzen  :-/. Dafür würde sich aber wieder ein dreibiniger Hocker anbieten (der aber in der Herstellung recht anspruchsvoll sein soll). Bei unebenen Gelände stell ich mir das Sitzen darauf auch sehr unkomfortabel vor (Andererseits, als Magd hatte man wenig Anspruch auf Komfort, oder?)

Ich stell die Truhe dann mal hinten an und bau einen Hocker. (--> Neuer Thread)

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Werner am 17.06.10 um 16:24:20
Kiepen bekommste beim Jörg - w w w. wollstoff . de  ;) hab da meine her - 1a

Und einfache Dreibenhocker aus Eiche bkommst du für 20 Euro bei  w w w. matuls. pl
Für das Geld würde ich mir die Arbeit net machen.
Aber das was das Gelände angeht, da haste Recht - da ist 4 Bein immer besser......die Hocker mit 3 Beinen sollen echt stark kippeln  :/

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 17.06.10 um 16:30:27
Warum genau soll Eiche im 12. Jahrhundert teurer sein als anderes Gehölz?

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Jeanne de Beaumont am 17.06.10 um 19:54:52
Begehrtes Bauholz? - In einer Zeit, die fast ausschließlich mit Holz baute...
Wächst vergleichsweise langsam?
Seltener als z.B. Buchen, da in Mitteleuropa der Wald generell zum Buchenmischwald tendiert?  [smiley=huh.gif]

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Werner am 18.06.10 um 01:55:48
Solche Gründe werden es gewesen sein, die den Preis bestimmte - so wie heute...es wächst langsam und ist mehr arbeit es zu transportieren und es zu behauen.
Gerade im 12t. als man viel Baumaterial brauchte - Anfang des Städtebaus...
Ich weiß das nur noch aus einem Seminar, wo wir mal Steuerlisten betrachtet hatten, da war Eiche eben um einiges Teurer als Nadelholz.... - btw. war wieder ne Steuerliste aus Köln....da scheints echt viel zu geben, sollte man mal recherchieren :)

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Meyra am 18.06.10 um 07:16:08
Ist das Stadtarchiv in Köln nicht abgesoffen? (War doch Köln, oder?) Hoffentlich gibts da noch was zu recherchieren...  :'(

@Volpe
Mit dem Hocker hast du sicher recht. Gabs vierbeinige Hocker auch schon? (Ich wüsst jetzt zwar keinen Grund, warum nicht, aber ich frag einfach mal)
Sind die Hocker aus Polen zum auseinandernehmen? Das Ding muss nämlich transportabel sein.
Was hast du für deine Kiepe hingelegt?

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Philipp am 19.06.10 um 10:20:49
Das Stadtarchiv ist doch durch den Pfusch am U-Bahn-Bau eingestürzt.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Sascha am 19.06.10 um 10:57:23
Den Pfusch hat nur ein Polierer begannen, der ganze LKW Ladungen mit Stahl verschwinden lassen hat.
(Sicherlich hatte der Typ nicht mal Führerschein)

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Geoffrey am 20.06.10 um 09:43:34
Naja, man hat aber dennoch fröhlich weiter gebaut und niemand hat die fehlenden Teile bemerkt. Wenn Arbeit normal abgenommen und kontrolliert wird, kann das eigentlich nicht passieren. Daher ist nicht nur einer Schuld.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von ingo am 20.06.10 um 21:33:46
Die Anleitung ist doch toll, den Kistenbauer kenne ich von facebook, dort hat er eine Menge schöner Truhen von ihm vorgestellt (macht wirklich schöne Teile der Michael), das Scharnier ist wie bei meiner (siehe oben) - die lebt übrigens immer noch und das Scharnier ist super stabil und funktioniert auch noch wie am ersten Tag (puhh, muss das Fenster öffnen bei diesem Eigenlob)  ;)

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Werner am 20.06.10 um 22:01:43
@Meyra
Kiepe...keine Ahnung mehr, ich hab die mittelgroße - Preis steht ja auf der Hp dabei.
Ich sehe gerade das der Eichenhocker 27 Kostet - 20 Euro ist für ein anderes Holz (welches?). - Im Text steht das er zerlegbar ist.
Also kleine Bänke/Hocker von etwa 50cm Länge hab ich schon oft in Handschriften gesehn - im Frecamp Psalter sind z.B. eine in den Initialien - aber ich halte auch nochmal so die Augen auf - bin mir aber zu 99% sicher das es klappen sollte :)

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Jeanne de Beaumont am 21.06.10 um 14:27:40
Nachtrag: Eichenrinde wurde in größeren Mengen auch als Beize benötigt. Zum Gerben. Und geschälte Eiche wächst wohl eher nicht so doll...

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 21.06.10 um 15:16:03
In Westfalen waren die Bauern noch bis ins 19. Jahrhundert verpflichtet, mindestens eine Eiche am Hof zu haben - falls an der Kirche Reparaturen nötig wurden. :)

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Michael von Schweinspeunt am 29.11.10 um 19:54:50
Nachem ich nun dieses schicke PDF mit der Truhenbauanleitung gelesen habe, werde ich mich wohl demnächst mal daran machen, das nachzubauen.
Ich werd allerdings auch nur Nadelhölzernehmen, um mein eh schon arg überfülltes Auto nicht noch schwerer zu machen. ^^

Hat jemand das schon nach der Anleitung gebaut und hat tipps oder noch hinweise?


