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Historische Darstellung und Re-enactment >> Kleidung >> von Hand genäht?!?!
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Beitrag begonnen von Andreas von Aurocastro am 02.10.03 um 09:06:24

Titel: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Andreas von Aurocastro am 02.10.03 um 09:06:24
Hallo,

wie wurde, und mit was für Stiche genäht? Z.B. Wappenröcke oder Hosen?
Gibt es da Stichvorlagen oder ist das egal wie man die Stoffe zusammen näht!?!?




Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 02.10.03 um 11:20:04
Hatte in Italien Gelegenheit, das Gewand des Hl. Franz von Assisi zu studieren. Wenn das Ding wirklich echt sein sollte, dann wurde in feinen Parallelstichen gearbeitet, etwa so:

||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||

Auch Kreuzstiche sollte es gegeben haben:

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

...um nur zwei Beispiele zu nennen.

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Andreas von Aurocastro am 02.10.03 um 13:00:53
@ Ares,

aber wie ist es mit der Festigkeit der Nähte? Und mit was von Garn soll ich das nähen?


Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Tankret de Donjon-Blanc am 02.10.03 um 19:02:45
Damals wird das wohl Leinen, Wolle, Baumwolle oder gar Seide gewesen sein. Dies lässt sich heute aber nur schwer aufteiben. Lenard (siehe Literaturliste des Rüstungsartikels auf diesen Seiten) hat noch eine Anzahl weitere Nahtvarianten in seinem Buch über Keildung und Rüstung der Früh- und Hochgotik aufgeführt.
Praktisch würde ich zu Re-enaktmentzwecken aber versuchen soviel wie möglich mit einer Nähmaschine zu nähen damit die Kleidung ggf. auch schnell erneuert werden kann.

Möchte man aber herausfinden wie stabil die Nähte und das Garn im Mittelalter gewesen sind, muss man zwangsweise das Garn nach historischen Vorgaben selber herstellen und dann die Nähte mit der Hand nähen (Das der Stoff auch noch handversponnen und handgewebt sein sollte ist dann natürlich klar). Hierbei ist aber zu beachten, das ein Schneider sehr präzise und schnell mit der Hand nähen kann (bzw. konnte). Die meisten Leute von heute können so was nicht mehr in solcher Qualität. Mein Vater hat in seiner Lehre noch beigebracht bekommen wie man mit der Hand näht. Die Nähte sind kaum von Maschinennähten zu unterscheiden. Eine derartige Qualität erreicht keiner, der mal eben ein oder zwei Gewänder herstellen möchte. Auch das heute handelsübliche Garn unterscheidet sich von früheren Garen nur dadurch das es weinger schnell reißt. Daher nähe ich meine Gewänder weitestgehend mit den heute zu Verfügung stehenden Material und technischen Mitteln.            

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Roger1066 am 03.12.03 um 21:21:40
Ich nähe mit Leinengarn den bekommt man fast überall im netz. ausserdem nähe ich mit stepptich. <-- mache es mir leicht *gg*

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von William de Granville am 11.12.03 um 12:17:35
2. Möglichkeit stellt nen mittelweg dar. Alle nicht sichbaren Nähte mit der Maschine. Die Sichtnähte mit der Hand.

Ist n Kompromiss zwischen schnell und nah am Original.

Zu Nah am Original :

man bedenke das im MA die Kinder mit 4 Jahren angefangen haben zu nähen. Das zu Grunde gelegt, kann man davon ausgehen, das Handgenäht im Mittelalter annähernd so prazise und gleichmässig gewesen sein werde wie heutzutage eine Nähmaschine.

Stabilität.

Da fällt mir ein kommentar von Tankret ein...


Die handgenähten Nähte an den Rüstungen sind die besten überhaupt, die Maschinennähte musste ich alle schonwieder nachnähen.

insoweit, Handnähen hat Vorteile ( Haltbarkeit ) und Nachteile ( Bauzeiten ).