Titel: Re: Truhe
Beitrag von Werner am 29.11.10 um 23:14:48
Nein noch nicht, da ich die Anleitung und die Materialstärken in dem PDF einfach zu plump finde. Es ist nett gemacht, aber ich würde die Anleitung nur als Anregung nutzen, anderes Material nehmen, andere Maße, andere Werkzeuge - also reine Anregung.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 06.02.11 um 19:18:21
o.k. ich möchte mich jetzt endlich mal ans werk machen und die im pdf beschriebene frontstollentruhe nachbauen.

aber: ist die von der form denn für uns so in ordnung? sollte ich evtl. etwas ändern?

ich wollte die truhe auch als sitzgelegenheit missbrauchen um mir den platz für die stühle im auto zu sparen. (allmälich wirds eng...) ist das ''machbar''?

habe geplant eine truhe als ''gefriertruhe'' nach volpes vorbild umzubauen, sowie 1-2 weitere als stauraum und sitzbank.

welche holzsorten hätte ich denn zur auswahl?
fichten (das einzigste was man im baumarkt findet) gab es ja sicherlich, aber wurden diese auch zur möbelproduktion benutzt?
welches holz wäre da am wahrscheinlichsten? (eiche möchte ich wegen des preises & gewichtes mal ausklammern)

morgen fahr ich mit der material-liste mal zum tischler, mal sehen was der mir anbieten kann...

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 06.02.11 um 19:55:52
Ich hab für mein Handwagen-Projekt Buche genommen. Das gibts für wenig Geld bei Holz Hegener als Stammware und ist von ziemlich guter Qualität.

Zum PDF: "Mit der Kreissäge nuten sägen" : OMG ;-)

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Grypho am 06.02.11 um 19:57:48
Olli? Warum bin ich als Du eingeloggt? Hat das Forum wieder Schluckauf?

Obriges Posting war nicht von Ares sondern von Grypho

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 06.02.11 um 20:22:29
ja, nee. is klar. alter hacker.  ;D

was ist denn ''stammware''?

das mit den nuten möchte ich durch breitere bretter umgehen wenns geht. ich mag kreissägen nicht. meine finger reagieren auf die dinger etwas empfindlich...

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Waldschraat am 06.02.11 um 20:42:54
Holz Hegener, haben die auch Eichenbretter, 2cm dick, 30cm breit? Zufällig, bin nämlich momentan auch in der Planung für die Haithabu-Seekiste.  ::)

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Werner am 06.02.11 um 21:03:02
Buche für den außenbreich würde ich mal lieber lassen, das Holz ist reines Möbelholz für indoor Projekte....es sei man haut gut Chemie drauf.

Martin,  hatte dir doch schon Hife zugesprochen, hab doch da schöne Buch mit den Truhen hier, von Nut bis Zapfen..da ist alles drinn.
Aber kurzum, entweder Eiche massiv oder Fichte massiv. Aus Fichte ist keine Truhe aus dem 12. Jah. erhalten, aber eine aus dem frühen 14. Jah.....aber ich würde sagen, das es absolut ok wär.
Btw. die Truhe in dem PDF ist eher 13. Jah, solche kamen im 12. noch nicht vor.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Æthelweard am 06.02.11 um 21:26:13
Rein Interesse halber: Gibt es zu der Haithabu-Seekiste Abbildungen?

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 06.02.11 um 21:49:06
ah, danke! das angebot hat sich in meinem gedächtnis irgendwie verirrt...
könntest du mir das material irgendwie zukommen lassen?
ein digitales bild der jeweiligen seite wäre mir elektronisch zugesand völlig ausreichend...

was ist an der pdf-truhe eigentlich unzulässig? ich nehme an der gewölbte deckel? sonst könnte ich das ja anpassen...

danke für die tips!

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Waldschraat am 06.02.11 um 21:49:37
Ja, es gibt welche in dem Buch "Viking-Age Ships and Shipbuilding in Hedeby". Alle Teile der Truhe im Maßstab 1:5 abgebildet.

Ansonsten aber nur eine kurze Beschreibung der Maße, Fundlage und das wars. Was gänzlich fehlt ist Angabe der Dicke des Materials, nähere Beschreibung zur Verbindung der Einzelteile (Holznägel, Eisen, Zapfen, Zinken, etc. etc.).

Habe mich auch mal an eine eigene Skizze gewagt, nur noch suche ich ein Sägewerk welches mir 30cm breite Bretter liefern kann.
Momentan hab ich mich auf das Sägewerk in Ahaus eingeschossen und wollte da mal vorbei fahren, nur habe ich die Befürchtung, das sdie nur schmalere Bretter haben  :-/

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 06.02.11 um 21:53:16
meinst du diese kiste?