Je nachdem wie weit man beides Mischt kommt man zu dem Ergebnis was der einzelne haben will :-)


Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Roger1066 am 11.12.03 um 16:13:21
Ja aber man musst das mit sich ausmachen können. Ich will keine machinengenähte sachen tragen. einer aus unsere truppe meinte nur das er erst mit hand näht wenn er handgewebten stoff bekommt. <--------ist auch ne aussage.

Stimmt die machinengenähten sachen reissen immer auf ich musste noch nie eine naht von mir nachnähen

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von William de Granville am 13.12.03 um 12:17:17
naja, selbst der handgewebte stoff stammt von modernen Quellen, wenn mans richtig machen will ist bei Wollen von Rückgezüchteten Schafen, Handverarbeitet, Handgesponnen, handgenäht.

Geht etwas weit imho.

Auf beim weben gerne der Hinweis, man bedenke mit welchen alter die kinder anfingen das spinnen und weben zu erlernen, und überlege dann welche Qualität daraus erwächs, ich denke der Unterschied zu modernen Stoffen wäre nicht so deutlich gewesen.

Habe handgewebte Stoffe zuhause, aber ich muss sagen, für sowas wäre im Mittelalter höchstens kinderware gewesen....


naja, kommt vom thema ab.

ich werde mal nachsehen, meine habe da ein buch mal in händen gehabt in dem Näharten und spezielle Stiche beschrieben waren, update folgt :-)

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Tankret de Donjon-Blanc am 14.12.03 um 17:44:58
Maschinennähte die aufgehen ???
Ist bei meinen Gewändern noch nicht vorgekommen.  

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Bernhard Roussel d Alencon am 14.12.03 um 18:04:47
;DBei mir auch nicht!!! Dann machen wir zwei wohl was falsch!!! ;)

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Tankret de Donjon-Blanc am 14.12.03 um 18:05:34
glaube ich auch  ;D

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Volpe am 20.06.04 um 23:25:24
Hi zusammen!

Hatte das Glück von meiner Oma Handgewebtes Leinen aus den 30igern zu bekommen. Es ist in einen schönen blaßgrün und reicht für eine Cotte oder Tunika.
Ich muss sagen, dass die Qualität weit über den Heutigen liegt. Habe noch nie in einem Textielgeschäft enger gewobenes Leinen gesehen. Selbstverständlich werde ich ein so wertvolles Leinen nur von hand nähen. Auch meine übrigen Kleidungsstücke nähe ich (oder lasse von meiner Freundin  ;) ) per Hand nähen.
Eine absolute Ausnahme mache ich bei groben Leinen. Dort geh ich mit der Maschine einmal rum damit das nicht ausfranst. Die Ränder schlag ich doppelt ein, dann sieht man das später nicht mehr. Auch wenn, wie schon oben erwähnt und wir nicht so die übung haben sehen manche nähte etwas ungleichmäßig aus. ich finde das das aber nicht stört, mann kann ja immer noch sagen das man das selbst flicken musste, da einem die Lakaien weggelaufen sind *G*
oder das es ein lehrling gemacht hat und das es so preiswerter war (kommt für adeliges volk ja wohl nicht in frage) nunja soweit mein statement dazu.

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Michael am 21.06.04 um 18:59:15
Hübsche Anleitungen zu Stichen inklusive Schnittmustern gibt es in Sarah Thursfiels "The Medieval Tailor's Assistant" .. dazu werden auch noch Stoffe, Webarten und Farben erläutert. Kostet über amazon ca 41,- und ist recht nützlich. Allerdings steckt hier der Teufel im Detail. Die Autorin ist US-Amerikanerin und rät auch gerne zu Plastikknöpfen anstatt Holz oder Hornvarianten. :-/

Ein weiterer guter Tipp ist: Holt Ecuh das Aussteuerleinen von ebay .. so gutes Leinen und so günstig bekommt ihr selten. Eben wie das von Omma.