Titel: Re: Truhe
Beitrag von Grypho am 07.02.11 um 07:00:37

Eriol schrieb am 06.02.11 um 20:22:29:
was ist denn ''stammware''?


Stammware ist nen Stamm in Streifen geschnitten und dann abgelagert. Die Streifen sind meist 25, 35 oder 55mm stark, um die 40-60cm breit und ca. 4m lang.

Für nen Quadratmeter von dem 35mm Buchenholz hab ich 55eu bezahlt.

Grypho

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 07.02.11 um 14:47:25
danke für den tip mit holz hegener. war heute da und konnte mir den weg zum tischler sparen. die haben alles da was ich brauche und können auch auf maß hobeln.

theoretisch hätten die auch genug eichenbretter, aber das wird echt zu teuer. und da wäre pro brett zuviel verschnitt.


Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 16.02.11 um 01:20:02
heute habe ich mir das komplette material für die pdf-truhe besorgt.
ich hab fichte genommen, sowie kiefer für den rundstab (da es den in fichte nicht gab) und bucheleisten für die holznägel.

hab mir das bei holz hegener geholt, und fürs material €50,- und für den zuschnitt €10,- bezahlt.

leider musste ich die maße etwas verkleinern damits mit den brettern hinhaut, aber ich hoffe das ist nicht dramatisch.

wenn man die teile hier so liegen hat wirkt es recht klein.. schätze mal bei einer weiteren truhe muß ich alles noch mal umrechnen und größer machen. aber abwarten, das kann ja täuschen.

der bau ist ja eh erstmal mehr zum erfahrungen sammeln.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Michael von Schweinspeunt am 16.02.11 um 19:43:24
Berichte mal, wies läuft. Ich wollt mich nach dem Umzug ans Werk machen. ^^ Nimmst Du nun genau die Form mit gewölbtem Deckel?

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 16.02.11 um 22:37:22
klar, kann ich gerne machen.
ich werde den leicht abgerundeten deckel versuchen. es ist auch relativ unkomplizert einen anderen zu bauen.

in der einkaufsliste der anleitung hat sich ein fehler eingeschlichen - die bodenplatte fehlt hier.

ausserdem macht es mehr sinn mit bauabschnitt 2 anzufangen, dem verleimen der front & seitenbretter, da die eh ne weile trocken müssen. die zeit kann man mit den frontstollen gut überbrücken.

meine seitenbretter hab ich aus brettern die schon nut und feder hatten gemacht.

beim zusammenpressen verbiegen die sich leider etwas, so das in der verbindung ein knick ist. ich versuche den rauszubekommen indem ich alle bretter zusammen mit schraubzuwingen gegeneinander gepresst hab. hoffe so kommen die wieder gerade.


021611173135.jpg (63 KB | )

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 16.02.11 um 22:39:48
mit den frontstollen hab ich dann auch begonnen.

ich werd versuchen die nuten mit meiner oberfräse reinzubekommen. hoffe ich versau mir dabei nicht alles...


021611222211.jpg (64 KB | )

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Werner am 17.02.11 um 11:44:59
Schaut doch soweit ok aus, die Beine hätte ich unten nicht angeschrägt, alle abb. des HMA´s haben gerade, angeschrägte habe ich vermehrt erst im 14. jah gefunden.
Also Finisch nimm reines Leinöl....würde die authentischte Optik geben.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 17.02.11 um 17:35:52
ja, so hatte ich das auch vor.
habe heute die nuten in den frontstollen fast vollständig ausgefräst. nur die für die boden-nut fehlt noch.
geht prima mit der oberfräse.
die seitenteile haben sich auch über nacht gerade gezogen.
bis jetzt ca. 5 stunden arbeit. das schwierigste wäre aber glaub ich geschafft.
passt sogar alles.

evtl. kann ich, wenn die truhe eh zu klein ist, ja die frontstollen einkürzen. dann fällt die anwinkelung nicht mehr auf. und sie nimmt weniger platz im auto weg.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Michael von Schweinspeunt am 17.02.11 um 20:51:33
Hmm.. wenn ich dann mal meine Truhe in angriff nehme, könntest Du mich gegebenenfalls unterstützen? Ich denk da an so tolle erfindungen, wie Oberfräse. ^^ Die Nuten bereiten mir da nämlich noch ziemlich Bauchschmerzen. ;)

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 17.02.11 um 21:25:50
klar, kein ding.
die anwendung ist aber nicht sonderlich komplex.
ich habe die nuten nicht in einem stück rausgefräst sondern in 3 schritten. geht auch in einem durchgang, ist aber weniger präzise und macht viel mehr dreck.

an der oberfräse ist eine schiene mit der du den abstand einstellen kannst. so einstellen das die ''gute'' seite der fräskante auf der gegenüberliegenden seite der schiene ist, so dass es unmöglich ist aus versehen in den bereich zu verrutschen der stehen bleiben soll.
dann noch einen kleinen fräser nehmen.
die tiefe kann man begrenzen, war bei mir nicht nötig, hab einfach auf maximale tiefe runtergefräst.
mehrere abstufungen machen bis man die tiefe hat, hab geschätze 3-4mm schritte genommen. machst du zu viel auf einmal springt der fräskopf und die kante wird unsauber.
das werkstück drehen und dann auf der anderen seite noch mal.
so hast du 2 gerade fräskanten mit den unsauberen seiten in der mitte.
da bleibt ja nun ein steg mittig stehen, den man mit einem stechbeitel bequem entfernen kann. und schon ist die perfekte nut fertig.

morgen kommen die passenden bilder, dann versteht man es besser.

(damit lassen sich auch prima passende federn für die nuten anfertigen..)

nur macht die sache extrem viel dreck.. und der ganze holzstaub kratzt in der lunge. je dünner der fräskopf, desto weniger dreck...

beim fräsen hab ich das werkstück im schraubstock festgeklemmt.
mit schraubzwingen am tisch festmachen geht auch, nur wirds dann schwierig mit der fräse nicht an der zwinge anzuecken...
nur ein teil von beiden sollte schon fest montiert sein.

ist villeicht klug an einem reststück erst mal zu üben.
die fräse bekommt man schon recht günstig. meine ist ne echt billige, da fehlt die präzision, aber für meine zwecke reichts.

mit einer kreissäge geht das natürlich genauso. nur mag ich diese höllenmaschinen nicht. die fressen mir zu gerne finger.

auch ganz von hand bekommt man das auch gut hin. die schnitte könnte man auch mit einer japan-säge oder so machen, und den rest mit nem stechbeitel.
aber michaelis ist der fachmann für holz, der kann da sicher mehr zu sagen. falls er sich nicht die haare ausreißt wenn er meinen schwachfug hier liest...  ::)


Titel: Re: Truhe
Beitrag von Werner am 17.02.11 um 22:51:26
Also ganz kurz mein Senf dazu gg Ich bin kein Holzfachmann, kenne aber welche aus der Szene die es gelernt haben und auch traditionell arbeiten, durch deren Aussagen bin ich bei vielen mitlerweile geschulter im Blick.
Man sieht z.B. ob Holz mit einem Handhobel oder einem E-Hobel gehobelt wurde, man sieht ob gebeitelt oder gefräßt usw. - und ich erkenne das dank den Leuten mitlerweile auch.
Klar sind wir alle keine Tischler, aber als Tipp kann ich immer nur sagen, evt die ersten 1-2 cm auf alte art machen....den Rest sieht man nicht gg - kleiner aber feiner Unterschied.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 18.02.11 um 00:11:16
guter tip. sieht nach handarbeit aus, passt aber perfekt. nicht das man das nicht komplett per hand schaffen könnte, aber das kürzt ab.

aber wie genau sähe hier die ''alte art'' aus?
ich phantasier mir hier ja nur was zusammen... was überraschender weise trotzdem klappt..

aber das mit dem hobel sieht man nur wenn man das holz nicht weiter bearbeitet. nach abschleifen und polieren tut sich da nix mehr.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Michaelis,Kurier der Königin am 18.02.11 um 09:59:22

Eriol schrieb am 17.02.11 um 21:25:50:
aber michaelis ist der fachmann für holz, der kann da sicher mehr zu sagen. falls er sich nicht die haare ausreißt wenn er meinen schwachfug hier liest...  ::)


Ganz im Gegentum,das liest sich sehr vernünftig.
Da hab ich schon ganz andere Fehlversuche hinter mir.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 18.02.11 um 22:41:44
danke.  :)

habe hier mal ein mal meine zeichnungen die ich mir für den bau gemacht habe. hoffe man kann was erkennen.

zuerst die einzelenen bretter mit maßen und dann als explosionszeichnung.
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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 18.02.11 um 22:43:39
hier das abhobeln der front & seitenbretter (um die kleine unebenheit an der klebekante zu entfernen) und das fräsen einer der nuten.

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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 18.02.11 um 22:46:24
hier die 2. fräsnaht fertig, und das ausbeiteln des mittelteils.

und fertig.

die tiefe ist nicht ganz die angezeichnete, aber tiefer geht die oberfräse nicht. egal. so ist die truhe halt etwas größer.
der stabilität sollte das hoffentlich nicht allzusehr schaden.
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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 18.02.11 um 22:49:27
hier das teil wo boden und frontbrett aneinander kommen.
durch meine änderungen an den maßen passt das nicht mehr so wie es soll. habe an der bodenplatte dann seitlich entsprechende ''flügelchen'' stehen lassen, nur vergessen das zu dokumentieren.
die bodenplatte habe ich dann jedoch aus leimholz angefertigt.
an der stelle halte ich das noch für vertretbar.
jedoch beim nächsten mal wird es aus dem selben material wie die seitenteile gemacht, ob man da jetzt ein brett mehr von macht ist auch kein unterschied, dafür aber komplett korrekt.
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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 18.02.11 um 22:53:24
hier mal trocken zusammengesetzt zum prüfen der passgenauigkeit, und mal ein bild zum prüfen der geräumigkeit.