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Kjeitell am 29.04.05 um 18:12:02
(kleine anmerkung) Baumwolle gab es in Europa um diese zeit noch nicht.

Gossypium barbadense (westindische Baumwolle) hat ihren Ursprung in Südamerika

Baumwolle ist ein Malvengewächs
Die Naturfaser Baumwolle stammt von der einjährigen Baumwollpflanze (gossypium), die ein naher Verwandter der Malvengewächse ist.

In jedem Frühjahr werden Ihre Samen auf den riesigen Baumwollfeldern im Süden der USA ausgesät. Zwei Monate nach der Aussaat entfalten sich wunderschöne Malvenblüten, deren Farbe sich innerhalb von drei Tagen von Cremeweiß zu Rot wandelt. Hieraus entwickeln sich feste grüne Kapseln, in denen die Samen und Baumwollfasern geschützt heranreifen.
Die Baumwollkapseln reifen ca. 55 Tage in der Sonne, bevor sie braun werden, aufbrechen und die weißen, weichen Baumwollfasern, die die Samen umhüllen, zum Vorschein kommen lassen.
Nach der Ernte werden Samen und Baumwollfasern in den USA in der so genannten „Gin“ sorgfältig voneinander getrennt.

Erst mehr als 200jahre nach der endeckung Amerikas durch ihr wisst schon wen (nein nicht Leif) wurde ihr wert auch als Handelswahre erkannt und kamm dann zu uns nach Europa.

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 29.04.05 um 20:24:30
Ja, schade!

Baumwolle ist "seit Alexander dem Großen von Indien her in Arabien, Syrien und Malta verbreitet, im FrühMA auch in Persien, Mesopotamien, Kreta, Zypern, Makedonien, Thessalien bis zum Schwarzen Meer. Die Araber bringen Anbau und Verbreitung der Baumwolle seit dem 8. Jahrhundert nach Spanien, Sizilien, Kalabrien."

Weiterhin: Rasch steigender Import von Baumwolle Anfang des 12. Jh. aus Syrien und Ägypten nach Europa über Venedig, Marseille, Genua und Pisa. Verarbeitung seit dem 12. Jahrhundert in SO-Spanien, Frankreich, Oberitalien und den Niederlanden. Große Verbreitung durch Verwendung in Mischgeweben mit Leinen (Barchent), Wolle (Zwilch) und Seide.

Quelle: PEYER, H.C: Baumwolle. in: Lexikon des Mittelalters, München/Zürich 2000.

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Kjeitell am 29.04.05 um 21:42:24
Dann gibt es verschiede Lexikas ;)  mit verschiedenen geschichten ;), denn der text kommt vom Brockhaus (fast kopiert)
100% sicher ist aber das nie ein Wikinger Baumwolle gesehen hat ;)

was richtig ist oder nicht vermag ich nicht zu sagen und ihr auch nicht, denn wie ihr seht gibt es viele verschiedene  "Warheiten" naja ich weis nicht was ich dazu sagen soll.

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Ares Hjaldar de Borg am 30.04.05 um 01:52:51
Ok, das Problem ist der Brockhaus. Während das LexMA eine wissenschaftlich anerkannte Sammlung ist, gilt der Brockhaus als nicht zitierfähig bzw. "populärwissenschaftlich". Daher können solche Fehler schnell auftreten. Weitere nicht zitierfähige Quellen sind z.B. Meyers Lexikon oder die Wikipedia.