hat für eine kühltruhe fast perfekte maße. (isolierung beigerechnet)

zum drauf sitzen etwas niederig, dennoch geht es relativ bequem.
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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 18.02.11 um 23:05:59
und noch mal von unten.. da hab ich leider die nuten der seitenbretter nicht bedacht. blöder fehler. so werde ich den boden nicht mit den seitenbrettern vernageln können. wenn das denn nötig ist, mal sehen.
denke ich werde in die nut eine passende leiste einleimen.

und dann fertig verleimt. musste mir noch passende schraubzwingen kaufen. das werkzeug hat deutlich mehr gekostet als die truhe.. aber nun kann ich auch wirklich große teile bauen, ne, ares?  ;)

das soll über nacht mal trocknen.

durch die ''flügelchen'' an der bodenplatte, musste ich von der bauanleitung abweichen und zuerst die vrontteile verleimen statt der seitenteile. sonst bekäme man den boden nacher nicht rein..
da sich der winkel der bauteile beim festspannen immer wieder verzogen hat, habe ich die teile auch nicht erst komplett aushärten lassen bevor ich weitergemacht habe.
habe direkt alles miteinander verleimt. war echt ne hampelei, aber ging ganz gut.
kleines problem dabei: was trocken noch super passte, wollte mit aufgetragenem leim nicht mehr passen.  >:(
nach exessivem einsatz von gummihammer und zwinge gings dann aber doch irgendwie.
nur das spaltmaß vom boden ist an front und rückseite nicht so überzeugend.. da wären noch 2 zwingen mehr nicht schlecht gewesen.

das wegwischen vom ausgetretenen leim war echt zeitintensiv. vor allem weil man noch mal von vorne anfangen darf wenn man an den zwingen noch mal nachzieht.  ::)

die schraubzwingen müssen anscheinend sehr krass festgezogen werden. obwohl ich meinte es sei schon mehr als fest genung hab ich noch was nachgozogen bis es einmal ''plopp'' machte und dabei eine recht hohe menge leim aus den nuten hervorquoll. das sollte wohl halten.

das waren jetzt noch mal ca. 5 stunden, damit wären wir bei ca. 10 angelangt.
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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 18.02.11 um 23:41:17
hier sei dann auch mal die quelle aller ideen geehrt:
http://www.mittelalterforum.com/index.php?page=Thread&threadID=3236&pageNo=1
bis zum ende des themas sieht man sehr schön wie simon immer besser wird.
ohne seine gute vorarbeit hätte ich wohl nie damit angefangen.

und mal seine hp: http://www.simons-mittelalterkunst.de/
er macht auch auftragsarbeiten.  ;)

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 19.02.11 um 01:41:53
habe da noch zufällig eine gut zum thema passende seite gefunden:
http://mittelalter-schmiede.de/startseite
da gibt es verschiedene beschläge, scharniere und schlösser.
das besondere: alles mit passendem nachweis, bzw. hinweis wenn es keinen gibt.  ;)
allerdings kein shop.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Werner am 19.02.11 um 01:58:10
Dann frag mal nach evt Preisen dort  ;D
Ein Grund waum ich mom selber Schlösser baue....Morgen härte ich die Feder. Allg. schau mal auf die Schlüssel da...da sieht man sogar noch den Schweißpunkt...nicht schön gemacht..naja jeder wie er mag.

Die Möbel von dem anderen Link, aus dem MA Forum sind echt nett, das einzige was ich bei dem immer bemängel sind die Beschläge....alle aus nen antikshop usw...also modern quasi - aber handwerklich echt schöne Holzarbeiten.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Michaelis,Kurier der Königin am 19.02.11 um 20:55:04


Du wirst doch nicht mit dem Schlosserhammer auf dem Stechbeitel...
Kauf dich n Holzhammer!
Und den Beitel drehst du andersrum,damit er sich nicht ins Material zieht,sondern das Material parallel,in der Stärke abnimmt,die du vorgibst.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 20.02.11 um 07:29:20
ah, danke, guter tip! wieder was gelernt.
ein gummihammer geht doch sicher auch?
ich hatte beim beitel beide richtungen mal ausprobiert. funktioniert hat beides, aber du hast schon recht, so macht das sinn.

habe dann bei der truhe noch ein wenig die überstehenden kanten glatt geschliffen.
und mal ein bild um die unschönen spaltmaße zu zeigen.
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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 20.02.11 um 07:37:51
dann hab ich mich mal ans anpassen des ersten holzscharniers gemacht.

erst das kantholz auf die passende breite gehobelt und dann die oberseite leicht angerundet ausgesägt.
die wölbung hab ich aber sehr dezent ausfallen lassen.

um die angezeichneten bereiche wegzubekommen hab ich mich diesmal komplett manuell versucht, da es für die fräse nicht praktikabel war.
zuerst die linien mit der japan-säge ausgesägt, was wirklich viel besser ging als ich das von meiner alten holzsäge gewohnt war. sie ist viel präziser und verzieht nicht. und der schnitt ist sehr dünn.
den rest hab ich wieder mit dem beitel rausgestemmt.
noch ein wenig verschliffen und es passt wunderbar.

fehlt nur noch das scharnier an sich.
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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Michaelis,Kurier der Königin am 20.02.11 um 18:59:05
Ne,Gummihammer ist zu weich.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 21.02.11 um 00:18:58
hab nen alten Plastik-Hammer gefunden. der war zur überbrückung bis der baumarkt wieder auf hat o.k.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 21.02.11 um 19:13:45
die löcher fürs scharnier hab ich in einem durchgebohrt. dabei macht es sinn die schenkel in ''parkposition'' festzuspannen.


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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 21.02.11 um 19:17:42
das hintere deckelbrett würde beim öffnen von der hinteren seite blockiert, also muß man hier etwas anschleifen.
in der anleitung kommt das so nicht klar rüber.
die scharniere sind hinten mehr rundgeschliffen als nötig wäre, aber um ein einheitliches bild mit der vorderen seite zu bekommen hab ich sie angepasst.
oder der kante der rückwand nimmt man natürlich weniger weg.
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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 21.02.11 um 19:23:15
dann noch die bretter drauf.
erst das mittlere, dann hinten & vorne. letztere beiden wie in der anleitung beschrieben leicht anfasen damit sie besser passen.
das vordere brett habe ich einige mm nach vorne überstehen lassen statt bündig mit den frontstollen abzuschließen wie in der anleitung. ich fand beim bau das sah besser aus.
und es kaschiert ein wenig wenn der deckel nicht 100%ig sitzt.
meiner hebt rechts ein bisschen ab, das würde man sonst sofort sehen.

hier das mittelbrett:
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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 21.02.11 um 19:26:37
sowie am tag darauf die anderen beiden.
habe das hintere eine stunde trocknen lassen bevor ich das vordere angesetzt habe.
beim verspannen wäre es nicht schlecht gewesen vorher daruf zu achten das man ja auch austretenden leim auf der innenseite des deckels entfernen muss.. nur so bekommt man den nicht auf...

und alles noch mal über nacht ruhen gelassen.


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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 21.02.11 um 19:32:55
dann hab ich mit den seitlichen griffen angefangen, die in der anleitung auch etwas zu kurz kommen.

hier sieht man die mal in allen baustufen, denke so kann man sich das besser vorstellen.

ich müsste jetzt bei ca. 15 stunden angelangt sein, und schätze mal das es insgesamt knapp 20 werden.

jetzt versteh ich warum solche truhen um die 300€ kosten...
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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Werner am 21.02.11 um 21:24:26
Griffe an dem Modell ?...Warte mit der Montage bist du das Buch hast,,,,,glaube die sind rein fikitv  :-?

Nochmal geschaut - keine Griffe! ....zumindest keinen den ich sehen konnte.
Die leicht überstehden Deckelkannte ist absolut ok, wurde öffters gemacht, damit man den Deckel besser anheben kann.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 21.02.11 um 23:53:28
na, gut das ich jeden bauabschnitt reinschreibe, so spar ich mir fehler.
hast recht, konnte auch keine griffe entdecken. sicher aber auch weil die truhe eh zu groß wären um sie so zu tragen. (vor allem beladen)
ich würde vermuten meine griffe würden auch abbrechen, nur mit 2 holznägeln gesichert.

hab mir auch schon eine andere methode überlegt die kisten zu tragen: mit einer seilschlaufe die man um die stollen legt. (oder einem gürtel)
bei schweren truhen so lang das man sie über die schulter nimmt, und das am besten mit 2 mann. (also jeder eine auf seiner seite) wäre schön rückenschonend.

dann spar ich mir mal die arbeit mit den dingern.

so wäre die kiste nun auch bis auf die fehlenden holznägel und das finish fertig.  8-)

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Michaelis,Kurier der Königin am 22.02.11 um 19:50:05

Eriol schrieb am 21.02.11 um 23:53:28:
ich würde vermuten meine griffe würden auch abbrechen, nur mit 2 holznägeln gesichert.


Da kommt dann der Anpressdruck des Leims ins Spiel.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 23.02.11 um 20:08:20
hab dann die holznägel noch angefertigt.
mann sollte sie längs schneiden, nicht quer. die brechen sonst beim einschlagen.

die unterseite der truhe hab ich dann auch noch mit passenden leisten in den nuten kaschiert.

am rest der truhe dann noch die kanten gebrochen und etwas abgeschliffen.
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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 23.02.11 um 20:10:43
die holznägel hab ich dann noch etwas angespitzt.
löcher hab ich in 5mm vorgebohrt und mit ein wenig leim gefüllt.
nägel eingeschlagen, überstehenden rest abgesägt und plattgekloppt.

hoffe das ist korrekt so. oder feilt man die plan?
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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 23.02.11 um 20:11:50
demnach ist die truhe nun fast fertig.