Das bekommt man im Geschichtsstudium eingebleut. :-)

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von William de Granville am 02.05.05 um 08:39:53
so nu darf ich mal :)

Hospitalverordnung von Roger de Molins von 1182 reingestellt. Darin fand ich: X. Kapitel Der Prior der Lombardei sende jährlich zweitausend Ellen Baumwolltücher verschiedener Farben und spende diese zusammen mit seinem Kapitel XI. Kapitel Der Prior von Pisa sende auch so viele Ellen desselben Tuches XIV. Kapitel Der Prior von Antiochien soll hierher zweitausend Ellen Kattun (Baumwolltuch) schicken, um auch die Bettlaken der Kranken zu erweitern.

soviel zu Baumwolle :-)

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Walter am 07.05.05 um 01:00:04

schrieb am 29.04.05 um 21:42:24:
Dann gibt es verschiede Lexikas ;)  mit verschiedenen geschichten ;), denn der text kommt vom Brockhaus (fast kopiert)
100% sicher ist aber das nie ein Wikinger Baumwolle gesehen hat ;)

was richtig ist oder nicht vermag ich nicht zu sagen und ihr auch nicht, denn wie ihr seht gibt es viele verschiedene  "Warheiten" naja ich weis nicht was ich dazu sagen soll.

Naja, und als welche wahrheiten definierst Du dann die Restfunde von BW textilfragmenten im hafen von Haithabu und den Gräbern von Birka?
Nicht, dass diese Fetzen Stoff ein Grund für BW in der Darstellung wären, aber ehe man eine 100% Aussage trifft, sollte man sich schon sicher sein, ehe man den X-ten Marktmythos unreflektiert nachplappert, oder?

Gruss,
W.

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Kjeitell am 07.05.05 um 02:11:57
Es wurde auf keiner Grabung nur ein Hauch baumwolle gefunden weder in Haitabu nicht in Birka nicht sonstwo.
Wie jeder weis verschwanden die Wikinger um 1100 von der bildfläche und alles was aus der zeit danach gefunden wurde, ist Wikinger technich egal.
Wenn was aus stoff gefunden wurde dann Wollstoff aus schaafswolle.

Die klamotten die im schloß museum und im Haitabu museum ausgestellt sind bestehen aus dem material was schaafe so mit sich rum schleppen.


Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Nina am 07.05.05 um 10:02:55
dann hatten die wohl auch kein Leinen... wenn nur Wolle gefunden wurde  ;D

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Walter am 07.05.05 um 11:03:07

schrieb am 07.05.05 um 02:11:57:
Es wurde auf keiner Grabung nur ein Hauch baumwolle gefunden weder in Haitabu nicht in Birka nicht sonstwo.
Wie jeder weis verschwanden die Wikinger um 1100 von der bildfläche und alles was aus der zeit danach gefunden wurde, ist Wikinger technich egal.
Wenn was aus stoff gefunden wurde dann Wollstoff aus schaafswolle.

Die klamotten die im schloß museum und im Haitabu museum ausgestellt sind bestehen aus dem material was schaafe so mit sich rum schleppen.

Schnapp dir die Grabungsberichte zu Birka, Grabnummer darfst Du selbst raussuchen (sind nur knapp 900, sollte dir als Spezialist für Gräber keine Probleme machen), dann reden wir weiter...

Nina, damals regnete es auch nicht, oder hast du schon mal aufs FMA datiertes Wasser gesehen :)


Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Walter am 21.06.05 um 22:03:41
Na, wo bleibt die Antwort unseres 100% Experten?

Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Nina am 21.06.05 um 22:34:41
der sitzt hoffentlich ein '*ggg*


ach Wasser.... im Knabebgrab unterm Kölner Dom hatte es eine Flasche mit Wasser, leider ist das bei den chemischen Analysen damals restlos draufgegangen.... :O(



Titel: Re: von Hand genäht?!?!
Beitrag von Walter am 21.06.05 um 22:38:11

schrieb am 21.06.05 um 22:34:41:
der sitzt hoffentlich ein '*ggg*


In Apahatschis ... äh Walters Gesicht spiegeln sich Trauer und Schmerz ...

Zitat:
ach Wasser.... im Knabebgrab unterm Kölner Dom hatte es eine Flasche mit Wasser, leider ist das bei den chemischen Analysen damals restlos draufgegangen.... :O(

Pah, wilde Spekulation... :)

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