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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 23.02.11 um 20:14:37
fehlt nur noch das leinöl.

hab mal gelesen man soll beim ölen mit den verwendeten lappen vorsichtig sein. die öligen lappen können sich unter umständen selbst entzünden.
vorsichtshalber nehm ich dafür papiertücher die dann in der toilette verschwinden, oder lappen im grillfeuer.
nur das papiertuch fusselt stark...
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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 23.02.11 um 20:16:03
und fertig!  8-)

das ist jetzt die erste schicht öl, später zerleg ich das teil nochmal und öle die letzten stellen nach.
dann wird der zapfen am scharnier auch komplett eingeschlagen.

fazit: der deckel ist etwas verzogen, der boden hat große spaltmaße, eine frontstolle ist etwas schief und die truhe kippelt ein wenig. und die angeschrägten stollen  sind nicht belegt.
ansonsten bin ich für den ersten versuch recht zufrieden.
man kann bequem drauf sitzen, es knarzt nicht und der platz ist ausreichend.

im nächsten schritt wird die truhe noch ein wenig getunt.
völlig unhistorisch, aber reversiebel. das bleibt jedoch geheim.  :P
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Titel: Re: Truhe
Beitrag von Werner am 23.02.11 um 22:22:56
Gefällt  :)
Das mit dem Leinöl mache ich auch so, tücher abfackeln und Klopapier ins Klo...gg
Dene aber nicht das zwei Ölungen reichen, bin z.T. 5 mal drüber....das Holz ist meist sehr durstig. Tipp, pinsel das Öl auf, Pinsel auswaschn und auf nen Steinboden legen - später dann mit nem Lappen polieren etc.
Wenn ich grübel, kann ich mir dein folgenden Umbau vorstellen, wenn es das ist, was ich denke...melde dich, hab da noch Ideen ;)

Btw. absolut genial das du hier jeden Schritt dokumentiert hast, sa kann man echt konstruktiv Vorschläge machen, auf Fehlerchen hinweisen und so weiter - sollte man bei allen größeren Projekten machen, mein Lob :)

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 24.02.11 um 08:10:31
danke.
und ich schätze mal du liegst korrekt.  ;)
da hab ich von dir abgeguckt.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Jeanne de Beaumont am 24.02.11 um 12:04:48
Hey, sieht echt schick aus! Respekt.
Wie lange hast Du jetzt insgesamt dran gesessen?

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 24.02.11 um 16:52:05
geschätzte 15-20 stunden. so genau kann ichs nicht sagen.
bzw. an tagen genau eine woche.
hab mir aber viel zeit gelassen. musste die meisten techniken ja erst an probestücken testen.
die nächste wird bedeutend schneller gehen.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Geoffrey am 24.02.11 um 17:41:35
Sieht sehr gut aus!  :) Falls du noch eine Truhe bauen willst, dann nur zu. Abnehmer lassen sich leicht finden.  ;) Ansonsten würde ich im Herbst/Winter vielleicht deine Erfahrungen in Anspruch nehmen wollen.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 24.02.11 um 19:36:07
ja, das hab ich mir auch schon überlegt..

wollte mich als nächstes villeicht an eiche ranwagen. würde mich jemand mit ausreichend material für 2-3 eichentruhen versorgen, könnte da eine bei abspringen...  ::)

aber jetzt sind erst mal die anderen projekte dran.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Meyra am 25.02.11 um 07:39:24
Der nächste Winter kommt bestimmt. Dann kannst du ja mal einen Workshop leiten  :D.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 03.03.11 um 03:43:05
ein paar erkenntnisse zum material:

eiche wurde in den meisten fällen verwendet.
seltener auch nadelholz (zumindest sind davon weniger erhalten, was aber auch nicht soo sehr überrascht)
und einen besondern fall habe ich gefunden wo buche und nadelholz in einer truhe kombiniert wurde.  :-?

zum scharnier:

meist wurde das eisendornscharnier verwendet, also statt dem eingesetzen rundstab ein rundmetall-stift mit passendem beschlag damit der stift nicht rausfällt.
(obwohl man sich da anscheinend streiten kann ob die holzstifte nicht nachträglich durch eisenstifte ausgetauscht wurden.)

gewöhnliche scharniere wie man sie so kennt sind wohl nur an den älteren seitenstollentruhen (ca.1180) original und bei moderneren. (ab ca. 1300-1400)
bei truhen aus unserer zeit sind solche scharniere meist moderne reparaturen kaputter eisendornscharniere.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von ingo am 16.03.11 um 21:58:52
ganz hübsch geworden, jedoch die Holznägel sind leider falsch hergestellt - niemals soetwas sägen, Holznägel müssen gespalten werden, nur so bleibt der naturgegebene Faserverlauf erhalten und der Nagel stabil, die Gefahr des vorzeitigen Zerbrechens beim Einschlagen somit sehr minimiert,

Bretter und Balken sind "früher" auch eher gebeilt bzw. gespalten worden ("Spaltbohlen") da man wusste, dass zur längeren Haltbarkeit die Wuchsrichtung des Faserverlaufs erhalten bleiben muss  ;)

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 17.03.11 um 02:44:54
nun.. von der gesägten form bleibt ja nichts übrig, da man die ja noch rund schnitzen muß. und dann hat man ja die gespaltene oberfläche. das sägen dient ja nur der groben formgebung.
oder irre ich da?

für meine neue truhe versuche ich auch spaltbohlen zu besorgen, und hobel die obefläche von hand ab.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 20.03.11 um 00:03:51
einige erkenntnisse die ich mittlerweile gewonnen habe:

- truhen hatten normalerweise ''schwertlänge'', waren also so breit das ein schwert hineinpasst.
- gewöhnlich war bei frontsollentruhen als scharnier ein eisendornscharnier mit beschlag damit der eisendorn nicht rausfällt. (entspricht dem holzscharnier an meiner truhe, nur halt mit nem eisendorn) truhen mit ''normalen'' scharnieren haben diese meist nur als modernen ersatz für defekte eisendorn oder ösenscharniere.
- bei seitenstollentruhen sind auch ''normale'' scharniere belegt. deren exakte konstruktion ist leider nicht genau beschrieben, aber dürfte der der schloßfallen weitestgehend entsprechen. im prinzip wie ein modernes baumarkt scharnier. (was nicht heisst das man so eins jetzt für eine rekonstruktion nutzen kann)
- material war meistens eiche, selten auch nadelholz oder buche. nadelholz meist als moderne reparatur, oder in zeitlich später gebauten. (ca. 14. jhd)
- recht verbreitet waren eisenringe an den schmalseiten der truhen. (für den transport mit stangen und seilen) wohl primär für archivtruhen etc.
- die einfacher konstruierten seitenstollentruhen kann man als die verbreiteteren möbel ansehen. das nicht so viele erhalten geblieben sind liegt wohl an ihrer gewöhnlichkeit und darauf folgender mangelnder pflege. (gemutmaßt)
- interessanter weise finde ich in der konstruktion keinerlei hinweise auf leimung. stülpnagel geht in seinem buch gar nicht darauf ein, er beschreibt nur die verbindungsarten sowie holz und schmiedenägel.
mehr findet man aber hier:
http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/alteartikel/4581-henndorfer-stollentruhen-beschaeftigen.html

zitat: ''Auch hinsichtlich der Entstehungsweise der ausschließlich aus Buchenholz gefertigten Stollentruhen tappt man noch im Dunkeln. Da sich Buche leicht verformt, mussten die Truhen mit Nutfassung der Bretter und mit Holznägeln verfestigt werden. Es gab keinerlei Verleimungen.''

die gemeinten truhen werden zwar auf das 16.-17.jhd datiert, aber da sich an der kontruktionsweise über die jahre kaum etwas geändert hatte, kann man wohl annehmen das kein leim verwendet wurde.

ob die holznägel mit leim eingetrieben wurden ist auch nicht herauszubekommen. allem anschein nach sind das recht lose konstruktionen.

- ich habe mittleiweile 10 truhen gefunden die in unser zeitfenster passen angefangen bei 1174 - 1184 einige um 1200 und 1230. ich denke die sollten alle passend sein, auch wenn eine mal 50 jahre später ist, in der zeit wurde das rad nicht neu erfunden. zumal viele truhen aus dem 17. jhd denen von 1180 immer noch gleichen.

zur hälfte sind es seitenstollentruhen, zur anderen frontstollentruhen sowie eine kastentruhe. einige sind durchaus praktikabel von den maßen.

quelle ist das gute buch über ''die gotischen truhen der lüneburger heideklöster'' von K.H.v Stülpnagel

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 20.03.11 um 00:11:58
ich erarbeite mir gerade alle informationen die ich für eine rekonstruktion der truhen brauchen kann.

ebenso plane ich eine besichtigung der köster in wienhausen, lüne und ebstorf. brauche unbedingt ein paar bessere bilder.
wenn jemand an der expedition teilnehmen möchte, ich hab noch platz im auto.
nebenbei ist das panzermuseum in munster da direkt um die ecke... (liegt kurz unter hamburg) wäre was für furor expeditionicus.  :P

ist etwa 3 stunden fahrt..

wienhausen, ebstorf, lüneburg und auf dem rückweg munster wäre eine gute route. 8 1/2 stunden gesamtfahrzeit sind aber mal ne ansage, jedoch zu schaffen. ansonsten ist in munster ein sehr schönes günstiges hotel mit sehr leckerem essen. fürs panzermuseum muß man eh einen ganzen tag rechnen.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 21.03.11 um 10:06:44
Für Exkursionen bin ich immer zu haben, allerdings sieht es vor Bouvines zeitlich düster aus.

Titel: Re: Truhe
Beitrag von Eriol am 21.03.11 um 10:37:15
ich glaub davor ist eh alles noch geschlossen.. wäre wohl was für den mai.

und noch eine neue erkenntnis zu den holznägeln:
in einem in ungarn in den 50er jahren gedrehten film geht es um den bau von doch bzw. giebeltruhen. die dort gezeigten techniken passen perfekt zu den werkzeugspuren an den originalen truhen. was den schluß nahe liegt das sich in der konstruktionsweise eigentlich nichts getan hat.
und zu den holznägeln wird folgendes gezeigt: die fertigen nägel werden vor dem einschlagen in einem ofen sehr stark getrocknet. (wodurch sie sich zusammenziehen) dann angespitzt und stramm eingeschlagen. (ohne leim wohlbemerkt) durch die luftfeuchtigkeit dehnen sie sich wieder aus und sitzen besonders fest. netter trick.

auch die nutverbindungen werden nur mit einem holzhammer stramm eingeschlagen, nicht verklebt.

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